Das Landmädchen und der Lord
und ihm vorschlagen, dass ich die Hochzeit ausrichte – als Geschenk für euch beide.“
„Ja, das wäre wohl am besten“, stimmte Susannah erfreut zu.
„Und jetzt lass ihn nicht länger warten. Heute Nachmittag werde ich mit ihm sprechen. Wann soll die Hochzeit stattfinden?“
„Das haben wir noch nicht erörtert. Vielleicht weiß ich etwas mehr, wenn ich von unserer Ausfahrt zurückkehre.“
Sie fuhren durch den Park zu einer abgeschiedenen Stelle, wo Harry seine Braut aufforderte, das Gespann anzuhalten. Dann sprang er vom Wagen, hob sie herunter und schlang die Zügel um einen Ast. „Eine Zeit lang können die Pferde im Schatten stehen. Gehen wir ein bisschen spazieren. Auf dem Phaeton kann ich dich nicht so küssen, wie ich’s möchte.“
„O Harry …“ Ihr stockte der Atem, als er sie umarmte und ihr so tief in die Augen schaute, dass ein seltsames Prickeln sie überlief. Hingebungsvoll schmiegte sie sich an ihn und erwiderte seinen Kuss. Seine Zunge drängte sie, die Lippen zu öffnen, und weckte eine Sehnsucht nach Dingen, die ihr sonderbar und fremdartig erschienen. Dann presste er seinen Mund an ihren Hals, und sie seufzte leise. „Oh, das gefällt mir!“
„Wirklich, Liebste?“ Durch den Stoff des Reitkostüms hindurch streichelte er ihre Brüste und entfachte ein süßes Feuer in ihrem Innern. Sie wünschte, zwischen seiner Hand und ihrer Haut würde es keine Barrieren geben. Doch das wagte sie nicht auszusprechen. „Auch mir gefällt es, sogar sehr. Und ich wünsche mir viel mehr von dir. Eigentlich wollte ich noch eine Weile warten. Aber würde es dich stören, wenn wir heiraten, sobald das Aufgebot ausgehängt wurde?“
„Oh, das wäre wundervoll“, beteuerte sie und lächelte ihn schüchtern an. „Übrigens, Amelia möchte dich fragen, ob sie die Hochzeit in ihrem Haus ausrichten darf.“
„Willst du das? Wir müssen alle meine Verwandten einladen, und das wäre hier viel einfacher.“
„Könnten wir nicht eine kleine Hochzeit bei Amelia feiern und danach einen großen Empfang in Pendleton geben?“
„Ja, auch mir wäre ein kleines Fest lieber“, stimmte Harry zu. „Nur zwanzig oder dreißig Verwandte und enge Freunde. Und ein bis zwei Tage später veranstaltet Mama ein grandioses Bankett in diesem Haus. Darüber würde sie sich sicher freuen.“
„Wirst du das Amelia vorschlagen, wenn du mit ihr sprichst?“
„Gewiss. Heiraten wir in etwa einem Monat? Dann finden wir genug Zeit, um einige Veränderungen in meiner Suite vorzunehmen. Möchtest du die Farben für unser Schlafzimmer aussuchen?“
„Sehr gern.“
„Du kannst machen, was du willst, und …“ Abrupt verstummte er, als in der Nähe gellendes Geschrei und die Geräusche eines Kampfs erklangen. „Ist das nicht Amelia?“
„Ja …“ Bestürzt sah sie ihre Freundin aus der Richtung des Waldes heranlaufen und eilte ihr entgegen, dicht gefolgt von Harry. „O Gott, was ist Ihnen zugestoßen?“
Atemlos blieb Amelia stehen und presste eine Hand an ihre Seite. Ihr Kleid war zerrissen. „Soeben wurde ich angegriffen …“, würgte sie hervor. „Da hinten – von zwei Männern … Vermutlich wollten sie mich entführen … Mit aller Kraft wehrte ich mich und biss einen der Schurken in die Hand. Da ließen sie mich los …“
„Um Himmels willen, ein Überfall?“, rief Harry entsetzt. „Hier auf Pendleton? Nimm den Phaeton, Susanna, und bring Miss Royston zum Haus. Ich muss herausfinden, was passiert ist. Und da will ich euch beide in Sicherheit wissen.“
„Solltest du nicht besser Hilfe holen?“, fragte Susannah voller Angst und Sorge.
Harry zog eine Pistole aus der Tasche seines Reitrocks. „Diese Waffe trage ich immer bei mir, für alle Fälle. Allerdings habe ich nicht erwartet, ich würde sie auf meinem eigenen Grund und Boden brauchen. Verzeihen Sie das skandalöse Ereignis, Miss Royston. Die Dienstboten sollen das ganze Gelände absuchen. Sobald die Schuldigen gefunden sind, werden sie bestraft.“
„Bitte, seien Sie vorsichtig, Pendleton“, mahnte Amelia.
„Natürlich. Bitte, fahr jetzt mit Miss Royston zum Haus, Susannah.“
„Ja, gewiss.“ Susannah ergriff die Hand ihrer Freundin und führte sie zum Phaeton. „Sind Sie verletzt, Amelia?“
„Glücklicherweise nicht, ich bin nur erschrocken. Keine Ahnung, was geschehen wäre, hättest du dich mit Pendleton nicht in der Nähe aufgehalten … Sicher wären die Wegelagerer mir gefolgt. Aber sobald sie eure Stimmen hörten,
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