Das Leben dahinter (German Edition)
noch nicht ganz sicher, Kimya, aber auf den ersten Blick dürften es die Akh gewesen sein, meinst du nicht?“
Clara rutschte ein Kichern heraus, so dass sie sich die Hand vor den Mund halten musste. Es klang glücklicherweise wie ein Schluckauf. Kimya blickte sie irritiert wie immer an.
Sie fragte sich, ob Miles gewusst hatte , mit welchen Leuten er sich hier umgeben würde, oder ob er einfach nur froh gewesen war, dass er überhaupt Unterstützung während der Ausgrabung bekommen konnte, ganz gleich was er sich damit aufhalste. Die drei hatten nicht zu seinen Studenten gehört und sich einfach auf die Liste gesetzt. Vermutlich sogar ohne zu wissen, wofür sie sich eigentlich eingeschrieben hatten.
Clara kannte sie bereits vorher und war der Überzeugung, dass man zumindest Ayumi und Kimya die Intelligenz in den trüben Augen und den hängenden Gesichtszügen ansah , und dass die Beiden seit einiger Zeit eine Liaison miteinander hatten, hätte das Leben nicht besser planen können. Die verdienten einander! Clara nannte sie deshalb ohne ihr Wissen Kimyayumi . Zwei Personen, die zusammen dümmer waren als einer.
Sie hatte versucht, sich mit beiden separat und auch gemeinsam in Ruhe zu unterhalten, aber mehr als oberflächliches Easy Listening und unsicheres Gekicher kam von beiden nicht ein einziges Mal. Sie waren reine Meinungskopierer und jede Antwo rt kam immer ein wenig langsam.
Was sie einander außerhalb des Bettes zu erzählen hatten, konnte Clara sich beim besten Willen nicht d enken. Vermutlich nichts. Ihre Gespräche mussten sicherlich nach ein oder zwei Wochen Zweisamkeit erschöpft gewesen sein.
Clara selbst war zwar schon seit geraumer Zeit nicht mehr zweisam gewesen, doch das zog sie dann doch einer solchen Spannung vor; den ganzen Tag nebeneinander her leben, nichts erzählen oder teilen können, das wäre ihr kein Mann, in dessen Nähe sie einschlafen hätte können, je wert gewesen.
Und Nick war kein Deut besser, obwohl der Unterschied zu Kimyayumi im Prinzip gewaltig war. Er war zwar nicht dumm, aber er war ein Idiot! Hielt sich für etwas Besonderes, versuchte sich andauernd zu drücken und machte ständig alles lächerlich, das ihm nicht in den Kram passte. Natürlich erkannte Clara die Pathologie in diesem Verhalten, doch da es oft genug auf ihre Kosten ging, konnte sie einfach kein Mitleid mit diesem Typen entwickeln. Er war ein Idiot, ganz einfach.
„Die Frage ist“, sagte Miles während sein Daumen den zerschlissenen, grauen Hut mit der breiten Krempe bis zum Haaransatz hinauf schob. „was für Ideogramme sind das? Das ist kein Akham.“
„Klar ist es das.“
Clara und Miles drehten sich verwirrt um. Kimyayumi taten es ihnen nach, allerdings änderte sich ihr Ausdruck dabei nicht. Die sahen eigentlich immer verwirrt aus.
„Wie meinen Sie das, Nick?“ Miles war mehr als erstaunt, es schien sogar, als war er von der Aussage kompromittiert worden. Seine Augen verfinsterten sich.
„Welche Sprache soll das denn Ihrer Mein…“
„Ligaturen, keine gesonderte Sprache“, unterbrach Nick unbeeindruckt. „Links Garkam, rechts Enthru.“ Er zeigte auf eines der Zeichen.
„Das ist ein Kha und damit verschmolzen steht ein Shik . Sehen Sie?“
Miles folgte seinem Fin ger und nickte dann vorsichtig.
„Sie könnten Recht haben.“
Auch Clara studierte die Zeichen noch einmal. Und es stimmte tatsächlich! Jedes Ideogramm war eine Verbindung von zwei Schriftsystemen.
„Nun gut, welche Hälfte nehme ich dann?“, murmelte Miles und presste seine Zungenspitze gegen die Oberlippe. Dann versuchte er im Stillen die Ligaturen zu lesen, nur seine Lippen bewegten sich.
Niemand wusste natürlich wie man Akham auszusprechen hatte, deshalb ha tten sich die Linguisten seinerzeit eine ganz eigene Interpretation der Zeichen erdacht. Vermutlich hätte kein einziger Akh auch nur ein Wort von dem verstanden, was in den Universitäten als dessen Sprache gelehrt wurde, aber die Wahrscheinlichkeit, dass sie jemals ein lebendiges Exemplar dieser Zivilisation treffen würden, war doch mehr als gering.
„Gut“, sagte Miles schließlich. „Es scheint Sinn zu ergeben, zumindest das Enthru, aber ich konnte nur ein paar Fetzen lesen. Beide Sprachen scheinen ebenfalls irgendwie vermischt zu sein, die Bedeutungen sind nicht einheitlich. Na, kein Problem, das Netz wird es schon herausbekommen.“
„Ja, so recht verstehe ich es auch nicht“, gestand Nick.
Miles drehte sich wieder zu ihm um.
„Ich bin
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