Das Leben dahinter (German Edition)
Objekt entlocken zu wollen, aber er hatte ja keine mehr. Dann sprachen sie auch ein wenig über Käpt’n Jason. Johannson hatte gelernt, dass er ein intelligenter, aber eigentümlicher Mann sein musste. Zurückgezogen, herrisch, auf seine Weise genial und stets auf der Höhe. Vollgepumpt mit Informationen und Wissen über allerlei nützliche und unnütze Dinge. Und er umgab sich offenbar nur mit den wichtigsten Stabsmitgliedern. In der Messe war er jedenfalls nicht aufgetaucht.
Das Verhältnis zwischen ihm und Stein hatte Johannson nicht noch einmal aufgegriffen. Es ging ihn ja auch nichts an.
Er lief weiter durch die endlosen Gänge wie eine Ameise durch einen Glaskasten. Verlaufen konnte man sich hier nicht. Überall prangten gut lesbare Aufschriften wie die Duftspur in eben jenem Ameisenschaukasten. Selbst wenn man nicht mehr wusste, wohin man wollte, das Netz wusste es mit Sicherheit.
Er war angekommen und öffnete die Tür ohne zu klingeln. Hielt sich am Rahmen fest, auf der Seite, in d ie die Tür nicht verschwunden war. Es war dunkel. Er sah sich zu Paulis Bett um, in dem der Junge schlief und in dem nur das langsame Heben und Senken der Decke signalisierte, dass er lebte. Seine Brille hatte er wohl vor Müdigkeit nicht mehr absetzen können, sie hing schief in seinem Gesicht.
Es waren noch zwei Stunden, bis sie an ihrem Bestimmungsort ankamen, ohne zu wissen, was sie dort erwartete.
Johannson stellte das Essen auf ein kleines Schränkchen neben Pauli und legte sich auf sein eigenes Bett, in dem er unlängst so scheußlich erwacht war.
Körperlich ging es ihm inzwischen wirklich gut. Seelisch plagten ihn noch immer Bilder von Alka Singh und die Frage, wohin sie gegangen war. Dass alles gut war, konnte man sich hervorragend einreden, aber ganz tief unten hatte das Denken ganz andere Ansichten. Es nahm die Welt nicht wahr, sondern beschäftigte sich nur mit dem, was aus erster Instanz zu ihm heruntersackte. Und die Welt da unten steckte voller Wahrheit und Schonungslosigkeit, die sich langsam von selbst auffalteten und die das untere Selbst unverblümt wieder nach oben schleuderte, wenn sie ausreichend wahr wurden. Das subversive Ich sagte dann „Keine Lust mehr, du bist dran!“ und dann musste sich Johannson damit beschäftigen, ob er wollte oder nicht.
Er hatte ein paar Minuten schlafen wollen, aber dieses freche Ding, das unter seinem Denken lebte, hielt ihn wach. Er wälzte sich hin und her. Wälzte auch Pauli im Nebenbett wieder wach.
Das Licht strahlte auf , Plasmasonnen über Johannson.
„Wie spät ist es?“
„Ich habe Ihnen etwas zu Essen mitgebracht.“
Pauli taumelte auf seinem Bett hin und her, bevor er Johannson en dgültig erkannte.
„Noch zwei Stunden, bis wir da sind“, sagte Johannson beruhigend.
Pauli rieb sich die Augen und streckte sich.
„Das war nötig“, meinte er. „Erstaunlich, wa s ein bisschen Schlaf ausmacht.“
Er gähnte.
„Und, noch etwas von Fräulein Wadenbeißer herausbekommen?“
„Sie ist eigentlich ganz zahm, wenn man sie schnuppern lässt.“
Dann erzählte Johannson von dem, was Pauli noch nicht wusste. Von den Spuren der Sonde im Schnee, dem Wissen und vermutlichen Unwissen der PRO, auch von der Argo, von Stein und Jason.
Berichterstatter schien sein neuer Beruf geworden zu sein.
„Das ergibt Sinn“, sagte Pauli am Ende. „daher wussten sie, wann sie auftauchen mussten.“
Er kratzte sich über seinen Bart.
„ Ich hab übrigens auch noch ein bisschen was rausgefunden. Wollte mal sehen, was die nun eigentlich alles an Informationen haben. Hab das Netz durchforstet.“
„Und?“
„Keine Chance. Die haben den Kram ordentlich gesichert. Das heißt, die machen ein riesiges Geheimnis draus, da muss wesentlich mehr dahinter stecken. Scheinbar gibt’s Zugänge nur für die oberste Etage. Man findet weder etwas über das Objekt noch über die letzten Aktivitäten auf der Erde. Nach Außen ist alles wie immer. Ruhig und uninteressant.“
„Meinen Sie, dass Jason alles weiß?“
Pauli nickte. „Er gehört zum Generalgremium der PRO. Wenn überhaupt jemand, dann weiß er Bescheid.“
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Lisa Stein war völlig außer Atem. Domenic lag neben ihr, nackt und mit ausdruckslosem Gesicht. Auch er atmete schnell.
Sie war sofort über ihn hergefallen, nachdem sie sein Quartier betreten hatte. Hatte keine Begrüßungsfloskel abgewartet und erst recht nicht den Wein. Irgendwie war ihre Begierde durch das Zusammentreffen mit Johannson in
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