Das Land am Feuerfluss - Roman
hielt und mit dem Baby alles in Ordnung war. Das würde Rebecca aber auch die Gelegenheit bieten, eine spontane Sprechstunde für die Ureinwohner abzuhalten. Sie könnte die versandeten Augen behandeln, unter denen die meisten Kinder und älteren Menschen dort zu leiden hatten. Verursacht von Staub, mangelnder Hygiene und den allgegenwärtigen Sandfliegen, war es eine schmerzhafte Krankheit, die häufig zur Erblindung führte, wenn sie nicht mit warmer Salzlösung und speziellen Augentropfen behandelt wurde.
Rebecca brauchte eine Weile für die Runde durch den Krankensaal und über die Veranden sowie zur Begutachtung der Männer, die gierig ihr Frühstück verschlangen. Da sie alle offenbar bei bester Gesundheit waren, sagte sie ihnen, sie könnten gehen, sobald sie fertig gegessen hätten, und kehrte zu Gwyneth zurück.
»Ich kann ganz gut über die Straße gehen«, knurrte ihre Großmutter, als Rebecca ihr kurz darauf die Stufen hinunterhalf.
»Das weiß ich, aber lass mich einfach machen, Gran.«
Gwyneth grummelte leise vor sich hin und stützte sich schwer auf den Gehstock, um ihr verletztes Bein zu entlasten. »Ich nehme an, du möchtest eine Tasse Tee?«, fragte sie unfreundlich, als sie schließlich ihre hintere Veranda erreichten.
»Sehr gerne, aber ich habe wirklich keine Zeit«, antwortete Becky. Gwyneth schlug ihr Hilfsangebot aus, schleppte sich die Stufen hinauf.
»Hoppla, altes Mädchen«, rief Coco aus seinem Käfig. »Hallo, hallo.«
Gwyneth schaute nach den jungen Kängurus in den Kissenbezügen, sank auf einen Rattanstuhl und betrachtete die Sandverwehungen in ihrem Garten und auf der Veranda. »Den Fußspuren entnehme ich, dass Danny hier war und sich um die Tiere gekümmert hat«, sagte sie widerwillig. »Sag ihm, er soll heute Nachmittag wiederkommen, dann gebe ich ihm zwei Schilling für seine Mühe.«
Rebecca nickte. »Ich werde ihn bitten, dass er gleichzeitig deine Bestellung aus dem Laden abholt.«
Gwyneth schaufelte eine Handvoll Körner aus einer Dose neben sich und füllte Cocos Schüssel. »Gut zu sehen, dass er endlich Vernunft angenommen hat«, bemerkte sie nachdenklich. »Wir wollen hoffen, dass es damit gut ist.« Ihr scharfer Blick fiel auf ihre Enkelin. »Du solltest Ben zum Tee hierher bitten«, sagte sie forsch. »Wenn er Teil dieser Familie werden soll, dann möchte ich ihn mir vorher genau anschauen und sichergehen, dass er so zuverlässig ist wie sein Vater.«
Rebecca schauderte bei der Aussicht. Gwyneth war bestenfalls einschüchternd; wenn sie jedoch die Matriarchin gab, war sie unmöglich. »Vielleicht warten wir lieber noch eine Weile«, erklärte sie schnell. »Er ist im Moment sehr beschäftigt.«
Sie versprach, später noch einmal vorbeizuschauen, und flüchtete sich in den Schutz des Krankenhauses.
Krankensaal und Veranden waren leer, als sie zurückkehrte – bis auf Bert, der sich weigerte, sein Bett zu verlassen. Er saß mit verschränkten Armen und streitlustiger Miene da, als Rebecca seine Temperatur maß und ihn zur Entlassung freigab.
»Ja, und was nun?«, jammerte er. »Jake hat mein Pub dichtgemacht. Ich habe kein Zuhause – und mir geht es noch immer nicht gut.« Er verzog das Gesicht und rieb über seine Magengegend. »Mein Bauch tut saumäßig weh.«
Rebecca wollte schon antworten, als Enid Harper mit einem Eimer Seifenwasser, einem Gummischlauch und einer Pumpe auftauchte. Die ältere Frau hatte eine entschlossene Miene aufgesetzt, die keinen Widerspruch duldete. »Wenn es dir nicht gut genug geht, um nach Hause zu gehen, Bert«, sagte sie mit ihrer schrillen Stimme, »dann brauchst du offensichtlich einen Einlauf. Roll dich auf die Seite und zieh deine Schlafanzughose runter.«
»Bleib mir mit dem Ding vom Leib!« Entsetzt schnappte er nach Luft, zog sich die Decke bis ans Kinn und rückte von ihr ab.
»Na komm schon, stell dich nicht wie ein Mädchen an«, dröhnte sie und rückte näher, wobei sie den Gummischlauch in der Hand baumeln ließ. »Ein guter Einlauf bringt alles wieder in Ordnung. Es wird dir im Nu dir wieder besser gehen.«
»Schätze, ich hab mich geirrt«, brabbelte er, schwang die Beine aus dem Bett und griff nach seiner Kleidung. »Muss am Frühstück gelegen haben, dass mir flau war.«
Enid Harper musterte ihn scharf, während er sich eilig die Sachen über den Schlafanzug zog und den Hut aufsetzte. »Gut«, sagte sie streng, »du musst es wissen.«
Er schoss um sie herum, den Blick starr auf den baumelnden
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