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Das Lavendelzimmer: Roman (German Edition)

Das Lavendelzimmer: Roman (German Edition)

Titel: Das Lavendelzimmer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina George
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beschlossen. Und es mir erst gesagt, als es zu spät war … zu spät, um auf das Kind zu verzichten und eine Heilung zu versuchen. Sie hat mir den Krebs bis zu dem Brief an dich vorenthalten, Jean. Sie habe sich so geschämt, sagte sie, und dass es die gerechte Strafe dafür sei, in einem Leben zwei Mal zu lieben. Mein Gott! Als ob die Liebe ein Verbrechen sei … Warum hat sie sich nur so gestraft? Warum?«
    Da standen die beiden Männer, sie weinten nicht, und doch sahen sie beide, wie der andere mit dem Atem kämpfte, schluckte, wie sich Zahn auf Zahn presste, wie sie versuchten, nicht unterzugehen.
    »Willst du noch den Rest wissen?«, fragte Luc irgendwann.
    Jean nickte.
    »Ja. Bitte«, sagte er, »bitte, ich will alles wissen. Und, Luc … es tut mir leid. Ich wollte nie ein Dieb fremder Liebe sein. Es tut mir leid, dass ich nicht verzichtet habe und …«
    »Vergiss es!«, sagte Luc wild und hitzig. »Ich kann’s dir nicht verdenken. Natürlich, wenn sie in Paris war, kam ich mir vor wie der Vergessene. War sie bei mir, lebte ich als ihr Liebhaber und dein Rivale auf; dann warst du auf einmal ihr betrogener Mann. Aber all das war das Leben … und so fremd es manchem vorkommt, es war nicht unverzeihlich.«
    Luc schlug mit der Faust in seine offene Hand. Jetzt loderte ein solcher Aufruhr in seinem Gesicht, dass Jean befürchtete, der Mann würde ihn gleich gegen die Mauer stoßen.
    »Ich bedauere sehr, dass Manon es sich so schwer machte. Meine Liebe hätte für sie und dich gereicht, ich schwöre es, so wie ihre für dich und mich. Sie hat mir nichts weggenommen. Nie! Warum hat sie sich selbst nicht verziehen? Es wäre nicht leicht gewesen, du und ich und sie und wer weiß wer noch. Aber das Leben ist so oder so nicht leicht, und es gibt tausend Wege hindurch. Sie hätte keine Angst haben müssen, wir hätten einen Weg gefunden. Jeder Berg hat einen Pfad. Jeder.«
    Ob Luc das wirklich glaubte? Konnte ein Mensch so stark fühlen und so voller Menschenliebe sein?
    »Komm!«, verlangte Luc jetzt.
    Er ging vor Perdu den Flur hinunter, rechts, links, noch ein Flur, und dann …
    Eine hellbraune Tür. Manons Mann sammelte sich, bevor er einen Schlüssel in das Schloss steckte, ihn drehte und seine große zuverlässige Hand auf die Messingklinke drückte.
    »Das ist Manons Sterbezimmer gewesen«, erklärte er rauh.
    Das Zimmer war nicht sehr groß, aber voller Licht. Es wirkte, als würde es immer noch genutzt. Ein hoher Holzschrank, ein Sekretär, ein Stuhl, über dem eines von Manons Hemden hing. Ein Sessel, daneben ein Tischchen mit einem aufgeklappten Buch. Das Zimmer lebte. Nicht wie jenes, das er in Paris zurückgelassen hatte. Dieses blasse, müde, traurige Zimmer, in dem er die Erinnerungen und die Liebe fortgeschlossen hatte.
    Hier war es, als ob seine Bewohnerin nur kurz nach draußen gegangen wäre. Eine große, hohe Tür führte auf eine Steinterrasse und in einen Garten mit Kastanien, Bougainvilleen, Mandelbäumen, Rosen und Aprikosenbäumen, unter denen just eine schneeweiße Katze herstreifte.
    Jean schaute auf das Bett. Es war mit dem bunten Plaid abgedeckt, den Manon vor ihrer Hochzeit genäht hatte. Bei ihm, in Paris. Den Plaid und die Flagge mit dem Buchvogel.
    Luc folgte Jeans Blick.
    »In dem Bett ist sie gestorben. Heiligabend 1992. Sie hat mich gefragt, ob sie die Nacht überleben wird. Ich habe ja gesagt.«
    Er wandte sich zu Perdu. Jetzt waren Lucs Augen sehr dunkel, sein Gesicht zerrissen vor Schmerz. Alles Kontrollierte war ihm entglitten. Seine Stimme war hoch, erstickt und voller Not, als er hervorstieß: »Ich habe ja gesagt. Es war das einzige Mal, dass ich meine Frau angelogen habe.«
    Ehe er wusste, was er tat, streckte Perdu seine Arme aus, um Luc an sich zu ziehen.
    Der Mann wehrte sich nicht. Mit einem »O Gott!« erwiderte der Mann Jeans Umarmung.
    »Was immer ihr füreinander wart, es ist nicht zerstört worden durch das, was ich ihr war. Sie wollte niemals ohne dich sein, niemals.«
    »Ich habe Manon doch nie angelogen«, murmelte Luc, als habe er Jeans Worte gar nicht gehört. »Nie. Nie.«
    Jean Perdu hielt Luc, während der wie von Krämpfen geschüttelt wurde. Luc weinte nicht, Luc sprach nicht. Nur dieses unendliche Zusammenkrampfen in Jeans Armen.
    Jean fand zutiefst beschämt in seiner Erinnerung den Weihnachtsabend im Jahr 1992. Er war durch Paris gewankt, hatte die Seine beschimpft, hatte getrunken. Und während er so kleine, nichtige Dinge tat, hatte Manon gekämpft,

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