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Das Leben, das uns bleibt (German Edition)

Das Leben, das uns bleibt (German Edition)

Titel: Das Leben, das uns bleibt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Beth Pfeffer
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rauskriegen. Der kann so nicht bleiben.«
    »Wahrscheinlich geht die Tauchpumpe nicht mehr«, sagte ich. »All der Regen, das Schmelzwasser und zu wenig Strom. Warum können wir den Keller denn nicht einfach so lassen? Wenigstens, bis Matt und Jon nach Hause kommen?«
    »Findest du nicht, die beiden haben schon genug für uns getan?«, fragte Mom.
    Nein, fand ich eigentlich nicht. Meiner Meinung nach erlebten sie gerade ein herrliches Abenteuer, weit weg von daheim, von Mom, dem Wintergarten und irgendwelchen Leichenbergen.
    »Aber Mom«, sagte ich und versuchte, ganz vernünftig und erwachsen zu klingen, nicht wie ein quengelndes Baby. »Das können wir doch gar nicht alles aufwischen.«
    »Wir nehmen dafür die Eimer, die du mitgebracht hast«, sagte Mom, denn Einbrechen war natürlich völlig in Ordnung, solange ich dabei Eimer und Kreuzworträtsel mitgehen ließ. Sie stieg ein paar Stufen hinunter, wandte sich dann zu mir um und sagte: »Hol doch mal den Zollstock. Aus der Werkzeugschublade in der Küche.«
    Ich brachte ihr den Zollstock. Mom stieg die restlichen Stufen hinunter, um ihn ins Wasser zu halten. »Fünfzehn Zentimeter«, sagte sie. »Das Wasser steht fünfzehn Zentimeter hoch.«
    »Das schaffen wir nie allein«, sagte ich.
    »Wieso?«, fragte Mom. »Hast du irgendwas Besseres zu tun?«
    Romeo und Julia kam mir plötzlich sehr verlockend vor. »Ich hol die Eimer«, sagte ich, »aber ich weiß nicht, wie wir das hinkriegen sollen.«
    »Ich auch nicht«, sagte Mom. »Hol alle Behälter und den großen Topf, in dem wir immer Suppe gekocht haben. Ach, und den Scheuerlappen. Irgendwann werden wir den brauchen.«
    »Was ist mit Stiefeln?«, fragte ich.
    »Unbedingt«, sagte Mom. »Und eine zweite Taschenlampe, die legen wir auf die Treppe.«
    So suchte ich alles zusammen, was Wasser aufnehmen oder uns von ihm fernhalten konnte.
    »Ich mach das hier nicht zum ersten Mal«, sagte Mom, als ich, mit allem beladen, was zu finden war, zu ihr zurückkehrte. »Das eine Mal war die Pumpe ausgefallen, das andere Mal der Warmwasserspeicher geplatzt. Ein bisschen Wasser hat noch niemandem geschadet, aber auf Dauer sollten wir den Keller nicht so lassen.«
    »Wo soll ich das Wasser denn hinkippen?«, fragte ich.
    Mom überlegte kurz. »Das wird ewig dauern, oder? Ich fülle die Eimer und du schüttest sie aus. Weißt du, was? Kipp sie doch einfach aus dem Küchenfenster. Ist vielleicht nicht die feine Art, spart aber viel Zeit.«
    »Dann nehmen wir am besten sechs Gefäße«, sagte ich. »Du machst immer vier davon voll, während ich zwei auskippe.«
    »Gute Idee«, sagte Mom. »Nimm die größten Töpfe, die du finden kannst.«
    Während ich das alles erledigte, zog Mom schon mal ihre Stiefel an und machte sich an die Arbeit. Als ich wieder die Treppe runterkam, ebenfalls Stiefel an den Füßen, waren alle drei Eimer und der Suppentopf schon fast voll. Ich griff nach zwei Eimern, trug sie rauf in die Küche und goss das Wasser aus dem Fenster. Beim Runtergehen dachte ich, dass das hier wohl die stumpfsinnigste Arbeit war, die ich im letzten Jahr, vielleicht sogar in meinem ganzen Leben, verrichtet hatte.
    Andererseits hielt es Mom davon ab, die Tür anzustarren und auf die Rückkehr von Matt und Jon zu warten. Und ich musste nicht dauernd an irgendwelche Leichenberge denken.
    Ich war erst ein halbes Dutzend Mal hin- und hergegangen, da taten mir schon Beine und Rücken weh. Und ich wusste, dass der Zollstock, hätten wir ihn jetzt ins Wasser gehalten, immer noch 15 Zentimeter angezeigt hätte.
    Aber Mom machte unverdrossen weiter, obwohl ihr vom Bücken und Wasserschöpfen sicher auch schon alles wehtat.
    Eine halbe Stunde lang arbeiteten wir schweigend. Die einzigen Geräusche waren das Plätschern des Wassers und meine Schritte auf der Kellertreppe. Ich überlegte, ob ich sagen sollte, wie albern ich das alles fand, ließ es dann aber lieber.
    Stattdessen versuchte ich, die Sache von der lustigen Seite zu nehmen. »Schade, dass wir das Wasser nicht gefrieren lassen können«, sagte ich. »Dann hätte ich meine eigene Eislaufbahn.«
    Mom richtete sich auf und streckte sich. »Fehlt dir das Eislaufen sehr?«
    Verglichen womit , dachte ich. Genug zu essen? Freunde? Dad? Aber ich sagte nur: »Ein bisschen. Es hat Spaß gemacht, letzten Winter auf dem See zu laufen.«
    »Ich hab dir immer so gern dabei zugesehen«, sagte Mom. »Erzähl das bloß nicht Matt oder Jon. Deren Langstreckenläufe oder Baseballspiele haben mir

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