Das Land am Feuerfluss - Roman
Morgan’s Reach wird für die kurze Zeit, die ich hier verbringen will, schon genügen.«
Terence bemerkte, dass die beiden Frauen einander mit eiserner Intensität musterten, und sein Mut verließ ihn. Die erste Kampfansage war erfolgt, und Granny war nur zu gut imstande, den Fehdehandschuh aufzunehmen und zurückzuwerfen.
Sal wurde von melodiösem Vogelgesang und köstlichem Duft nach frisch gebrühtem Kaffee wach. Obwohl sie und Max den Rest der Nacht damit verbracht hatten, zu essen und zu trinken und einander von den Monaten zu erzählen, in denen sie getrennt gewesen waren, hatte sie traumlos geschlafen. Sie fühlte sich erfrischt und war neugierig auf den neuen Tag. Sie reckte sich ausgiebig, bevor sie die Decke von sich schleuderte.
Der kleine Reisewecker, den sie mitgenommen hatte, zeigte ihr, dass es bereits nach elf Uhr war, aber hier bestand kein Grund zur Eile. Sie blieb noch einen Moment liegen, um die Umgebung in sich aufzunehmen.
Das steile, tief herabhängende Dach hielt die Sonne davon ab, direkt in die Fenster zu scheinen, doch das gesprenkelte Licht, das durch die nahen Bäume drang, tanzte auf den Holzwänden bis hinauf in die hohen, nackten Dachbalken. Max hatte diese einräumige Hütte Balken für Balken selbst gezimmert. Die stabile Feuerstelle und den Kamin hatte er eigenhändig aus den dunkelroten Steinen gebaut, die in dieser Gegend überall im Busch verstreut lagen, wobei er jeden einzelnen nach der Farbe und den schwarzen, blauen und grauen Maserungen ausgewählt hatte. Er hatte den Holzboden verlegt und poliert, jede hölzerne Dachschindel zugeschnitten und sorgfältig verarbeitet und sogar den alten Kochherd überholt.
Sal betrachtete die wenigen Möbelstücke und die rudimentäre Küchenzeile mit einem Spülstein, zwei Regalbrettern und einem Fliegenschrank, der daneben an einem Haken hing. Max schlief auf der durchhängenden Couch, wenn sie zu Besuch war. Dazu gab es einen selbst geschreinerten Tisch mit zwei Stühlen und das Bett, auf dem sie lag. Es war in der Nische neben dem Kamin eingebaut. In kalten Nächten konnte Sal hier warm und gemütlich liegen und das Flackern des Feuers an den Wänden beobachten – aber an diesem heißen, schwülen Tag war die Hitze der Feuerstelle nahezu unerträglich.
Fließendes Wasser oder Elektrizität gab es nicht, schon gar kein Bad. Der große Kupferboiler an der Rückwand musste mühsam per Hand mit Wasser aus Eimern gefüllt werden, die zwischen Fluss und Haus hin und her zu tragen waren. Als Wanne diente ein großer Zinnbottich; ein Loch im Boden, abgeschirmt nur durch Leinenbahnen, die in einem Baum hingen, ersetzte ein WC . Diese Bleibe war primitiv und abgeschieden, doch Max’ liebevolle Fürsorge zeigte sich in jedem glänzenden Balken und jeder sauberen Zinke – und für Sal war es der schönste Ort auf Erden.
Unfähig, die Hitze noch länger zu ertragen oder dem Kaffeeduft zu widerstehen, sprang sie aus dem Bett, machte ihre Toilette und zog sich Rock und Bluse über. Sie bürstete sich die Haare, legte Ohrringe und Armbänder an und fühlte sich bereit für den Tag. Ihr Gesicht schmerzte noch immer, aber nicht so stark, dass es sie beeinträchtigte, und die Schwellung um ihr Auge war so weit zurückgegangen, dass sie wieder richtig sehen konnte.
Sie goss sich eine große Tasse dampfenden schwarzen Kaffee ein und tapste barfuß hinaus auf die Veranda in den strahlenden Sonnenschein.
Die Ponys grasten unter den Bäumen auf der anderen Seite der Lichtung. Brandy, der Max zu Füßen saß, wedelte mit dem Schwanz zur Begrüßung, erhob sich aber nicht, als Sal sich näherte. Mann und Hund hatten sich wahrscheinlich schon im Morgengrauen vor der Staffelei niedergelassen, die mitten auf der Lichtung stand. Was nicht weiter überraschte, denn Max malte gern im frühen Morgenlicht. Konzentriert setzte er mit gelber Ölfarbe kleine Pfeile auf die Leinwand und brachte Leben in die Buschlandschaft, als habe die Sonne sie geweckt.
»Bei dir sieht das so einfach aus«, staunte sie. »Ich wünschte, ich könnte es auch.«
Lächelnd wandte er sich ihr zu. »Ah, guten Morgen, Schlafmütze«, sagte er. »Wie nennst du diese Zeit?«
Sie grinste zurück. »Nicht alle wachen mit der Sonne auf. Und ich habe Ferien, schon vergessen?«
»Du hast das beste Licht verpasst, falls du heute malen wolltest.« Er konzentrierte sich wieder auf die Leinwand. »Das nächste Gewitter zieht auf.«
Sal beobachtete die purpurroten, grauen und blauen
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