Das Land der MacKenzies
ausgenutzt. Mary dagegen hoffte, Wolf würde es bald wieder tun.
Wolf erhaschte den Seitenblick, den sie ihm zuwarf, und verspannte sich, als er die Wärme und das leidenschaftliche Aufblitzen in ihren Augen sah. Wusste sie denn nicht, wie er darauf reagierte und dass es verdammt peinlich werden könnte? Schon spürte er ein Ziehen in den Lenden. Aber nein, wie sollte sie es auch wissen? Sie war noch zu unerfahren, außerdem konnte sie nicht ahnen, welche Wirkung sie auf ihn hatte.
Als sie die Küche betraten, machte Mary sich sofort daran, Kaffee aufzugießen. Sie bewegte sich in Wolfs Küche, als sei sie dort zu Hause. Damit ließ sie Clay wissen, dass sie und Wolf ein Paar waren. Die Leute würden sich einfach daran gewöhnen müssen.
„Lassen Sie uns alles noch mal von Anfang an durchgehen“, fing Clay an.
Mary hielt kurz inne, dann fuhr sie fort, Kaffeepulver abzumessen. „Ich hatte mir die Stiefel im Kaufhaus Hearst gekauft und war auf dem Weg zurück zu meinem Wagen ... meine Stiefel! Ich habe den Karton fallen lassen! Haben Sie ihn gefunden?“
„Ich sah den Karton, ja, aber weiß nicht, was damit passiert ist. Ich werde mich erkundigen.“
„Er muss mir hinter Hearst’s aufgelauert haben, sonst hätte ich ihn ja sehen müssen, als ich die Straße entlangging. Er packte mich und presste mir seine Hand auf den Mund. Er drehte meinen Arm nach hinten, sodass ich mich nicht bewegen konnte, und dann drückte er mich auf die Straße hinunter. Ich bekam eine Hand frei und versuchte ihn im Gesicht zu kratzen, aber er trug eine Skimaske. Er schlug mich mit der Faust ins Gesicht und ich ... ich weiß wirklich nicht mehr, was danach passiert ist. Ich glaube, ich habe ihn an der Hand erwischt, denn er schlug mich noch einmal. Dann habe ich ihn in die Hand gebissen, aber ich weiß nicht mal, ob er geblutet hat. Und dann schrie jemand, und er sprang auf und rannte weg. Er stützte sich mit der Hand direkt vor meinem Gesicht ab, als er aufstand. Der Ärmel war blau, und er hatte Sommersprossen auf seiner Hand. Eine Menge Sommersprossen. Und dann ... waren Sie da.“ Sie verstummte und starrte aus dem Fenster. Sie wandte den Männern den Rücken zu, deshalb konnte sie weder Wolfs mörderischen Blick sehen noch seine geballten Fäuste. Aber Clay bemerkte es, und es beunruhigte ihn.
„Ich war es, der gerufen hat“, berichtete Clay. „Ich sah den Schuhkarton auf dem Boden liegen und hörte Geräusche aus der Seitenstraße. Ich rannte hin. Als ich erkannte, was passierte, gab ich den Schuss ab, um den Schuft aufzuhalten.“
„Sie hätten ihn an Ort und Stelle erschießen sollen", stellte Wolf klar. „Damit hätten Sie ihn aufgehalten."
Rückblickend fühlte Clay ähnlich. Dann bräuchten sie jetzt nicht nach einem Unbekannten zu suchen, und die Einwohner müssten nicht alle in Angst und Schrecken leben. Die Frauen der Stadt gingen seit dem Vorfall nicht mehr ohne Waffen aus dem Haus, nicht einmal zum Wäscheaufhängen. Bei der allgemeinen Stimmung in der Stadt war es gefährlich für jeden Fremden, der sich im Bezirk blicken ließ.
Das sagte Clay auch laut. „Irgendjemand hätte doch einen Fremden bemerkt, vor allem einen mit langen schwarzen Haaren."
Wolf lächelte kühl. „Da musste ja jeder sofort an mich denken, nicht wahr?"
Mary horchte auf. Sie hatte versucht, nicht zuzuhören, ihre Erinnerungen zu vertreiben, doch nun gehörte dem Gespräch hinter ihr all ihre Aufmerksamkeit. Was Wolf sagte, stimmte. Sie hatte den Täter als jemanden mit langen schwarzen Haaren beschrieben, und Clay hatte Wolf festgenommen. Aber schwarze Haare passten nicht zu der sommersprossigen Hand mit heller Haut ... es sei denn, jemand hatte eine schwarze Perücke getragen. Um den Verdacht absichtlich auf Wolf zu lenken.
Ein Schauer rann ihr über den Rücken. Der Täter hatte nicht wissen können, dass Wolf sich an jenem Morgen das Haar hatte schneiden lassen. Aber warum sie? Doch niemand würde glauben, dass Wolf ausgerechnet sie überfiel, die einzige Person in der Stadt, die sich von Anfang an für ihn stark gemacht hatte. Und sie hatte kurz vorher jeden wissen lassen, wie sie zu Wolf stand. Es machte keinen Sinn, es sei denn, die Wahl der Opfer war rein zufällig. Schließlich gab es keine Verbindung zwischen ihr und Cathy Teele.
Sie drehte sich abrupt um. „Wolf, kennst du Cathy Teele? Hast du je mit ihr gesprochen?"
„Natürlich kenne ich sie vom Sehen. Aber ich rede nicht mit kleinen Anglo-Mädchen", fügte er
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