Das Land am Feuerfluss - Roman
Hitze – mit Sicherheit zunehmen würde, wenn er über diesen holprigen Untergrund ging. Er schaute sich nach etwas um, was er als Gehstock benutzen könnte. Nichts, kein Zaun, nur meilenweite Leere und eine Stille, die wie ein Wurm an seiner Seele nagte.
Er konnte keine Spuren seiner Stiefel auf dem Boden erkennen, lediglich Sandverwehungen, war aber sicher, dass er nach Norden gegangen war, bevor er stürzte. Aber seitdem hatte er sich gedreht und gewendet, um nach Schlangen Ausschau zu halten, und dann seine Lage erneut verändert, um die Umgebung zu erkunden und einen Stock zu suchen. Panik überfiel ihn, als er verzweifelt überlegte, was zu tun sei.
Dann hatte er einen Einfall, und er kramte hastig in seiner Tasche nach der Uhr. Er hielt sie mit dem Ziffernblatt parallel zum Boden, drehte sie so lange, bis der Stundenzeiger dorthin zeigte, wo vermutlich die Sonne stand. Das war bei dem dichten Dunst schwer zu erkennen, aber Algernon glaubte, dass es sicher nicht allzu viel ausmachen würde, wenn er nur etwas danebenlag. Er spähte auf das Zifferblatt, sah, dass es vier Uhr morgens war, und berechnete, dass Norden bei zwei Uhr liegen müsse.
Zufrieden lächelnd steckte er die Uhr wieder ein und band sich das Taschentuch vor Mund und Nase. Er war immer stolz auf seine Fähigkeit gewesen, Dinge im Kopf zu behalten, und diese Orientierungsmöglichkeit hatte er vor langer Zeit von einem alten Seemann gelernt, den er im Hafen von Sydney kennengelernt hatte. Heute war sie ihm auf jeden Fall von Nutzen. Die Hauptstraße konnte jetzt nicht mehr allzu weit entfernt sein.
Während Algernon unter Schmerzen über den holprigen Pfad humpelte, war ihm überhaupt nicht bewusst, dass seine Uhr stehen geblieben und er in einem großen Kreis gegangen war. Der Schimmer, den er für die Sonne gehalten hatte, war in Wirklichkeit das sich schnell ausbreitende Buschfeuer. Und er hielt direkt darauf zu.
10
S al hatte Max während des Gewitters getröstet, und als es vorbei war und er seine Ängste bezwungen hatte, war sie in seinen Armen eingeschlafen.
Nun befand sie sich in dem angenehmen Zwischenreich von Schlaf und trägem Wachzustand und wollte sich nur ungern daraus lösen. Max’ Wärme umfing sie, sein fester, langer Körper war neben ihr ausgestreckt, während sie im Rhythmus seines Herzschlags atmete. Allein seine Nähe vermittelte ihr das Gefühl, sicher und geborgen zu sein, und sie schmiegte sich in seine Arme, hob das Gesicht an das seine und wartete sehnsüchtig auf den Kuss, der kommen musste.
»Tut mir leid, Sal, aber mein Arm ist eingeschlafen.« Max löste sich sanft von ihr und richtete sich auf der Couch auf.
Enttäuscht schlug sie die Augen auf. »Mir hat die Umarmung gefallen«, schalt sie ihn leise.
Er schaute sie nicht an, rieb sich mit beiden Händen über das Gesicht und stand steifbeinig auf. »Die Sonne ist aufgegangen, und das Gewitter ist vorbei. Ich muss den Hund rauslassen und mich um die Pferde kümmern.«
Brandy jaulte neben der Tür. Sal beobachtete, wie Max den Gehstock zur Hand nahm und langsam den Raum durchquerte. Als er die Tür öffnete, schoss der Hund hinaus, Licht flutete hinein, und sie sah die gehobbelten Ponys, die geduldig an der Veranda warteten.
Sal fühlte sich abgewiesen und war enttäuscht. Sie schwang die Beine über die Couchkante und bemerkte entsetzt, dass ihr die Bluse von der Schulter gerutscht war und eine nackte Brust nahezu freigelegt hatte. Ihr Rock war so hoch gerutscht, dass man die Unterwäsche sah. Kein Wunder, dass Max, wie von der Tarantel gestochen, davongelaufen ist, dachte sie, und die Demütigung machte sie noch mürrischer. Er muss mich für ein billiges Flittchen halten.
Sie schnürte die Bluse zu, zerrte den Rock herunter und erhob sich. Max hatte sich wie ein vollendeter Gentleman verhalten. Obwohl er vermutlich ebenso verlegen war wie sie, wünschte sie sich von ganzem Herzen, er hätte die Situation ausgenutzt. Sie wollte, dass er sie überwältigte, dass er sie mit der Leidenschaft nahm, die sie in ihm spürte – sie wollte seine Hände und Lippen auf ihrer Haut fühlen und hatte das triebhafte Verlangen von herrlichem, befreiendem Sex mit dem Mann, den sie heiß und innig liebte.
Mit zitternden Händen griff sie nach der Kaffeekanne. Ihre Sinne waren geschärft, ihr Puls raste, und ihr Körper lechzte nach Erfüllung. Aber sie musste sich zusammenreißen, denn sollte Max auch nur ahnen, wie sie für ihn empfand, würde er
Weitere Kostenlose Bücher