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Das Lavendelzimmer: Roman (German Edition)

Das Lavendelzimmer: Roman (German Edition)

Titel: Das Lavendelzimmer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina George
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Perdu es heiß hinter seinen Augen aufsteigen. Aber er wusste, er konnte nicht weinen.
    Max setzte die Flagge, er zog sie hoch und höher.
    Bei jedem Zug krampfte sich Perdus Herz zusammen.
    Die Flagge wehte nun stolz im Fahrtwind. Der Buchvogel flog.
    Verzeih mir, Manon. Verzeih mir.
    Ich war jung, dumm und eitel.
    »Oh, oh. Die Bullen kommen!«, rief Max Jordan.

17
    D as Flussboot der Gendarmerie näherte sich zügig. Perdu drosselte das Tempo, während das wendige Motorboot seitlich an Lulus Klampenstegen festmachte.
    »Meinen Sie, wir kriegen eine Doppelzelle?«, fragte Max.
    »Ich muss Zeugenschutz beantragen«, sagte Max.
    »Ob meine Verlegerin die geschickt hat?«, sorgte sich Max.
    »Sie sollten wirklich die Fenster putzen gehen oder ein paar Knoten üben«, murmelte Perdu.
    Ein schneidiger Gendarm mit Fliegersonnenbrille sprang an Bord und erklomm sportlich den Steuerstand.
    » Bonjour Messieurs. Service de la navigation de la Seine, Arrondisment Champagne, ich bin Brigadier Levec«, schnurrte er herunter. Man hörte, wie sehr er seine Position liebte.
    Fast rechnete Perdu damit, von diesem Brigadier Levec eine Anzeige wegen unerlaubten Entfernens aus seinem Leben zu erhalten.
    »Ihre Voies-navigables-de-France -Vignette ist leider nicht sichtbar angebracht. Und zeigen Sie mir die vorgeschriebenen Schwimmwesten, bitte, danke.«
    »Ich geh doch mal die Fenster putzen«, sagte Jordan.
    Eine Viertelstunde, eine Verwarnung und einen Bußgeldbescheid später hatte Monsieur Perdu sein Kassengeld und das Geld aus seiner Hosentasche auf den Tisch gelegt – für eine Gebührenvignette zur Befahrung der französischen Gewässer, einen Satz neonfarbene Schwimmwesten, die beim Schleusen auf der Rhône Pflicht waren, und eine beglaubigte Kopie der VNF-Bestimmungen. Das Geld reichte nicht.
    »So«, sagte Brigadier Levec. »Und was machen wir nun?«
    Sah man da ein zufriedenes Funkeln in seinen Augen?
    »Würden Sie … eh, lesen Sie zufällig gern?«, fragte Perdu und spürte, wie er vor Verlegenheit nuschelte.
    »Natürlich. Ich halte nichts von der Unsitte, lesende Männer in eine Schublade mit Schwächlingen und Frauenverstehern zu packen«, antwortete der Flussgendarm, während er Kafka zu kraulen begann, der ihm mit spitz erhobenem Schweif auswich.
    »Darf ich Ihnen dann vielleicht ein Buch … oder ein paar mehr als Restzahlung anbieten?«
    »Tja. Ich nähme sie ja, für die Westen. Aber was machen wir mit dem Bußgeld? Und wie wollen Sie die Liegegebühren zahlen? Ich bin mir nicht sicher, ob die Marina-Besitzer sonderlich … lesefreudig sind.« Brigadier Levec überlegte. »Fahren Sie den Holländern nach. Die haben eine Nase für Gratisgelegenheiten und wissen, wo sie umsonst ankern dürfen.«
    Als sie durch Lulus Bauch und an den Bücherregalen entlanggingen, damit sich Levec seine Restzahlungsmittel aussuchen konnte, wandte sich der VNF-Brigadier an Max, der die Fenster neben dem Lesesessel wienerte und es vermied, den Gendarm direkt anzusehen: »Sagen Sie, sind Sie nicht dieser bekannte Schriftsteller?«
    »Ich? Nein. Sicher nicht. Ich bin … eh« – Jordan guckte rasch zu Perdu – »sein Sohn und ein ganz normaler Sportsockenverkäufer.«
    Perdu starrte ihn an. Hatte sich Jordan etwa gerade einfach adoptieren lassen?
    Levec nahm Die Nacht von einem Stapel. Der Gendarm betrachtete forschend Max’ Bild auf dem Umschlag.
    »Sicher?«
    »Na ja. Vielleicht bin ich es doch.«
    Levec hob verstehend die Schultern.
    »Natürlich. Sie haben sicher viele weibliche Fans?«
    Max fingerte an seinen Ohrenschützern, die er um den Hals gelegt hatte. »Weiß nicht«, murmelte er. »Kann sein.«
    »Also, meine Ex-Verlobte liebte Ihr Buch. Ständig lag sie mir damit in den Ohren. Pardon, ich meine natürlich, das Buch von dem Kerl, dem Sie ähnlich sehen. Sie könnten mir vielleicht … seinen Namen hier hineinschreiben?«
    Max nickte.
    »Für Frédéric«, diktierte Levec, »in tiefer Freundschaft.«
    Max schrieb zähneknirschend das Gewünschte.
    »Schön«, sagte Levec und strahlte Perdu an. »Zahlt Ihr Sohn dann noch das Bußgeld?«
    Jean Perdu nickte. »Aber sicher. Er ist ein guter Junge.«
    Nachdem Max seine Taschen umgestülpt und ein paar kleine Scheine und Euromünzen zutage gefördert hatte, waren sie beide pleite. So nahm sich Levec aufseufzend weitere Neuerscheinungen – »Für die Kollegen« – und ein Rezeptbuch, Kochen für den Singlemann.
    »Warten Sie«, bat Perdu. Dann gab er ihm nach kurzem Suchen

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