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Das Land am Feuerfluss - Roman

Das Land am Feuerfluss - Roman

Titel: Das Land am Feuerfluss - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Gummischlauch und den Eimer gerichtet. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, verließ er das Krankenhaus und rannte über die Straße.
    »Es geht doch nichts über einen guten Einlauf, um Simulanten auf Trab zu bringen«, sagte Enid mit zufriedenem Lächeln. »Schön. Jetzt, wo wir ihn los sind, machen wir uns ans Putzen. Das sieht hier ja aus wie eine Düne – äußerst unhygienisch.«
    Grinsend zog Rebecca die letzten Betten ab und trug die Wäsche in die Waschküche. Enid und Louise fielen aus dem Rahmen – aber allem Anschein nach war ihre Frauengeneration von Natur aus zäh und unbeugsam. Morgan’s Reach wäre nicht dasselbe ohne sie.
    Sandra war noch im Nachthemd, rauchte eine Zigarette nach der anderen und blätterte durch eine alte Zeitschrift. Den ganzen Morgen über war sie launisch und unruhig gewesen. Jane sorgte sich schon genug um Hugh und wollte sich nicht auch noch mit der verkaterten Schwiegertochter abgeben. Sie stand kurz davor, der jungen Frau zu sagen, sie solle sich über Arbeit im Haus hermachen oder mit ihr im Krankenhaus Dienst tun, als der Funkspruch kam.
    »Guten Tag, Jane«, ertönte die schleppende Stimme in der knackenden Leitung. »Hier spricht Don Warrington von der Gilburn-Farm. Einer meiner Fahrer hatte einen Zusammenstoß mit einem Bullen. Ich hab’s bei den Flying Doctors versucht, aber der Arzt ist oben in Borroloola, und das Ersatzflugzeug ist wegen des Gewitters gestern Abend nicht einsatzbereit. Schätze, wir brauchen Hilfe.«
    Jane schloss die Augen und atmete einmal tief durch. »Hugh ist schon unterwegs, aber mein Sohn Terence ist hier. Ist der Verletzte im Haus?«
    »Nein, er ist draußen in der Nähe von Blackman’s Creek. Einer der Fährtenleser kam heute Morgen angeritten, um es mir zu melden. Ich werde ihn runter an die Straße schicken, damit er auf Terence wartet und ihm den Weg zeigt.«
    »Können Sie ihn nicht herbringen?«
    »Schätze mal, den Transport würde er nicht überleben. Ein Stier hat ihm mit dem Horn den Bauch aufgeschlitzt. Wäre gut, wenn Terence bald kommen könnte.«
    »Ich leite es sofort in die Wege.«
    »Terry schläft«, sagte Sandra, warf die Zeitschrift beiseite und drückte die Zigarette im überquellenden Aschenbecher aus. »Und ich brauche ihn hier. Warum kannst du nicht hinfahren?«
    Jane versuchte sich zu beherrschen und betrachtete ihre Schwiegertochter mit wenig Sympathie. »Ich bin keine Ärztin, und wenn du wüsstest, was ein Stier mit den Hörnern anrichten kann, würdest du wissen, dass der arme Mann viel dringender Hilfe braucht als du.«
    Sandra blinzelte bei dem scharfen Tonfall. »Terry ist erschöpft. Und das Wetter zieht sich wieder zu. Das wäre nicht ungefährlich.«
    Jane bemühte sich gar nicht erst um eine Antwort. Sie klopfte an die Tür von Terrys Zimmer, bevor sie hineinging. »Verzeih, Terry«, sagte sie und rüttelte ihn sanft wach. »Du wirst draußen auf Gilburn gebraucht.«
    Stöhnend richtete er sich auf, die Augen verschlafen, dunkle Stoppeln am Kinn. »Was ist passiert?«
    Jane informierte ihn über die Einzelheiten. »Ich mache dir einen starken Kaffee, während du dich anziehst.« Sie eilte in die Küche und stellte fest, dass Sandra bereits Kaffee aufgesetzt hatte. »Könntest du auch ein paar Sandwiches machen? Ich packe dann schon mal seinen Arztkoffer und schaue nach, wie viel Benzin im –«
    Sie stöhnte auf, denn ihr fiel ein, dass Hugh mit dem Wagen des Krankenhauses gefahren war. »Er muss meinen nehmen«, sagte sie. »Der ist zumindest vollgetankt, und die Notfallausrüstung und eine Krankentrage sind bereits hinten verstaut.«
    Terence kam in die Küche, noch immer ungepflegt, und Jane lief hinaus, um seinen Arztkoffer aus dem Krankenhaus zu holen.
    »Ich finde, du solltest nicht hinfahren«, sagte Sandra, schmierte Butter auf Brotscheiben und belegte sie dick mit Dosenfleisch. »Das Wetter wird wieder schlechter, und du –«
    »Der Mann könnte sterben«, sagte er ernst. Er trank einen Schluck Kaffee. »Schlechtes Wetter hin oder her, ich muss zu ihm.«
    »Aber es ist gefährlich«, beharrte sie, Tränen in den Augen. »Bitte, Terry, verlass mich nicht!«
    Er trank die Tasse leer und goss den Rest der Kanne in eine Thermosflasche, bevor er die Sandwiches in Fettpapier wickelte und in die Tasche seiner Jacke steckte, die er sich über den Arm legte. »Ich komme so schnell wie möglich wieder. Bis dahin könnte es dir nicht schaden, wenn du dich anziehen und Mum und Becky zur Hand gehen

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