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Das Leben der Eltern ist das Buch, in dem die Kinder lesen

Das Leben der Eltern ist das Buch, in dem die Kinder lesen

Titel: Das Leben der Eltern ist das Buch, in dem die Kinder lesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisela Rudolf
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gegeben.«
    »Gratuito?«
    »No, aber fast gratis.«
    Ich bin schon halb in meinen Träumen, da höre ich Mariella sagen: »Odio la neve.«
    Noch am vierten Tag lässt sich Mariella bei der kleinsten Unsicherheit einfach zu Boden fallen. Wie sie nun, rundum weiß, einfach im Schnee sitzen bleibt, rufe ich im Spaß: «Dai, palla di neve, alzati!«
    Sie rührt sich nicht.
    »Sind Sie verletzt?«
    Frau Schöpfer macht eine Spitzkehre, als wär’s das Leichteste der Welt, und steht auch schon neben Mariella. Mit aufmunternden Worten hilft sie ihr auf die Beine. Statt sich zu bedanken, sagt Mariella »basta!«, zieht ihre Skier aus und trampelt durch den kniehohen Schnee abwärts.
    Frau Schöpfer hebt Mariellas Latten und Stöcke auf, klemmt alles unter ihren rechten Arm, lächelt Koni und mir mit einem Nicken zu, »schön mir nachfahren«, und nach drei weiten Stemmbögen sind wir noch vor Mariella am Fuß des Hügels. Die Skilehrerin bittet mich, unser Dienstmädchen ins Hotel zurückzubegleiten und ihr heißen Tee zu geben. Wir sollen die Skiausrüstung bei den alten Skiliftbügeln hinter dem Lift-häuschen deponieren, »nachmittags kommt ihr ja hoffentlich wieder!« Koni ist enttäuscht, dass er den Rest des Skiunterrichts alleine bewältigen soll. Offensichtlich hat es ihn ermutigt, jemanden neben sich zu wissen, der ein »Anfängeranfänger« ist, wie er das nennt. Während ich neben der erschöpften Mariella einhergehe, sehe ich, dass sie weint. Ich gebe ihr die Hand, obwohl wir beide dicke Fäustlinge tragen und einander nicht wärmen können.
    Mariella will nur noch im Hotel sein und stricken. Sie fährt mit dem Bus ins Tal, um sich Wolle zu besorgen. Am Ende unserer Ferien ist sie mit dem Pullover für Konrad fertig. Allerdings ist er ihm viel zu groß! Sogar Anton reicht er bis über den Po.
    Ich kann es kaum erwarten, in unserer Klasse zu erzählen, bei wem wir Skiunterricht gehabt haben: »Bei der Ida Schöpfer!«
    »Und?«
    »Das ist die Schweizerin, die mal Doppelweltmeisterin gewesen ist!«
    »Was, mit einer Weltmeisterin seid ihr Ski gefahren?«
    Endlich entdecke ich im einen oder anderen Augenpaar ein bisschen Neid.
Wer ist diese Kleopatra?
    Blitz ist Mama während der Fahrt von hinten aufs Steuer gesprungen, nun hat ihr vw eine Delle am Kotflügel. Bevor Papa für die Sonntagsmesse einsteigt, betrachtet er verärgert den Schaden. Dabei hat er ihn schon am Freitag genau inspiziert. Jetzt regen ihn auch noch die Hundehaare auf den Autositzen auf. Und dass Mama wieder zurück ins Haus muss, »die Handschuhe!«
    Der Motor springt erst an, nachdem Papa den Anlasser mehrmals herausgezogen und wieder hineingestoßen hat. »Hättest du den Studebaker nicht gegen einen Zweiplätzer eingetauscht, müssten wir am Sonntag nicht diese alte Blechkiste nehmen!«
    Schon beim Frühstück ist die Stimmung zwischen den Eltern eher frostig gewesen. Es muss mit dem gestrigen Fastnachtsball zusammenhängen. Mama ist allein nach Hause gekommen. Wann Papa heimgekommen ist, weiß ich nicht, ich bin wieder eingeschlafen. Koni und ich haben schnell gemerkt, dass wir uns besser nicht nach dem Vorabend erkundigen. »Wenn ihr wissen wollt, wie es gewesen ist, könnt ihr ja euren Papa fragen«, hat Mama gesagt, noch bevor wir überhaupt etwas gefragt haben.
    Obwohl Mama dagegen ist, parkt Papa im Halteverbot.
    Der Pfarrer beendet gerade seine Predigt, als wir durch den Seiteneingang in die Kathedrale treten. Für den Rest der Messe bleiben wir hinter ein paar Leuten stehen, die wohl auch zu spät hineingeschlüpft sind.
    Nach dem Schlusssegen geht es zum Apéro weder in die
Krone
noch sonstwohin. Papa steuert, ohne etwas zu sagen, in die Gegenrichtung. Koni und ich spielen Fangen und springen einander hinterher. Glücklicherweise sind wir vor den Eltern beim Auto: Unter dem Scheibenwischer steckt ein Strafzettel! Noch bevor Koni ihn entdeckt hat, lange ich danach, knülle ihn zusammen und stopfe den Knäuel in meine Jackentasche.
    »Müssen wir jetzt am Abend noch einmal in die Kirche«, fragt Koni Papa vorsichtig.
    »Äch wa, solange die Wandlung noch nicht vorbei ist, gilt das als Messe. Zudem haben wir nichts verpasst, dieser Pfarrer kann sowieso nicht predigen. Die Kapuziner sind und bleiben die einzigen schlauen Prediger.«
    »Schaut, dort hinter der Reithalle stehen die ersten Wagen für den Umzug bereit!«
    Die Eltern reagieren nicht groß auf unsere Fastnachtsbegeisterung. Sie haben keine Lust, mit uns am Nachmittag wieder

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