Das Leben dahinter (German Edition)
nachgedacht?“
„Nein“, antwortete Käpt’n Jason und knabberte an seiner Untelippe. Dann fing er sich wieder. „Egal, ich werde Sie ja nicht hier liegenlassen. Sie sind bei einem Ihrer Spaziergänge einfach umgefallen. Ich kann problemlos ein paar Aufzeichnungen fälschen. Sie waren kurz hier, haben sich entschuldigt, ich habe es angenommen und dann sind Sie frische Luft schnappen gegangen, um den Kopf frei zu kriegen oder was weiß ich. War keine so gute Idee von Ihnen. Ja genau! Das werden die Aufzeichnungen später aussagen.“
„Selbst dann . Lisa wird es trotzdem seltsam vorkommen, dass…“
Aber der Käpt’n reagierte nun nicht mehr, setzte sich wieder in Bewegung. Sein mordlüsterner Blick war etwas ganz Neues für Johannson und dennoch unverkennbar.
Dieser Wahnsinnige , dachte Johannson noch, bevor ihn eine kalte Hand am Hals packte und so zupresste, dass ein Brennen in seiner Trachea ein Röcheln hervorzwang. Sein Herz sprang ungefähr einen halben Meter in die Höhe. Er begann wild zu strampeln.
„ Halten Sie doch still“, sagte Jason in einem irrsinnigen, doch beschwichtigenden Ton. „ich will ja nicht, dass Sie Quetschungen davontragen.“ Doch Johannson schlug in Todesangst um sich und schrie Jason röchelnd an:
„Hören Sie auf, Mann!“
Er versuchte, Jasons Hand wegzuschlagen. Doch ohne Erfolg. Das Schlucken fiel ihm zunehmend schwerer. Er konnte wieder dieses paradoxe Aftershave riechen und erkannte darin den Geruch des Todes – seines Todes – und das bittersüße Odeur zu der kalten Hand um seinen Hals. Allerdings schien Jason in dem Augenblick, da er Johannson mit seinem ausgestreckten rechten Arm gegen die Wand gepresst hatte, nicht den hellsten Moment gehabt zu haben, denn so wie Johannson gerade um sich schlug, war seine Halsschlagader die einzig erreichbare Stelle für eine Injektion direkt in sein Zirkulationssystem. Genau diese würgte Jason aber gerade.
Der Käpt‘n nahm sich deshalb den Injektor mit dem Mund aus der linken Hand und verlagerte das Gewicht, um ihn mit dem linken Arm zu fixieren. Dann würde Jason den Injektor mit der rechten Hand, die er vorher zum Würgen benutzt hatte, aus seinem Mund nehmen, ihm das Gerät an den Hals rammen und abdrücken. Kurz darauf würde Johannson Kupfer schmecken, einen stechenden, möglicherweise kribbelnden Schmerz im linken Arm und einen Schürhaken im Brustkorb spüren. Wenig später würde es dann vorbei sein. Dieses gesamte Szenario durchlief er geistig in dem einen winzigen Augenblick, als der Käpt’n ihm schmerzhaft seinen Arm gegen seine Schlüsselbeine presste.
Johannson schloss die Augen und wartete auf das Ende.
Doch das Ende kam noch nicht, stattdessen konnte er spüren, dass die Zeit unvermittelt verlangsamt, irgendwie entspannter ablief und seine Hirnaktivität ungewohnt schneller zu werden schien wie bei einem intensiven Traum. Der Griff des Käpt’n verlor an Substanz, ebenso Johannsons Atmung oder die Geräusche, die Jason und der Raum von sich gaben. Das Aftershave verblich. Alles wurde ausgeblendet und verlor sich in seinem Geist.
Bin ich tot , fragte er den leeren schwarzen Raum in seinem Kopf.
Und erstaunlicherweise gab es eine Antwort auf eine eigentlich rhetorische Frage:
Noch nicht, Mikael, aber gle ich, wenn du nichts unternimmst.
Die Stimme klang irgendwie drohend, doch nicht bedrohlich, und Johannson konnte sie nicht zuordnen. Es war weder seine eigene noch Lisas noch die einer anderen Person, die er jemals gehört hatte. Sie war nicht einmal wirklich männlich oder weiblich, sondern irgendwie beides.
Trotzdem war sie ihm vertraut.
Du musst jetzt etwas unternehmen, bevor er dich tötet , forderte die Stimme.
Was kann ich denn tun , fragte er innerhalb eines Millisekundenbruchteils. Jason ist ein Hüne. Er ist riesig und er hat irgendwas mit seinem Körper angestellt, das ihn noch viel kräftiger macht!
D as ist irrelevant! Du darfst nicht sterben , hallte die Antwort in seinem Kopf. Wir haben keine Zeit mehr. Ich zeig es dir…
In diesem Augenblick war die Realität mit einem Ruck wieder da. Johannson spürte wieder den Druck von Jasons Arm auf seinem Oberkörper, roch wieder dieses verdammte Aftershave, spürte seinen eigenen rasenden Puls. Und als er die Augen wieder aufschlug, konnte er den Injektor sehen, der sich bereits gefährlich nahe an seinem Hals befand.
Es war tatsächlich nur eine einzige Sekunde vergangen!
Und plötzlich schoss ihm eine alte Aufzeichnung
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