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Das Leben dahinter (German Edition)

Das Leben dahinter (German Edition)

Titel: Das Leben dahinter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Bergner
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Ideogramme waren entweder nach der langen Zeit zur Unkenntlichkeit verwittert oder von einem ihr unbekannten Sprachstamm. Es gab unzählige Dialekte dieses Volkes. Die Linguisten mussten in fast jeder Ausgrabungsregion bei null anfangen. Ebenso die Anthropologen. Auch wenn die Akh vor ihrem Aussterben den Planeten nicht vollständig besiedelt hatten, sondern nur knapp ein Drittel davon, waren die Stammesunterschiede in Sprache, Ritus, Ethik, Entwicklung und Theologie teilweise gewaltig gewesen. Die Kommunikationsbarrieren zwischen den einzelnen menschlichen Völkern zu knacken war bereits ein Jahrhundertwerk gewesen und manchmal noch immer nicht ganz geglückt, doch Akham-Dialekte waren tote Sprachen, zudem noch weitgehend unbekannten Ursprungs.
    „Ich erkenne diese Ideogramme nicht“, sagte Carla resignierend, während sie immer wieder versuchte , Ähnlichkeiten zwischen dem ihr bekannten Akham und dem, was sie hier sah, zu bilden. Die Zeichen waren unglaublich eng beisammen. Seit den Inschriften des mesopotamischen Gilgamesch-Epos hatte sie keine derart zusammengepressten Schriftzeichen mehr gesehen.
    Sie schütt elte den Kopf und atmete durch.
    „Das sieht nicht mal aus wie Akham.“
    „Sehe ich genauso“, antwortete Miles Finlay gedankenverloren. „Nur leider gibt oder gab es auf Wad´Akh´Wian keine Spezies, die solche Zeichen auf Wände gemalt haben können… Außer uns natürlich. Aber dafür sind sie wohl zu alt.“ Er kratzte sich die Stirn.
    „Apropos“, fuhr er dann fort und drehte sich zu ihr um. „Das Alter ist ein gutes Stichwort! Hol en Sie mir doch bitte mal…“
    Carla zog den RID-Stift, nach dem er gerade hatte verlangen wollen, aus dem Rucksack.
    „Ah, der Finlay-Holloway-Effekt“, grinste er, nahm den Stift und wendete sich wieder den Felsen zu. Sie lächelte innerlich über Miles´ gelegentliche Zerstreutheit, gab sie Carla doch ab und zu die Chance, ihre praktisch veranlagte Seite zu zeigen. In solchen Momenten fühlte sie sich, als wäre es ihre gemeinsame Ausgrabung.
    Der Stift war eines der modernsten Geräte, das sie dabei hatten. Die Datierung winzigster Teilchen , wie eben beispielsweise der Farbpartikel auf dem Felsen, war damit schnell vorgenommen. Miles schob ihn langsam über die Zeichen, wobei das Netz begann die Auswertung der Isotopenzusammensetzung und die Altersdatierung anhand winziger, sich lösender Partikel vorzunehmen. Dabei ging es so geschickt vor, dass es natürliche Ablagerungen von nachträglichen Eingriffen unterscheiden konnte. In wenigen Sekunden würden sie ein Ergebnis erhalten.
    „Miles?“, rief es hinter ihnen.
    Na toll! Das Idiotentrio ist zur Stelle.
    Clara wünschte sich, sie wäre mit Miles allein gefahren. Aber Nick, Kimya und Ayumi mussten ihre Noten, die es dringend nötig hatten, durch diesen Ausflug aufbessern. Vermutlich hätte ihnen die Feldarbeit sogar ganz gut getan, würden sie nicht ständig über irgendetwas jammern, meckern oder witzeln. Der bloße Gedanke an deren Anwesenheit löste beinahe einen Fluchtinstinkt in Clara aus. Das geistlose Geschwafel tat sein Übriges und war fast nicht mehr zu ertragen.
    „Haben Sie etwas gefunden?“, fragte Nick, während er langsam angestapft kam. Seine dürren, fahlen Beine verloren sich in Shorts und Stiefeln, seine Haare schienen mit jedem Tag krauser zu werden. Er hatte markante, glatte Gesichtszüge und wer weiß, vielleicht war er eigentlich sogar ganz hübsch, aber seine Idiotie machte ihn für Clara mehr als unansehnlich. Selbst wenn es nicht so gewesen wäre, solch ein Typ hätte sich ohnehin nie mit ihr abgegeben. Gut so!
    „Ja, haben wir.“ Miles zwinkerte Clara lächelnd zu. Sie erwiderte es.
    „Wieder ein Klo?“, fragte Ayumi hinter Nick, worauf Miles nur genervt schnaufte und angestrengt den Stift anstarrte. Endlich erschien eine Anzeige.
    „Nein…“, antwortete er dann sehr gedehnt. „Zweitausendfünfhundert Jahre alte Inschriften.“
    Kimya hatte sich neben sie gestellt. Sein braunes Haar leuchtete in der Sonne.
    „Ernsthaft?“
    Wieder sprach Miles wie weicher Kaugummi. „Ja…“ Als ob er mit Zurückgebliebenen kommunizierte. Claras Mundwinkel kräuselten sich ein wenig, am liebsten hätte sie laut losgelacht. Es gefiel ihr, dass Miles ihre Abneigung gegen diese Idioten zu teilen schien, nur ließ er sich nichts anmerken.
    „Von wem?“
    Clara und Miles sahen sich kurz an und rollten gemeinsam unmerklich die Augen. Dann atmete er tief durch und sagte: „Ich bin

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