Das Land am Feuerfluss - Roman
hatte eine kräftige Lunge.
Hugh kümmerte sich um die Nabelschnur und die Nachgeburt, während Millicent seelenruhig ihren Neugeborenen stillte. »Ich bin froh, dass ich William endlich einen Sohn geschenkt habe«, sagte sie. »Er fühlt sich bei so vielen Weibern zu Hause in der Unterzahl. Ich schätze, William Hugh wäre ein passender Name. Was meinst du?«
»Ich glaube, wir machen uns lieber wieder auf den Weg«, antwortete er, bemüht, die Schmerzen in Brust und Kiefer zu ignorieren. »Der Rauch wird dichter, und ich möchte nicht riskieren, dass der Wind auffrischt und den Pfad verweht.«
Millicent musterte ihn. »Geht es dir nicht gut, Hugh? Du siehst aus wie der fade Haferbrei meiner Schwiegermutter.«
»Nur ein Anflug von Magenverstimmung«, versicherte er ihr, während er alles säuberte und sich wieder ans Lenkrad setzte. Er rieb sich den Kiefer und bewegte die eingeschlafenen Finger. »Mach es dir bequem und ruh dich aus! Bald sind wir in Morgan’s Reach.«
Der Pfad war im Scheinwerferlicht deutlich zu erkennen, doch mit der Zeit fiel es Hugh immer schwerer, sich zu konzentrieren. Der Schmerz, der seine Brust wie ein eisernes Band umklammerte, war jetzt konstant. Die Schmerzen im Arm ließen seine Hand taub werden und zogen hinauf bis in den Hals.
Er wusste, was mit ihm los war, versuchte jedoch verzweifelt, es abzutun. Er musste den Konvoi unbedingt einholen, damit er signalisieren konnte, dass er Hilfe brauchte.
13
D anny wollte sich nicht auf den unwahrscheinlichen Fall verlassen, dass der mysteriöse Soldat den Weg zu den Höhlen finden würde. Daher hatte er sich aufgemacht, den Mann aufzuspüren. Er hatte ein schlechtes Gewissen, weil er Billy Blue nicht verraten hatte, wohin er wollte. Aber sein bester Freund konnte kein Geheimnis für sich behalten, und Danny wollte sich von niemandem aufhalten lassen. Er hatte einen Wasserbeutel gefüllt, sich für unterwegs zwei Sandwiches mit Erdnussbutter gestrichen, das Fernglas seines Großvaters ausgeliehen und sich in einem unbeobachteten Moment mit dem Fahrrad davongemacht.
Unbemerkt aus Morgan’s Reach zu verschwinden war erstaunlich leicht gewesen. Während das Fahrrad über den Asphalt schnurrte, verspürte Danny ein Prickeln. Es war ein echtes Abenteuer, denn er war noch nie allein so weit fort gewesen – aber dies war eine gute, ziemlich gerade Straße, und er kannte sein Ziel genau; daher bestand keine Gefahr, sich zu verirren.
Nachdem er Franks Geschichte gehört und eine Weile darüber nachgedacht hatte, war er am nächsten Morgen noch einmal zu ihm gegangen, um Näheres zu erfahren. Sobald er so viele Informationen wie möglich gesammelt hatte, war er nach Hause zurückgekehrt. Er hatte die alten Landkarten seines Urgroßvaters gefunden und die Stelle markiert, wo der Soldat zuletzt gesehen worden war. Nach allem, was er gehört hatte, zog der Mann auf jeden Fall nach Norden und würde bald Morgan’s Reach erreichen. Ob er plante, in die Stadt zu gehen, oder wollte er sie wohl meiden?
Danny war zu dem Schluss gekommen, dass der Mann nicht gesehen werden wollte und daher wahrscheinlich querfeldein wandern würde. Wohin genau er unterwegs sein könnte, war ein kleines Problem, doch Danny hatte oft genug Djangos Geschichten gelauscht, um zu wissen, dass jeder eine Spur hinterließ, und sei er noch so vorsichtig. Wenn er die Eisenbahntrasse jenseits des Hauptweges nach Wilga überquerte, auf dem Frank und Jim den Fremden getroffen hatten, könnte er die Suche beginnen und seine Fähigkeiten als Fährtenleser testen.
Danny radelte weiter, obwohl die Sonne brannte. Wasserbeutel und Fernglas schlugen gegen seine Hüften. Nach zwei Stunden wurde ihm warm. Er hatte Durst, die Beine taten allmählich vom Strampeln weh. Er war versucht, anzuhalten und sich auszuruhen, aber er durfte keine Zeit verlieren, denn er musste sich so weit wie möglich von Morgan’s Reach entfernen, bevor seine Abwesenheit auffallen würde.
Er hatte Gewissensbisse, weil er seiner Mutter Sorgen bereitete, denn er liebte sie sehr – aber wenn man noch ein Kind war, hörte einem niemand zu und es fiel schwer, die Erwachsenen davon zu überzeugen, wie wichtig manche Dinge waren, wie notwendig es war, etwas durchzuziehen.
Eine Stunde später wurden Dannys umherschweifende Gedanken vom unverkennbaren Geräusch eines Pick-ups unterbrochen, der hinter ihm die Straße entlangfuhr. Zum Glück befand Danny sich hinter einer langgestreckten Kurve, sodass ihm
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