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Das Land am Feuerfluss - Roman

Das Land am Feuerfluss - Roman

Titel: Das Land am Feuerfluss - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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ihr über das Gesicht, während sie ihn insgeheim anflehte, seine Abweisung zurückzunehmen.
    »Du bist eine schöne, talentierte junge Frau und hast viel zu geben, Sal.« Er erhob sich vom Tisch und zog sie auf die Beine. »Und ein Leben, das noch unerfüllt ist. Geh wieder nach Morgan’s Reach zurück, verlasse Bert und hab den Mut, deine Bestimmung zu suchen. Sie wartet da draußen irgendwo auf dich, Sal. Du musst nur daran glauben.«
    Sie schloss die Augen, während er sanft mit den Daumen ihre Tränen abwischte. Sie spürte die weiche Berührung seiner Lippen auf ihrer Stirn und lehnte sich an ihn. »Bitte«, flüsterte sie, »bitte, schick mich nicht fort!«
    Er trat zurück und griff nach seinem Gehstock. »Es wird Zeit für uns beide, dass wir uns der Realität stellen. Ich habe zu arbeiten, und du hast eine lange Fahrt vor dir.« Er öffnete die Tür, und bevor er ins Freie trat, drehte er sich kurz um. »Ich werde dich nie vergessen, liebste Sal. Viel Glück!«
    Sal blieb noch lange dort stehen, nachdem er die Tür geschlossen hatte. Sie kam sich verlassen und beraubt vor. Tränen nahmen ihr die Sicht. In seinen Worten und seinem Auftreten hatte eine Endgültigkeit gelegen, die sie nicht ignorieren konnte. Stille hüllte sie ein, als ihre langgehegten Träume wie Glas zersplitterten.
    Es dauerte eine Weile, bis Sal die Kraft aufbrachte, ihre Kleider zusammenzusuchen und in ihre Tasche zu packen. In den Schuppen auf der Rückseite zu gehen und die Bilder einzusammeln, die sie im Lauf der Jahre gemalt hatte, fiel ihr besonders schwer. Jedes einzelne rief eine Erinnerung hervor: an eine Zeit, in der sie miteinander gelacht und gesprochen hatten, oder an ein langes, einvernehmliches Schweigen angesichts der Schönheit dieser Waldlichtung.
    Während sie alles in den Pick-up lud, ließen sich weder Max noch sein Hund sehen. Sie gab den Ponys den letzten Zucker. Sals Tränen benetzten das zottelige Fell der Tiere, als sie die Wange daran schmiegte, um sich endgültig von ihnen zu verabschieden. Dann stieg sie in den Wagen und fuhr nach einem letzten sehnsüchtigen Blick auf die kleine Hütte im Wald fort.
    Kurz vor dem Einschlafen hatte Rebecca gehört, dass Terry leise das Haus verließ, um ihre Mutter abzulösen. Nach einem Blick auf die Uhr wunderte sie sich, dass er schon so früh gegangen war, aber da sie keine lauten Stimmen oder Anzeichen für einen Streit vernommen hatte, nahm sie an, dass alles in Ordnung sei.
    Als die ersten Sonnenstrahlen den Himmel erhellten, stand sie auf und bereitete sich auf den nächsten arbeitsreichen Tag vor. Die Hitze war trotz der frühen Morgenstunde schon erdrückend. Rebecca war noch immer müde und hoffte nur, dass die meisten Patienten an diesem Tag entlassen werden könnten. Sobald Gran wieder zu Hause eingerichtet war, könnten sie sich vielleicht alle eine kleine Verschnaufpause gönnen. Aber die wird bestimmt nicht lange dauern, dachte Rebecca bitter und setzte sich die gestärkte Haube auf das vom Bad noch feuchte Haar. Das Gewitter hat bestimmt überall Tonnen von Sand und Staub hintergelassen, und wir müssen wieder von vorn zu putzen anfangen.
    Auf Zehenspitzen schlich sie durch den Flur in der Annahme, dass ihre Mutter und Sandra noch schliefen. Sie blieb stehen, um in Dannys Zimmer zu spähen. Durch die Vorhänge drang nur sehr wenig Licht, aber sie erkannte einen unordentlichen Haufen im Bett und die Umrisse des Käfigs auf dem Tisch daneben. Da sie weder den Jungen noch den Vogel zu dieser Morgenstunde stören wollte, schloss sie die Tür und begab sich nach einem hastigen Frühstück mit Toast und Tee ins Krankenhaus.
    Der Staub war überall, lag angehäuft auf Veranden und Dächern, bedeckte Bäume und Fensterläden und hing in roten Wolken über der gesamten Ansiedlung. Seufzend stieg Rebecca die Stufen hinauf. Allein die Veranda zu säubern würde Stunden in Anspruch nehmen.
    Sie wollte sich schon in den Krankensaal begeben, als Terry aus der Küche des Hospitals auftauchte. Er wirkte verstört. »Was ist denn los?«, fragte sie.
    »Diese Frauen sind schlimmer als ein Feldwebel«, murrte er und fuhr sich zerstreut mit den Fingern durchs Haar.
    Seine Schwester grinste. »Gute Güte«, sagte sie mitfühlend. »Du hattest einen Zusammenstoß mit den unschätzbaren Harpers.«
    »Ich wollte nur einen Toast mit Ei – und man hätte meinen sollen, ich hätte nach den Kronjuwelen verlangt.«
    »Mach dir nichts draus!«, besänftigte sie ihn. »Wenn du zu Annie

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