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Das Land des letzten Orakels

Titel: Das Land des letzten Orakels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Whitley
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mache?«, entgegnete Mark. »Wir wollten uns unauffällig verhalten, und du lässt dich hier zum Wahrzeichen einer Revolution ausrufen?«
    »Ich organisiere uns Verbündete«, erwiderte Cherubina stolz. »Sind diese Leute denn nicht genau wie deine Freunde in dem anderen Almosenhaus? Außer natürlich, dass Crede wirklich etwas unternimmt. Sie sagen, die Eintreiber wagen es nicht mehr, den Stier-Bezirk zu betreten …«
    »Schön, schön«, sagte Mark, während er sich umschaute, um sich zu vergewissern, dass ihnen niemand zuhörte. Zum Glück stand Crede immer noch ganz im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. »Wie hast du überhaupt von diesem Ort hier erfahren?«
    Cherubina lächelte auf eine Weise, die sie offenkundig für geheimnisvoll hielt. »Mr Crede hat mir eine Nachricht geschickt. Einer seiner Männer hat sie unter unserer Tür durchgeschoben. Er meinte, ich könnte ihnen helfen. Zuerst bin ich bloß aus Neugier hierhergekommen und weil sie versprochen haben, mich zu beschützen, aber jetzt …«
    »Woher wussten sie von dir?«, unterbrach Mark sie, schüttelte dann jedoch den Kopf. Es war offenkundig; er erkannte mehrere zerlumpte Gestalten im Schankraum, die schon einmal im Tempel gewesen waren. Offenbar machten Neuigkeiten in der Unterwelt schnell die Runde. »Ich wünschte, du hättest es mir erzählt«, sagte Mark unbehaglich. »Hattest du keine Angst, der eine oder andere könnte den Eintreibern stecken, wo du dich aufhältst?«
    »Was sollte falsch daran sein, wenn Miss Serapha an den Versammlungen teilnimmt?«, erwiderte Cherubina mit der ganzen Feinsinnigkeit einer vierjährigen Göre.
    Mark seufzte und hob dann die Hand, um Cherubinas Ringellocken zu berühren. »Es gibt außer Namen noch andere Dinge, die Aufmerksamkeit auf uns lenken können«, murmelte er. »Wusstest du, dass Miss Devine auch hier ist?«
    »Wer?«, erwiderte Cherubina desinteressiert.
    »Miss …« Mark blickte sich um, doch die Gefühlshändlerin war in der Menge verschwunden. Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Spielt keine Rolle. Jedenfalls jemand, den wir nicht auf unseren Fersen haben wollen. Die Sache ist die, jeder könnte hier sein, sogar ein verdeckt arbeitender Eintreiber.«
    »Nick an der Tür kennt jeden verdeckt arbeitenden Eintreiber, der es wagen würde, an diesem Ende der Stadt zu arbeiten«, erwiderte Cherubina mit einem Anflug von Stolz. »Mr Crede ist nicht dumm, musst du wissen.«
    »Er piesackt die Eintreiber, wenn sie schon gereizt sind. Verspricht allen in Agora Gerechtigkeit …« Mark seufzte. »Er sieht nicht so aus und hört sich auch nicht so an wie jemand, der mit beiden Beinen auf dem Boden der Realität steht.«
    »Er versucht etwas zu verändern«, antwortete Cherubina leise. »Und das tue ich auch. Mein ganzes Leben lang bin ich Beute gewesen, wurde von anderen benutzt. Jetzt ist Schluss damit.«
    »Tatsächlich …«, murmelte Mark sarkastisch. »Und deine Darbietung vorhin als wunderbar edles Geschöpf hatte auch gar nichts damit zu tun, dass Crede mit seiner neuen Errungenschaft angeben wollte.«
    »Er ist der Feind des Direktors, und das macht ihn zu unserem Freund«, sagte Cherubina hochmütig. »Crede meinte, ich sei zu wertvoll, als dass er zulassen würde, dass mir etwas zustößt. Er weiß schon, wo wir wohnen. Ich habe gesehen, dass mich seine Leute im Auge behalten haben, als ich nach Hause gegangen bin. Er beschützt mich.«
    »So funktioniert das nicht«, beharrte Mark. »Er ist nicht wirklich darauf bedacht, Leuten zu helfen. Er hat es einzig und allein auf seine Macht abgesehen. Du glaubst, es liegt ihm tatsächlich etwas an dir?« Mark nahm ihre Hand. »Bei allen Sternen, Cherubina, das hier ist kein Spiel! Ich dachte, du wärst im vergangenen Jahr ein wenig erwachsener geworden …«
    Wütend entzog ihm Cherubina die Hand. » Wage es nicht, mit mir wieder über diese schreckliche Zeit zu sprechen. Wage es nicht, so zu tun, als wäre alles nur ein Spaß!«
    »Dann solltest du unser Versteck nicht so behandeln, als würde es nichts bedeuten!«, blaffte Mark nun seinerseits und bemühte sich nicht mehr, seine Stimme gesenkt zu halten. »Wir verstecken uns vor ihm , Cherubina, vor Snutworth! Auch wenn es ihm nicht wirklich etwas bedeutet, er würde dich aus Boshaftigkeit zurücknehmen, das weißt du.«
    »Deswegen brauche ich angemessenen Schutz«, sagte sie verächtlich. »Du glaubst, bloß weil Crede eine Vision hat, ist er dumm? Er versteht alles. Bevor du gekommen bist, hatte

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