Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Leben dahinter (German Edition)

Das Leben dahinter (German Edition)

Titel: Das Leben dahinter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Bergner
Vom Netzwerk:
dabei grotesk wie eine stumme Lawine. Letztlich blieb er vor einem der Fenster stehen, die natürlich nichts als Schwärze zeigten, außer gelegentlichen buntglimmenden, winzigen Streifen, wenn einige wenige Teilchen am Rand des Subduktionsfeldes aus der Phase gerieten, sofort in den normalen Raum drifteten und dabei furios Bosonen in alle Richtungen spien. Pauli wurde sich seines aktuellen Zustands bewusst, dass er und der Rest der Argo sich genaugenommen nicht mehr im Universum befanden und dass jedes Partikel um ihn herum, genauso wie er selbst auf unnatürliche Weise verändert worden waren, er quasi nicht mehr real war. Im herkömmlichen Sinne jedenfalls nicht. Dieser Gedanke, dass er im Augenblick nicht wirklich existierte, machte ihn wahnsinnig und würde bald übermenschliche Panik in ihm auslösen, dächte er noch länger darüber nach.
    Darum zog er es vor , sich zu fragen, ob der Hüne Cameron durch dieses gelegentliche Farbenspiel fasziniert war und wie ein Insekt durch diese Lichtquellen angezogen wurde. Die Vorstellung machte den Elefanten zur Mücke und war irgendwie…
    „Wir haben es bei Zeitindex 55921, neun Stunden und siebzehn Minuten durch die Mark elf Drohne Lambda zum ersten Mal bei einem Routineflug bemerkt“, gab Johannson plötzlich ohne eine Regung und wie ein Automat wieder.
    Pauli stand rechts von ihm und blickte ihn ungläubig an.
    Mit offenem Mund hatte Johannson inzwischen das holographische Abbild des Objekts fixiert, das da mehrfach vergrößert, riesig im Raum schwebte.
    „22,4 auf 233 Grad bei 0,1 über der letzten Normhöhe“, sprach Johannson weiter.
    Auch Stein blickte unsicher drein. Cameron hatte sich vom Farbenspiel losgerissen und war wieder herangetreten.
    „Erstaunlich“, lachte er. „Ihr Gedächtnis ist für Ihr Alter gar nicht schlecht.“
    „Fahren Sie fort“, hauchte Stein zu Johannson herüber, während ihr giftiger Blick Cameron traf.
    „Mikrowellenstrahlung – 62 Gigahertz, 221 Mikroelektronenvolt – war für fünf Sekunden lang zu messen, nahm danach aber schnell ab“, sprach Johannson unbeeindruckt weiter als hatte er rein gar nichts gehört. „Darauf nahm die Sonde eine wesentlich höhere Strahlung auf: Gammastrahlung – 52,3 Exahertz, 512 KeV.“
    Stein klammerte sich seitlich an eine der Sessellehnen.
    „Was ist dann passiert?“, frage sie gedehnt, als wusste sie all dies schon, wollte es aber unbedingt noch einmal aus seinem Munde hören.
    Pauli fragte sich inzwischen, woher Johannson all dies wusste. Frank selbst war hervorragend über die Einzelheiten informiert, dennoch hätte er kaum Wellenlängen, Ladungen, den Zeitindex oder sonstwas so genau aus dem Gedächtnis rezitieren können. Zumal Johannson diese Informationen sowieso nicht von Alka bekommen haben konnte, schließlich hätte sie ihm nur das Nötigste erzählt.
    Als Alkas Name sich in Paulis Kopf formulierte, schnürte sich sein Magen kurz zusammen. Für einen Sekundenbruchteil kochte die Wut wieder in ihm hoch.
    „Die Drohne verschwand“, antwortete Johannson monoton.
    „Verschwand?“, echote Stein scheinbar ernsthaft überrascht.
    Dann herrschte einige Sekunden lang Schweigen. Johannson blieb einfach mit geöffnetem Mund vor dem Objekt stehen und Pauli ergriff das Wort zum ersten Mal, seit sie diesen Raum betreten hatten. „Ja“, sagte er. „Wir haben den Kontakt verloren.“ Er wollte den Fokus von Johannson wegziehen. Irgendetwas stimmte mit ihm nicht. „Die Sonde hat uns vorher allerdings noch visuelle Daten und den Scan gesendet.“
    Wie aufs Stichwort verschwand das Abbild des Objekts und eine Sequenz, welche Pauli sattsam bekannt war, erschien an ihrer statt mitten im Raum. Langsam wurden ihm diese Headsets unheimlich! Und auch die Tatsache, dass offenbar nichts, das sie so sorgsam versucht hatten geheim zu halten, geheim geblieben war.
    Künstlich generierte Schneeflocken wirbelten umher und der runde Ausschnitt einer Eislandschaft hing vertikal dahinter, in dessen Mitte klein das Objekt wieder zu erkennen war. Alles war um neunzig Grad zu ihnen gedreht, eine klare Betrachtung wäre sonst nicht möglich gewesen. Das Hologramm war erstaunlich hochauflösend, die kleinsten Details waren hier zu erkennen. Offenbar hatte man viel Interpolationsarbeit in die Aufbereitung der Daten gesteckt. Wenn man darauf achtete, konnte man sogar die Dellen auf dem winzigen Objekt erkennen.
    Solche Plasmaprojektoren hätte die Einrichtung auch gut gebrauchen können. Das hätte

Weitere Kostenlose Bücher