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Das Land jenseits des Waldes, Band I

Das Land jenseits des Waldes, Band I

Titel: Das Land jenseits des Waldes, Band I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benedikt Altmann
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aussuchen. Er hätte ja zum Beispiel auch Reiseberichte lesen und selbst reisen anführen können , um den einschlägigen Unterschied sehr plastisch zu erläutern.
    Während bei Jan das Nikotin wohl nur den Entzug abmilderte, spürte Knars als Nichtraucher sofort dessen Wirkung. Entspannend und belebend zugleich. Aber nicht wirklich aufputschend.
    In den folgenden Stunden dieser Nacht erzählte Knars Jan dann alles von sich. Wirklich alles. Er sprach dabei über Dinge, die er niemals, niemals, nicht um alles in der Welt seiner Mutter oder auch nur allein seiner heimatlichen Freundin anvertraut hätte, wenn man das Hasi dort überhaupt im engeren Sinne als seine Freundin bezeichnen konnte. Seinem Vater oder gar seinem kirchlichen Beichtvater hätte er sich so niemals geöffnet. Niemals öffnen können.
    Nächtliche Fachgespräche unter Jungs. Von ihren gefühlten Triumphen am Tage, dem neu gewonnenen Glauben an sich selbst. Erfolgen, denen schon am nächsten Tag oft krachende Niederlagen nachfolgten. Von der Dunkelheit ihrer Nächte, die sie allabendlich immer wieder aufs Neue dämmernd umfloss und deren dem harten Licht des Tages entrückte Poesie auch in Einsamkeit und Verzweiflung meist neue Kräfte freizusetzen vermochte.
    Knars fühlte in diesen Momenten sehr stark, dass er das Wenige, das er hatte, für immer festhalten wollte, weil er zu schwach war, um die ganze Welt zu umarmen. Im gebrochenen Licht der Kerze konnte Jan in den Augen seines neuen Zimmerkameraden, die Geschichte eines schönen Lebens lesen. Die Geschichte seiner jugendlichen Spiele. Die Geschichten seiner Nächte. Und obwohl er ihn erst gerade vor wenigen Stunden kennen gelernt hatte, sah er darin auch die Gesichter all der Leute, von denen Knars ihm gerade so völlig offen und dabei in größter Ausführlichkeit berichtet hatte. Und als das flackernde Licht plötzlich den Zauber einer dieser einzigartigen Lohenmulder Nächte zu verbreiten begann, wusste er, dass dieser junge Westerholdt genau der richtige Nachfolger für Tischis Platz hier am Schloss war und dass der allmächtige Stiftungsrat wieder einmal seine große Weisheit bewiesen hatte.

12 Sunrise Run
     
A ls er zu Ende gebeichtet hatte, sträubte sich Knars’ Körper nun auch nicht mehr gegen die Müdigkeit. Erschöpft fielen ihm die Augen zu, er kippte einfach am Boden auf seinem Kissen nach hinten und wäre hier wohl genau so noch augenblicklich eingeschlafen.
    Jan schaffte ihn jedoch noch hinüber ins Bett und deckte seinen neuen Zimmerkameraden warm und fest zu. Herr Trietz dürfte also diesesmal nun wirklich nichts zu meckern haben. Wirklich nicht.
    Dann legte er sich selbst wieder schlafen. Es war zwar inzwischen nicht mehr nur sehr spät sondern eher schon reichlich früh geworden. Aber dieser Westerholdt da drüben würde heute Nacht nun garantiert keine neuen Zicken mehr machen, so dass auch er jetzt endlich bis zum Morgen würde durchschlafen können.
    Einmal noch in dieser Nacht erwachte Knars. Er schreckte hoch aus einem Traum ohne Licht. Im Zimmer war es dunkel. Die Kerze hinter ihm heruntergebrannt. Ihm war warm, viel zu warm. Obwohl es ihm wegen der inzwischen ganz heruntergefahrenen Heizungsanlage hier oben im Schloss doch eigentlich kalt sein sollte. Und er hatte Angst, nun schon wieder nicht mehr einschlafen zu können. Benommen von der düsteren Stunde zog er sich daher den oberen Teil seines Schlafanzuges über den Kopf und legte ihn neben sein Kopfkissen. Das war jetzt eindeutig leichter so. Eindeutig besser.
    Erneut rollte Knars sich wieder in seine Zudecke ein und drehte sich auf die Seite. Sein Bettzeug roch nach einem ihm unbekannten Duschbad. Und es roch nach Tischi. Aber es war nichts Unangenehmes dabei, Tischi jetzt auf diese sehr spezielle Weise sprichwörtlich im übertragenen Sinne direkt auf seiner Haut zu spüren. Ganz im Gegenteil. Er fühlte sich seinem Vorgänger hier am Schloss und in diesem Bett plötzlich sehr, sehr nahe. Sehr verbunden. Fast war es so, als wollte Tischi ihm auf diese Weise aus der Ferne viel Glück wünschen. Ohne Vorbehalte. Ohne Neid.
     
    Es war noch stockfinster, als Herr Trietz zum Wecken ins Zimmer kam und schwungvoll die Türe entriegelte. Zu aller erst betätigte er den Schalter für die grelle Neondeckenbeleuchtung vorne neben der Türe. Das war gemein, denn im Gegensatz zu den angenehm leuchtenden Nachttischlampen musste man in diesem Fall aus seinem Bett aufstehen und quer durchs Zimmer laufen, wenn man dieses

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