Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Leben dahinter (German Edition)

Das Leben dahinter (German Edition)

Titel: Das Leben dahinter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Bergner
Vom Netzwerk:
schien ihm sichtlich egal zu sein. Die Anzeichen einer Beziehung zwischen den Beiden hatten sich allerdings in den letzten Tagen verstärkt. Nicht zuletzt durch Steins eigene und auch durch die Aussagen von anderen Besatzungsmitgliedern. Nichts Konkretes, trotzdem nicht fehlzuinterpretieren.
    „Momentan gibt‘s nicht allzu viel Neues zu berichten“, grinste sie. „Ich kann auch mal Pause machen. Wollen wir etwas essen und uns unterhalten?“
    „Gern“, hörte Johannson sich sagen.
    „Momentan ist die Messe etwas überfüllt“, überlegte sie etwas zu gespielt. „Gehen wir in mein Quartier. Ist gemütlicher.“
    So wie sie ihn ansah konnte er nicht anders als es einfach zuzulassen und abzuwarten, was geschah.
    „Okay.“
     
    ---
     
    Alles ist deren schuld!
    Dieser Gedanke kreiste immer wieder in Paulis Kopf. Immer und immer und immer wieder. Er hatte einfach alles verloren, was er je geliebt hatte, erst Alka, dann seine Familie und seine Heimat, dann seine Freunde. Wenn er alles zusammenzählte, blieb nur der Schluss übrig, dass die Organisation genau wusste, dass das geschehen würde und aus irgendeinem Grund nichts dagegen unternommen hatte.
    Alles ist deren schuld!
    Und wer wusste schon, ob das nicht sogar alles direkt von denen verursacht worden war, dass es nicht etwas war, das ihnen aus den Händen geglitten sein mochte. Ein wahnsinniges Experiment oder so etwas.
    Alles ist deren schuld!
    Und jetzt war er hier. War auf einem Schiff von Wahnsinnigen!
    Alles ist deren schuld!
    Er konnte aber nichts tun, um seinem Gefühl Luft zu machen. Er konnte die nicht für irgendetwas bestrafen, denn die waren im Moment der einzige Unterschlupf vor dem, was geschah. Phase zwei, nannten die es. Die Phase, die direkt auf die Auslöschung seiner Eltern folgte. Menschen waren gestorben und starben noch, wenn er der Aussage von Jason und Stein und dem Rest glauben musste.
    Aber musste er das wirklich?
    Alles ist deren schuld!
    Es konnte doch alles auch nur ein einziger, großer Schwindel sein! Die Aufnahmen zu simulieren war ja nun ein Kinderspiel… Hatte das Aussterben wirklich stattgefunden?
    Was hatte er denn zu verlieren, wenn er sich selbst davon überzeugte? Vielleicht sein Leben. Gut, aber was war das denn überhaupt noch wert?
    Ja, die Idee war hervorragend! Pauli würde Gewissheit bekommen, ob die die Wahrheit sagten. Und wenn nicht, würden die leiden müssen. So wie er seit Tagen litt. Jeder von denen. Selbst Johannson mit seiner verkappten Scheinrhetorik. Er war inzwischen sowieso einer von denen, er trieb es sicher mit Stein. Sie hatten ihn zum Bösen bekehrt. Und vielleicht hatte er denen bei diesem verrückten Experiment geholfen. Er war schließlich Biotechniker. Außerdem, hatte er nicht in einer flammenden Rede davon gesprochen, dass die Menschheit ihre Lektion in Sachen Demut lernen musste? Vielleicht hatte er im Geheimen daran mitgeforscht, diese Dinger zu erschaffen.
    Ja, so musste es sein!
     
    Frank ist zehn. O der besser gesagt er wird heute zehn Jahre alt. Er hat Geburtstag!
    Aber seine Eltern sind nicht da. Sie sind weg, weil diese komischen Leute gesagt haben, sie müssten heute arbeiten. Gerade heute! Er hat sich eine große Party gewünscht, mit Luftballons und Kuchen. Die Geschenke hat er noch schnell bekommen und eine Umarmung, aber dann verließen seine Eltern einfach das Haus.
    Sein großer Bruder ist noch da und spielt mit Franks neuem Spielzeugauto. Er mag das nicht, aber was soll er schon tun?
    Sie haben gesagt, morgen würden sie alle zusammen groß feiern. Heute geht das nicht. Aber heute ist es ihm wichtig.
    Frank sitzt allein auf einem Stuhl in der Küche , lässt die Beine baumeln und sieht aus dem Fenster.
    Es sei wichtig, hat sein Vater gesagt. Sie müssten etwas herausfinden. Es geht leider nicht anders. Aber Frank ist sauer auf diese Leute. Auf die von dieser komischen Organisation…
     
    Alles ist deren schuld!
    Paulis Plan stand fest. Er kannte inzwischen das ganze Schiff wie seine Westentasche, hatte jede Blaupause studiert. Er wusste, wohin er gehen musste. Er sprang von seinem Bett auf und hetzte aus dem Quartier.
     
    ---
     
    Endlich war Clara an der Reihe, ihre Ration entgegennehmen zu können. Sie verfrachtete den Teller mit Curry und Reis aus dem FoodJet auf ihr Tablett. Sie verließ den Ausgabebereich der Messe und verschwand wieder in der Menge.
    Eigentlich hatte sie überhaupt keinen Hunger, noch immer schlug ihr die Erfahrung der letzten Tage auf den Magen.

Weitere Kostenlose Bücher