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Das Land am Feuerfluss - Roman

Das Land am Feuerfluss - Roman

Titel: Das Land am Feuerfluss - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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setzte den Teekessel auf den Herd. »Mach bitte den Dreck weg, den er auf dem Boden hinterlassen hat, Danny, und dann füll die Wasserschüssel wieder auf.«
    »Hast du was von Dad gehört?«, fragte Terence, der sich an den Abwasch machte.
    »Er hat sich über Funk gemeldet, als du drüben bei Gran warst«, sagte sie mit leiser Stimme, damit Danny es nicht hörte. »Das kleine Mädchen hat schlimme Verbrennungen davongetragen, und die Prognose ist nicht gut. Big Mac gibt sich die größte Mühe, damit klarzukommen, aber seine Frau Maeve steht kurz vor dem Zusammenbruch. Dad hat gesagt, er bleibt, bis es zu Ende ist – mehr kann er nicht für sie tun.«
    Terence hörte kurz auf, die Teller sauber zu kratzen. »Wenn sie nur nicht so weit draußen wären, hätten wir vielleicht helfen können. Was für eine Tragödie!«
    »Dann wäre es auch nicht anders gewesen, Terry«, sagte sie bekümmert. »Die Verbrennungen waren zu ausgedehnt und zu schwer. Du weißt so gut wie ich, dass der Schock allein reichen würde, aber mit der aufgetretenen Komplikation einer Nierenentzündung hätte niemand etwas tun können.«
    »Ich gehe ins Bett«, verkündete Danny, den Vogel noch auf der Schulter.
    Rebecca schaute ihren Sohn verwundert an. In der Regel musste man ihn am Ende eines Tages ins Bett zwingen, und es war noch ziemlich früh. »Geht es dir nicht gut?«, fragte sie und streckte die Hand aus, um seine Stirn zu fühlen.
    Er wich ihr aus und hob den Käfig an. »Doch. Ich möchte nur Coco unterbringen und dann den neuen Comic zu Ende lesen, den George mir zum Geburtstag geschenkt hat.«
    »Zuerst nimmst du ein Bad«, sagte sie streng. »So einen dreckigen Jungen habe ich noch nie gesehen.« Sie packte ihn, bevor er fortlaufen konnte, hütete sich vor Cocos scharfem Schnabel und drückte ihm einen Kuss auf die schmutzige Wange. »Ich komme nachher und mache das Licht aus.«
    Verlegen brummte Danny »Gute Nacht!« und eilte mit Vogel und Käfig in sein Zimmer.
    »Er wird allmählich ein bisschen zu alt für Küsse«, sagte Rebecca wehmütig, »aber ich kann einfach nicht widerstehen. Für mich ist und bleibt er mein kleiner Junge.«
    Terence stapelte das saubere Geschirr auf das Abtropfbrett, schenkte ihnen beiden eine Tasse Tee ein und setzte sich zu seiner Schwester an den Tisch. »Er ist in einem komischen Alter. Gib ihm noch zehn, fünfzehn Jahre, dann macht es ihm überhaupt nichts aus.« Er rührte seinen Tee um. »Verzeih die Unordnung. Ich hatte eher gehofft, Sandra würde aufräumen, aber so wie es aussieht, ist sie zu Bett gegangen.«
    Da fiel Rebecca wieder ein, was sie ihm längst sagen wollte. Sie griff nach seiner Hand. »Sie ist auf jeden Fall im Schlafzimmer«, sagte sie leise. »Aber ich bezweifle, dass sie schläft.« Sie bemerkte seinen erstaunten Ausdruck und sprach hastig weiter. »Tut mir leid, Terry, ich hätte es dir früher sagen sollen – sie hat eine Flasche Whisky gefunden.«
    »O Gott!«, stöhnte er. »Wie zum Teufel ist das möglich?«
    Rebecca zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nur, dass sie hier saß und die Flasche anstarrte – aber sie hatte sie noch nicht aufgemacht, Terry. Sie hatte nichts getrunken.« Rebecca drückte mitfühlend seine Hand. »Ich habe versucht, mit ihr zu reden, aber sie wollte nichts hören, und ich hoffe nur, dass ich alles nicht noch schlimmer gemacht habe.«
    »Ich muss zu ihr.«
    »Sei behutsam, Terry. Sie ist erschöpft und aufgewühlt und nicht in der Stimmung für eine Auseinandersetzung.«
    Terence nickte und stand auf. Rebecca vernahm das Klicken, als er die Tür zum Flur schloss, und hoffte inständig, dass Sandra der Flasche widerstanden hatte.
    Eine seltsame Stille weckte ihn, die nur von den ersten Schreien der Vögel unterbrochen wurde. Als er die Augen aufschlug und in die Wipfel der Bäume schaute, erkannte er, dass die Morgendämmerung kurz bevorstand und das Gewitter wieder einmal keinen Regen gebracht hatte.
    Nachdem er gut geschlafen hatte, fühlte er sich kräftiger. Gäbe es den Schmerz in seinem Bauch nicht, hätte es wie in alten Zeiten sein können. So manche Nacht hatte er draußen, im Busch, im Schlafsack verbracht, mit dem Sattel als Kopfkissen und den nächtlichen Geräuschen als einzigen Begleitern. Aber kein Pferd würde ihn auf dem letzten Teil dieser Reise begleiten, nur der Wille, sein Ziel zu erreichen, solange er noch die Kraft dazu besaß.
    Er spülte die Tabletten mit Tee aus dem Feldkocher herunter, kaute einen Keks und

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