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Das Leben, das uns bleibt (German Edition)

Das Leben, das uns bleibt (German Edition)

Titel: Das Leben, das uns bleibt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Beth Pfeffer
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angefangene Dosen herum. Plus Reis und Fisch.
    Der Strom machte auch mit und blieb fast den ganzen Abend an, so dass wir die Mikrowelle benutzen konnten. Trotzdem konnten wir unmöglich für zehn Leute gleichzeitig kochen. Deshalb bekam jeder erst mal ein paar Löffel Gemüsesuppe, danach ein Häppchen Spinat und Pilze, und als Hauptgang gab es Reis mit Fisch und grünen Bohnen. Zum Nachtisch gab’s für jeden zwei getrocknete Feigen.
    Und dann ging die Party los. Wir verbringen die Abende sowieso meist zusammen im Wintergarten – die Bibelleser in der einen Ecke, die Schach- oder Kartenspieler in der anderen. Aber der Sinn einer Party besteht ja in erster Linie darin, dass alle gemeinsam etwas spielen. Charlie schlug Scharade vor.
    »Was ist eine Scharade?«, fragte Julie.
    Ich hatte den Eindruck, dass Alex das Spiel genauso wenig sagte. Jon bestimmt auch nicht, wie ich fairerweise zugeben muss. Ich kannte es zwar, hatte es aber noch nie gespielt. Charlie erklärte, dass man dabei die Titel von irgendwelchen Musikstücken, Filmen oder Büchern pantomimisch darstellen muss. Wir teilten uns in Jungs gegen Mädchen auf. Die Jungs gingen in die Küche, um ihre Titel zu besprechen, wir Mädchen blieben im Wintergarten. Gabriel durfte ehrenhalber bei den Mädchen mitmachen. Mom opferte ein Blatt Schreibmaschinenpapier, um unsere Titel aufzuschreiben, und Jon stellte sein Phillies-Käppi für die Zettel der Mädchen und sein Yankees-Cap für die der Jungs zur Verfügung. Dann erklärte Charlie uns noch, wie man die Wörter in Silben aufteilt und dass man besonders auf ›gleichklingende‹ Wörter achten sollte.
    Sich die Titel zu überlegen, war übrigens gar nicht so einfach. Es sollten ja welche sein, die für die gegnerische Mannschaft möglichst schwer zu erraten waren. Ich kann aber leider nicht behaupten, in letzter Zeit besonders viele Filme gesehen oder Bücher gelesen zu haben. Und die Musikstücke schienen mir erst recht alle viel zu leicht. Am Ende hatte sich dann aber doch jeder von uns zwei Titel überlegt, die wir ins Käppi legen konnten. Dann ging’s los.
    Alex war als Erster dran. Er zog Moms Zettel mit Betty und ihre Schwestern , was viel zu leicht war. Als Nächste war Lisa an der Reihe und zog Matts Titel Finnegans Wake . Auf den kam natürlich niemand, obwohl Mom behauptete, sie hätte mal versucht, den Roman zu lesen.
    Aber das spielte letztlich keine Rolle. Denn egal, ob wir uns nun besonders geschickt (Dad und Syl waren bei der Pantomime die Besten, Mom im Raten) oder ungeschickt anstellten (Jon, dicht gefolgt von mir als Zweitschlechtester) – alle hatten ihren Spaß. Es kommt mir vor, als wäre es ewig her, dass ich mal so richtig albern gewesen bin. Absichtlich albern, meine ich.
    Wir haben weitergespielt, bis der Strom ausfiel. Weil immer noch keiner ins Bett wollte, lief Syl nach oben und holte Matts alte Gitarre herunter. »Ich hab versucht, es mir selbst beizubringen«, sagte sie. »Aber ich bin noch nicht besonders gut.« Besser als Matt war sie bestimmt. Der hatte die Gitarre zum vierzehnten Geburtstag bekommen, drei Tage lang ununterbrochen darauf herumgeschrummelt und sie danach nie mehr angerührt.
    Syl schlug die Saiten an und Charlie sang dazu, dann sangen wir alle. Julie hatte eine besonders schöne Stimme, und im Schein der Kerzen und des Feuers im Ofen sah man, wie das Gesicht von Alex vor Stolz glühte. Was ihn mir fast schon wieder sympathisch machte, jedenfalls kurzzeitig.
    Nachdem wir so ziemlich jeden Beatles-Song niedergemacht hatten, dessen Text uns wenigstens noch bruchstückhaft einfiel, sagte Charlie zu Syl: »Ich würde auch gern Gitarre spielen lernen. Früher waren meine Finger dafür zu dick. Hättest du was dagegen, wenn wir uns das zusammen beibringen?«
    »Überhaupt nicht«, sagte Syl. »Ich fänd’s lustig.«
    »Ich möchte es auch lernen«, sagte Julie. »Können wir nicht gleich morgen anfangen?«
    »Das hat doch keinen Sinn«, sagte Alex. »In ein, zwei Tagen brechen wir wieder auf.«
    »Ich will aber nicht weg«, sagte Julie. »Ich will bei Hal, Lisa und Gabriel bleiben.« Sie zögerte kurz. »Und bei Charlie«, sagte sie. »Und bei Jon.«
    »Wir sind ohnehin schon zu lange da«, sagte Alex. »Du kennst den Plan, Julie. Da gibt es nichts mehr zu diskutieren.«
    »Das ist unfair!«, rief Julie. »Mich hat keiner gefragt, was ich machen will!«
    Ich würde ja gern aufschreiben, was Alex zurückgebrüllt hat, aber er wechselte ins Spanische. Ich konnte

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