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Das Lavendelzimmer: Roman (German Edition)

Das Lavendelzimmer: Roman (German Edition)

Titel: Das Lavendelzimmer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina George
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Durchfall. Nein, mein Freund John Lost – ich bin es nicht. Und das ist leider die Wahrheit.«
    P.D. stieg mühsam aus, hinkte um das Auto rum.
    »Hör zu, Cuneo, ich pass auf deine alte Karre auf, bis du wiederkommst. Oder auch nicht wiederkommst, wer weiß.«
    Cuneo war unschlüssig, aber als Max begann, seine Bücher und den Flaschenträger entschlossen zum Schiff zu tragen, griff er nach dem Werkzeugkasten und dem Lederkoffer.
    »Capitano Perdito, ist es erlaubt, an Bord zu kommen?«
    »Bitte. Es wäre mir eine Ehre, Signor Cuneo.«
    Max löste die Leinen, die Katzenfrau lehnte mit unergründlichem Blick an der Motorhaube des Renaults, da schüttelte Perdu P. D. Olson zum Abschied die Hand.
    »Haben Sie wirklich von mir geträumt? Oder sind das nur Wortspiele?«, fragte er.
    Per David Olson lächelte verschmitzt. »Eine Welt aus Wörtern kann niemals wahr sein. Habe ich mal bei einem Deutschen gelesen, Gerlach hieß er, Gunter Gerlach. Kein Mann für den kleinen Verstand.« Er überlegte. »Fahren Sie nach Cuisery, an der Seille. Vielleicht werden Sie da Sanary finden. Falls sie noch lebt.«
    »Sie?«, fragte Perdu.
    »Ach, was weiß denn ich. Ich stelle mir eben am liebsten alles Interessante als Frau vor. Sie nicht?« Olson grinste und sortierte sich schwerfällig in Cuneos alten Wagen. Dann wartete er auf die junge Frau.
    Die griff nach Perdu.
    »Du schuldest mir auch etwas«, sagte sie heiser und verschloss Perdus Mund mit einem Kuss.
    Es war der erste Kuss einer Frau seit zwanzig Jahren, und Jean hätte sich nicht träumen lassen, wie berauschend es war.
    Sie saugte an ihm, schlug kurz mit der Zunge nach seiner.
    Mit glühenden Augen schubste sie Jean dann von sich.
    »Und wenn ich dich begehrte, was ginge es dich an?«, sagte ihr stolzer Blick erzürnt.
    Halleluja. Womit hab ich denn das verdient?
    »Cuisery?«, fragte Max. »Was ist das?«
    »Das Paradies«, sagte Perdu.

24
    C uneo hatte die zweite Kajüte bezogen und dann die Kombüse zu seinem Revier erklärt. Aus seinem Koffer und dem Flaschenträger baute der stämmige Mann mit der Halbglatze eine Batterie Gewürze, Öle und Blends auf. Mischungen, die er selbst angerührt hatte, zum Würzen, zum Dips-Verfeinern oder einfach zum »Daran-Riechen-und-glücklich-Sein.«
    Als er Perdus skeptisches Gesicht sah, fragte er: »Oder ist was falsch daran?«
    »Nein, Signor Cuneo. Es ist nur …«
    Es ist nur, ich bin Wohlgerüche nicht gewöhnt. Sie sind zu schön. Zu unerträglich schön. Und nicht »glücklich «.
    »Ich kannte mal eine Frau«, begann Cuneo, während er weiterräumte und seine Kochmesser sorgfältig kontrollierte, »die musste bei dem Geruch von Rosen weinen. Und eine andere, die fand es sehr erotisch, wenn ich Pasteten gebacken habe. Gerüche machen komische Sachen mit der Seele.«
    Pastetenglück, fiel Perdu da ein. Unter P. Oder unter D wie Duftsprache. Ob er eines Tages wirklich seine Enzyklopädie der Gefühle beginnen würde?
    Und wieso nicht gleich morgen? Ach was – jetzt?
    Alles, was er brauchte, waren Papier und Stift. Und dann, eines Tages, Buchstabe für Buchstabe, hätte er einen Traum erfüllt. Hätte, würde, wäre …
    Jetzt. Es gibt immer nur ein Jetzt. Nun mach schon, Feigling. Atme endlich unter Wasser.
    »Bei mir ist es Lavendel«, gab er zögernd zu.
    »Müssen Sie dann weinen oder das andere?«
    »Beides. So riecht mein größtes Scheitern. Und mein Glück.«
    Jetzt schüttete Cuneo noch eine Plastiktüte mit Kieselsteinen aus und arrangierte sie auf einem Regalbrett.
    »Das ist mein Scheitern und mein Glück«, erklärte er ungefragt. »Es ist die Zeit. Sie glättet die Kanten von dem, was weh tut. Und weil ich das oft vergesse, besitze ich diese Kieselsteine, aus jedem Fluss, den ich bisher bereist habe.«
    Der Canal du Loing war in den Canal de Briare übergegangen, einen der spektakulärsten Abschnitte der Route Bourbonnais, mit einer trogartigen Wasserbrücke, die den Kanal über die hier rauhe, unschiffbare Loire führte.
    Im Sportboothafen von Briare, der so üppig mit Blumen geschmückt war, dass Dutzende Maler an den Ufern saßen, um die Szenerie einzufangen, waren sie vor Anker gegangen.
    Die Marina glich einem zweiten, kleineren Saint-Tropez; sie sahen viele teure Jachten, an den Promenaden wurde flaniert. Die Literarische Apotheke war das größte Schiff, und viele Freizeitkapitäne kamen vorbei, um sie sich anzuschauen, die Umbauten zu begutachten und einen Blick auf die Crew zu werfen. Perdu wusste, dass

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