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Das Leben, das uns bleibt (German Edition)

Das Leben, das uns bleibt (German Edition)

Titel: Das Leben, das uns bleibt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Beth Pfeffer
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und schlief. Matt und Jon hackten Holz.
    Es klingelte wieder.
    Mom bedeutete mir, still zu sein.
    »Laura? Laura? Bist du da? Ich bin’s, Lisa!«
    »Oh mein Gott!«, rief Mom. »Lisa?« Sie rannte zur Tür und riss sie auf. »Lisa? Bist du das wirklich?«
    Lisa weinte. »Bitte«, sagte sie. »Lasst mich rein.«
    »Natürlich.« Mom schloss umsichtig die Tür hinter Lisa, dann zog sie die Frau von Dad in ihre Arme. »Ach Lisa, tut mir leid. Ich befinde mich in einer Art Schockzustand.«
    »Wo ist Dad?«, fragte ich. »Ist er auch da? Geht’s ihm gut?«
    »Ja, ja, er wartet mit dem Baby draußen«, sagte Lisa. »Die anderen auch. Hal meinte, ich sollte vorgehen, weil ihr euch vor einer Frauenstimme vielleicht weniger erschreckt.«
    Jedenfalls glaube ich, dass sie das gesagt hat, denn bevor sie ihren Satz beendet hatte, rannte ich auch schon durchs Haus, an Syl vorbei, die auf der Treppe stand, und riss die Haustür auf. Da stand er: mein Vater, lebend und wieder zu Hause, wo ich ihn festhalten und nie mehr loslassen wollte.
    »Miranda, Miranda«, sagte er. »Ich wusste, dass dieser Tag einmal kommen würde. Ich habe die Hoffnung nie aufgegeben.«
    »Ach Daddy«, sagte ich, und die Tränen, die mir übers Gesicht liefen, waren zur Abwechslung mal Freudentränen. »Ich kann’s einfach nicht glauben. Es ist zu schön, um wahr zu sein.«
    Dad lachte. »Aber es ist wirklich wahr.« Er wandte sich zu einem Mädchen um, das mit noch zwei anderen Leuten hinter ihm stand, und nahm ihm ein Baby aus den Armen. »Das ist Gabriel«, sagte er und hielt mir den Säugling hin.
    Ich war so perplex, dass das Baby nicht Rachel hieß, dass ich einen Moment lang zögerte. Aber dann sagte ich mir, Gabrielle war auch ein hübscher Name. Schließlich hatte nur ich mir ausgedacht, dass sie Rachel hieß, sonst niemand.
    Dad strahlte. »Das ist Miranda, deine Schwester und Patentante«, sagte er zu dem Baby. »Miranda, das ist dein Bruder Gabriel.«
    Ich sah auf das Baby in meinen Armen hinunter. »Es ist ein Junge?«, fragte ich.
    »Er ist am ersten Weihnachtstag, kurz nach Mitternacht, auf die Welt gekommen«, sagte Dad.
    Seit Monaten träume ich jetzt von meiner kleinen Schwester Rachel. Noch vor ein paar Tagen war ich so verzweifelt gewesen, dass ich gehofft hatte, sie wäre nie geboren worden. Und jetzt hielt ich eben dieses Baby auf dem Arm, nur dass es ein Junge war und lauthals schrie.
    »Er weint viel«, sagte das Mädchen. »Aber man gewöhnt sich dran.«
    Jetzt kamen auch Lisa und Mom an die Tür. »Kommt alle rein«, sagte Mom. »Syl holt noch eben die Jungs. Bitte, kommt alle rein. Ihr könnt euch im Wintergarten aufwärmen und ich mache euch einen Tee.«
    Lisa nahm mir das Baby, Gabriel, aus dem Arm. Jetzt sah ich mir die Leute, mit denen Dad gekommen war, zum ersten Mal genauer an. Sie waren gerade dabei, ihre Rucksäcke abzusetzen und sich die Jacken auszuziehen, so dass sie nicht bemerkten, wie ich sie anstarrte.
    Mit Dad und Lisa waren sie zu fünft. Sechs, wenn man das Baby mitzählte. Außer Dad standen da noch zwei andere Männer: einer von ihnen war ungefähr Mitte dreißig, der andere eher in Matts oder meinem Alter. Das Mädchen, das das Baby gehalten hatte, sah noch ziemlich jung aus, ungefähr so alt wie Jon. Inzwischen sind alle so dünn, grau und traurig, dass es schwer ist, das Alter von jemandem zu schätzen. Obwohl, der ältere Mann war eigentlich gar nicht dünn. Auch nicht gerade füllig, aber jedenfalls alles andere als dünn.
    Wir folgten Mom in den Wintergarten. »Ist das schön warm hier drin«, sagte der jüngere Typ.
    Der Ofen brannte natürlich, wie immer, und wir hatten eines der elektrischen Heizgeräte angestellt. Mom bildet sich ein, dass wir auf diese Weise weniger Holz verbrauchen.
    »Bitte«, sagte Mom. »Macht es euch bequem. Lisa, brauchst du irgendwas für das Baby?«
    »Er hat Hunger«, sagte Lisa und legte Gabriel an die Brust. Die anderen – ihre Truppe, nehme ich an – benahmen sich so, als wäre überhaupt nichts dabei.
    Ich wusste nicht, wo ich hinschauen sollte, aber im gleichen Moment stürmte auch schon Syl mit den Jungs herein. Jon hing sogar noch länger an Dad als ich. Dann war Matt an der Reihe, Dad zu umarmen.
    »Das ist Syl«, erklärte er an alle gewandt. »Meine Frau.«
    »Deine Frau?«, sagte Dad, dann drückte er Matt noch einmal an sich, um ihm zu gratulieren. »Wann ist das denn passiert?«
    »Vor drei Wochen«, sagte Matt.
    »Darf ich die Braut küssen?«, fragte Dad,

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