Das Leben dahinter (German Edition)
zu existieren. Irgendwie haben die einzelnen Datenpakete eine Verbindung mit ihrem Standort im Subraum. Vielleicht sind sie sogar an einzelne, kombinierte Zustände im Geflecht des Normalraums selbst gekoppelt. So genau hat das das Konglomerat nicht rausgefunden. Jedenfalls kommunizieren die Datenschnipsel miteinander, übergeben Variablen und rufen andere Funktionen auf und sind eigentlich nur Ladungsverbindungen, die ihre Position im Sub kaum verändern. Das ganze Ding erinnert eher an ein riesiges Gehirn, das in den niederdimensionalen Frequenzen festhängt und es ist geradezu unendlich. Es gibt diese Pakete überall im erforschten Subraum. Dieses Gehirn hat also quasi unendlich viel Potential.“
Ivanovic drehte sich lächelnd zu ihr um, wobei Caitlin ganz kurz erwartet hatte, ein paar fehlende Zähne zu erblicken.
„Manche von uns haben auch schon überlegt, ob das Netz selbst die Uthrii sind. Aber die Akh haben von realen Wesen berichtet und auch die Informationen aus ihrem Netz legen nahe, dass sie mehrere Individuen mit Heimatplanet und allem sind. Aber Sie wissen ja, wie das ist. Als Nettec möchte man gern in Netzen den nächsten Schritt in der Evolution sehen.“
„Ja , verstehe.“ Caitlin schenkte ihr ein verhaltenes Lächeln. „Aber wie bekommt man nun Zugriff?“
„Das ist ganz einfach, wie gesagt. Wenn man eine bestimmt Frequenz im Sub hat, kann man auf so ziemlich jede Zelle des Netzes zugreifen und eigene Ladungen schicken und damit Anfragen an das gesamte Netz. Die Schwierigkeit besteht nur in der Art der Verarbeitung und in der Sprache. Aber da haben wir ziemlich große Fortschritte gemacht in den letzten Jahren.“ Ivanovics Gesichtsausdruck nahm ermüdete, fahle Züge an. „Naja, jedenfalls bis die angefangen haben, uns zu… zu verarbeiten .“
„Interessant“, sagte Caitlin geistesabwesend. Sie dachte darüber nach, was sie gerade erfahren hatte. Dieses Netz würde sicherlich eine harte Nuss werden, aber sie würde es schon hinbekommen und Zugang erhalten. Der Plan war:
Bordnetz ablenken
Daten über das Uthrii-Netz prüfen
Zugang herstellen, aber unbemerkt
Uthrii kennenlernen
Ihr Spähcluster war mit Sicherheit zusammen mit dem globalen Netz verschwunden, aber er hätte ihr ohnehin nichts gebracht, da sie ihn für die neue Anbindung vermutlich hätte komplett umschreiben müssen. Also würde sie einen neuen Cluster erstellen, bevor Janine mit allen anderen Meuterwilligen einen Putsch anzetteln konnte. Sie hoffte, die Zeit würde noch reichen. Caitlin hielt nicht allzu viel von Janines Plan, aber sie hatte dennoch zugestimmt, weil sie vom Plan des Käpt’n noch viel weniger hielt. Egal wie Caitlins Gefühle Janine gegenüber waren, wollte sie keine Gewalttätigkeiten riskieren. Zumindest wollte sie alles getan haben, um Schlimmeres zu vermeiden. Und das konnte sie nur mit Hilfe der Uthrii.
„…haben sich die Matrizen ziemlich genau geglichen“, sagte Ivanovic gerade.
„Danke“, sagte Caitlin hastig. „Das war sehr aufschlussreich.“ Sie räusperte sich. „Entschuldigung, ich hab einen Termin vergessen. Kann ich später nochmal auf Sie zukommen?“
„Klar“, antwortete Ivanovic gelassen. „Jederzeit. Dann können wir uns noch ein wenig austauschen.“
„Gerne “, sagte Caitlin. Die Pranke der großen, männlichen Frau verschluckte schmerzhaft ihre eigene Hand.
Pläne
Johannson ver kniff sich zunächst jeden Kommentar zum Vorgehen des Forschungsstabes, der sich mittlerweile rund um Doktor Korhonen gebildet hatte. Sie versuchten sich offensichtlich an die Standardabläufe zu halten, die die PRO definiert hatte. Doch sie taten dies mit der Grazie von Kühen, die auf einem Spinnennetz balancieren wollten.
Sie hatten zunächst folgerichtig damit begonnen, die hochauflösend erfasste makroskopische Morphologie der Tiere zu untersuchen, danach untersuchten sie das Genom, das inzwischen glücklicherweise zur Verfügung stand, und suchten in diesem Wirrwarr nach einem Schwachpunkt, mit dem sie etwas anfangen konnten.
Aber dann hatten sie tatsächlich begonnen, das Pferd beim Schwanz aufzuzäumen. Der Plan der Stunde war, eine Krankheit zu entwickeln, die diesen Hymenoptera beikäme. Überall sah er Modelle von Proteinketten, die wie leuchtende Asteroidengürtel über den Terminals schwebten, und überall sah er dasselbe ergebnislose Ergebnis, nämlich Inkompatibilität von RNA-Sequenzen. Die Virenhüllen konnten nicht andocken.
Was f ür ein Blödsinn , dachte
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