Das Land am Feuerfluss - Roman
rübergehst, hat sie bestimmt das meiste unserer Bestellung abholbereit. Wenn du Glück hast, kriegst du sogar noch Speck zum Ei – aber vorsichtig, ein Hauch von gebratenem Speck lockt Danny für gewöhnlich doppelt so schnell an den Tisch; also wirst du für ihn mit kochen müssen.«
»Dann überlass ich es dir«, sagte er und unterdrückte ein Gähnen. »Sandra wird bald aufwachen, und ich möchte ein wenig Zeit mit ihr verbringen, bevor ich meinen Schlaf nachhole.«
»Wie lief es denn gestern Abend?«
»Gar nicht.« Seine Miene verhärtete sich. »Sie hat mindestens die halbe Flasche ausgetrunken und war nicht mehr bei Sinnen. Ich habe den Rest aus dem Fenster geschüttet und sie ihren Rausch ausschlafen lassen.«
»Oh, Terry«, seufzte sie. »Das tut mir leid.«
»Ja, mir auch.« Er schenkte ihr ein mattes Lächeln. »Ich mache mich lieber auf und hole die Vorräte, bevor sie aufwacht. Sandra ist ziemlich gereizt, wenn sie einen Kater hat, und ich möchte nicht, dass Mum sich mit ihr abgeben muss.«
»Aber du musst dich ausruhen, Terry«, protestierte sie.
»Wie soll das denn gehen, wenn sie sich vermutlich auf die Jagd nach mehr Schnaps macht?«
»Schick sie her«, sagte Rebecca ziemlich forsch. »Hier gibt es jede Menge zu tun, um sie zu beschäftigen. Dann können wir sie gleichzeitig im Auge behalten.«
Er atmete erleichtert auf. »Danke, Becks, du bist ein Engel.«
Sie sah ihm nach, als er die Straße entlang zum Kramladen eilte. Armer Terry – er war offensichtlich mit seiner Weisheit am Ende und wusste nicht, was er mit Sandra anfangen sollte. Sollte sie, Rebecca, herausfinden, wer zum Teufel ihr den verdammten Whisky gegeben hatte, der konnte sich auf eine Strafpredigt gefasst machen. Sie drehte sich um und begab sich in den Krankensaal; ihr aufgesetztes Lächeln strafte ihren inneren Aufruhr Lügen.
Den Männern ging es auf jeden Fall besser, denn sie waren alle wach und murrten über das späte Frühstück und die fehlende Tasse Tee. Rebecca wollte schon in die Küche gehen, um nachzusehen, was die Verzögerung verursacht hatte, als Sarah und ihre Schwester den Krankensaal betraten und klappernde, mit Tellern und großen Kannen beladene Teewagen vor sich herschoben. Rebecca überließ es den Mädchen, das Essen zu verteilen und Tee auszuschenken, und sah nach ihrer Großmutter.
Auch Gwyneth war wach. Entschlossen bemühte sie sich, eine saubere Hose über den dicken Verband zu ziehen.
»Komm, ich helfe dir, Gran«, sagte Rebecca.
»Lass das!«, erwiderte Gwyneth durch ihren festen Verband um den Kiefer. »Das letzte Mal, als mich jemand angezogen hat, war ich fünf. Sieh zu, dass du was Vernünftiges machst, und lass mich in Ruhe!«
»Aber es ist doch albern, sich abzumühen, wenn –«
»Geh schon!«, verlangte Gwyneth aufgebracht.
Ihre Enkelin wusste, wann sie geschlagen war. »Das tu ich ja, wenn du mir versprichst, zuerst dein Frühstück zu essen und nicht zu versuchen, allein nach Hause zu laufen.«
Gwyneth seufzte verärgert und nuschelte etwas vor sich hin. Vermutlich war es nichts Nettes.
Rebecca reichte ihrer Großmutter die Bluse, die auf einem Stuhl lag, und schloss die Tür hinter sich. Gran war so bockig und eigenständig wie ein Esel. Es war ihr durchaus zuzutrauen, dass sie sich davonmachen würde, sobald sie angezogen war. Da Rebecca außerstande war, Gwyneth einzusperren, konnte sie das vermutlich nicht verhindern.
Die Lösung kam in Form der geschäftigen Louise Harper daher, die ein Tablett mit Haferbrei und Rühreiern vor sich hertrug – Gwyneth sollte nur weiche Nahrung erhalten. »Und wie geht es Gwyneth heute Morgen?«, fragte sie fröhlich.
»Ist auf Krawall gebürstet«, antwortete Rebecca.
Louises verzog besorgt das Gesicht. »Du liebe Zeit!«, seufzte sie. »Das bedeutet in der Regel Ärger. Kann ich irgendwas tun?«
Becky lächelte. »Es würde schon helfen, wenn Sie ein Auge auf sie haben könnten, bis ich sie nach Hause begleiten kann.«
»Na schön«, sagte Louise zögernd, »Aber Sie wissen ja, wie sie ist, Rebecca, also lassen Sie nicht so lange auf sich warten.«
Lächelnd hielt Rebecca ihr die Tür auf. »Danke, Louise«, flüsterte sie. »Ich komme so schnell wie möglich.«
Sie brauchte nicht lange, um festzustellen, dass Mary und ihre Familie bereits zu ihrer zerfallenen Hütte am Ortsrand aufgebrochen waren. Das bedeutete, dass später ein Hausbesuch fällig wäre, um sicherzustellen, dass Mary die Schnittwunde am Fuß sauber
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