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Das Land am Feuerfluss - Roman

Das Land am Feuerfluss - Roman

Titel: Das Land am Feuerfluss - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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war. Der von Rauch überzogene Himmel war feuerrot gefärbt, da die Flammen sich wie gierige Zungen durch das Spinifexgras fraßen.
    »Wir legen Ross hinten auf den Wagen«, sagte Terence und löste sich aus seiner Starre. »Da holpert es nicht so. Paddy, du setzt dich neben ihn und hältst ihn sediert.«
    Zu viert hoben sie die Trage vorsichtig an und trugen sie zum Pick-up, auf dem sie zwischen Seilbündeln, dem Ersatzreifen, Werkzeugkisten und dem Arztkoffer eingeklemmt wurde. Terence deckte Ross mit einer Decke zu, legte ihm den Hut über das Gesicht, um den Staub abzuwehren, und reichte Paddy die Medikamententasche.
    Er befestigte die Heckklappe, schüttelte Mike und Sam die Hand, bedankte sich für alles, was sie getan hatten, und setzte sich ans Steuer.
    Als der Fährtenleser die Zügel schnalzen ließ und das Zugpferd das Fuhrwerk in Bewegung setzte, tippte Mike zum Abschied an seinen Hut, nahm Paddys Pferd am Leitzügel und war bald schon in der wachsenden Dunkelheit verschwunden.
    Terence warf noch einen kurzen Blick auf die große Feuerwand, die inzwischen knapp zwei Meilen entfernt war, und schaltete die Zündung ein.
    Sie surrte und knirschte – dann nichts. Der Motor war ausgefallen.
    Noch immer in Tränen aufgelöst, erreichte Sal den Steilhang in den schwarzen Basaltbergen, wo der meilenlange Pfad begann, der sie schließlich zurück nach Morgan’s Reach bringen würde.
    Der Motor heulte, als es bergauf ging, die schweren Reifen rutschten und drehten auf dem Schiefer durch. Es war unerträglich heiß, Schweiß rann Sal über Gesicht und Rücken, ihre Hände am Lenkrad waren glitschig davon, und insgeheim redete sie dem Wagen gut zu.
    Als Sal zwischen hohen Felswänden hindurchfuhr, seufzte sie vor Erleichterung auf und hielt auf dem höchsten Punkt an, um einen Schluck Wasser zu trinken. Aber als sie von ihrem Aussichtspunkt auf das Panorama vor sich schaute, vergingen ihr sämtliche Gedanken an Durst oder Kopfschmerzen.
    Ein großes Feuer erstreckte sich hufeisenförmig von Ost nach West. Rauch stieg in den sich verdunkelnden Himmel auf, und wo sich einst Farmhäuser, Stallungen, Nebengebäude und Pferche befunden hatten, lag nichts als eine qualmende, geschwärzte Einöde.
    Sal stieg aus und starrte voller Entsetzen auf die Szenerie; sie roch den Rauch, hörte die Vögel, die alarmiert aufflogen, und spürte deren Flügelschlag, als sie vor diesem gefräßigen, todbringenden Feind flohen. Sal drehte sich um, lief zurück zum Ende des schmalen Passes und schaute weiter nach Westen.
    Der Brand hatte sich nach Carey Downs ausgebreitet und näherte sich der Wilga-Farm und der kleineren Gilburn Station. Wenn er sich noch weiter ausdehnte, würde er Max’ Waldstück erreichen und am Ende seine Hütte. Und Max konnte unmöglich wissen, in welcher Gefahr er schwebte, denn er hatte sich stets geweigert, ein Funkgerät anzuschaffen.
    Mit pochendem Herzen rannte sie zum Wagen und wendete ihn unter Mühen auf dem engen Pfad. Sobald es ihr gelungen war, trat sie auf das Gaspedal und fuhr so schnell wie möglich zur Lichtung zurück, ungeachtet des Schadens, den sie sich oder dem alten Wagen zufügen könnte.
    Kaum stand der Wagen, sprang sie schon hinaus. »Max! Max, wo bist du? Da ist ein Feuer. Ein großes, und es kommt in diese Richtung.« Sie stürmte durch die Tür, doch die Hütte war leer. »Max!«, schrie sie. »Max, wo bist du?«
    Sie lief zum Vorratsschuppen. Auch dort war niemand, auch von seiner Staffelei und dem Stuhl keine Spur – von Brandy und den Ponys ebenso wenig. Vor Angst weinend rief sie immer wieder seinen Namen, vernahm aber nur den Widerhall ihrer verzweifelten Schreie.
    Sie kletterte auf den Felsen, auf dem sie am Tag zuvor gesessen hatte, in der Hoffnung, dass sie von dort aus besser sehen könne. »Max!«, kreischte sie. »Max, bitte antworte mir. Da ist ein Feuer. Du bist in Gefahr.«
    Aber der Himmel wurde dunkler, die ersten Rauchschwaden schwebten über die Baumwipfel auf sie zu, und Sals Angst wuchs. »Max!«, brüllte sie. »Max. Bitte sag mir, wo du bist!«
    Nachdem Jim Riders Notruf eingegangen war, hatte Ben die nächstgelegene Feuerwache von Wallaby Creek alarmiert, die ein paar Meilen südlich der kleinen Ansiedlung stand, und einen Voraustrupp aus Freiwilligen geschickt, die sich der Sache annehmen sollten. Obwohl er wusste, dass sein Funkruf von allen innerhalb von hundert Meilen im Umkreis von Morgan’s Reach gehört wurde, setzte er dennoch einen Alarmruf ab,

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