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Das Leben ist ein Baumarkt

Das Leben ist ein Baumarkt

Titel: Das Leben ist ein Baumarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirko Trompetter
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Thema Lügen und Beschweren sind, fällt mir noch eine ziemlich dreiste Geschichte mit einer Kundin ein. Sie kam zu mir mit den Worten »Ich brauche da noch ein Paket von den Fliesen hier« und hielt mir ein Stück von einer Fliese vor die Nase, die ich noch nie gesehen hatte. Also erklärte ich der Kundin ganz behutsam, dass es diese Fliese bei uns leider nicht gibt und dass sie die doch da holen möge, wo sie die anderen auch herhatte. Eigentlich war das nicht schwer zu verstehen und als Antwort könnte man vielleicht ein »Okay, mache ich« erwarten. Doch falsch! Denn anstatt es einzusehen, versuchte mir die Kundin nun einzureden, dass ich ihr selbst die Fliesen letzte Woche verkauft hätte mit dem Versprechen, dass sie welche nachkaufen könne, falls sie nicht reichen sollten. (Originaltext: »Da haben Sie ja selbst noch zu mir gesagt, dass Sie die immer dahaben und dass es überhaupt kein Problem ist. Aber ihr lügt einem ja alle was vor.«) Ganz schön frech. Auch meine Erklärung, dass ich letzte Woche im Urlaub war, wurde mit einem »Ach, Sie waren doch nicht in Urlaub, so ein Quatsch« zurückgewiesen.
    So etwas habe ich ja besonders gern. Erst woanders kaufen, dann herkommen und sich aufführen wie ein Frettchen auf Drogen. Und zu guter Letzt dann auch noch behaupten, dass ich lüge. Dementsprechend freundlich habe ich das Gespräch dann auch beendet. Und prompt hat sie sich dann darüber beschwert, dass ich so unfreundlich war und ihr einfach keine passenden Fliesen verkaufen wollte. Also musste ich mich erst einmal rechtfertigen, warum ich denn so unendlich böse zu der armen Frau gewesen war. Nachdem ich es erklärt hatte, war die Sache dann ganz schnell vergessen.
    Am nächsten Tag ist dann ein Typ mit dem gleichen abgebrochenen Fliesenmuster zu mir gekommen. Na, da war ich aber begeistert. Wieder das gleiche Spiel. Er wollte ein Paket von den Fliesen und ich hatte keine. Im Gegensatz zu ihr hat er aber wenigstens gleich eingesehen, dass ich diese Fliese nicht habe, und zugegeben: »Die haben wir ja damals beim ... gekauft und den gibt es schon seit fünf oder sechs Jahren nicht mehr. Jedenfalls haben wir da im Bad an die Rohre ranmüssen und dann sind halt ein paar kaputtgegangen.«
    Da musste ich dann aber schon anmerken, dass sich das gestern aus dem Munde seine Frau ganz anders angehört hatte. Und außerdem habe ich mich auch noch recht herzlich für die überflüssige Beschwerde bedankt. Er war von dem Ganzen sichtlich angetan, denn wieso hätte er sonst einen roten Kopf bekommen, wenn nicht vor Freude? Jedenfalls hat er dann ein Paket ähnliche Fliesen mitgenommen und mir versprochen, mit seiner Frau noch mal darüber zu reden.
    Da solche Themen immer sehr ergiebig sind, diskutieren wir alle in unserer Pause noch ein wenig weiter und kommen zu dem Entschluss, dass fast alle irgendwie einen an der Klatsche haben. Wir natürlich nicht. Das macht mich dann allerdings etwas nachdenklich. Denn wenn ich hier so in die Runde schaue, sehe ich doch den einen oder anderen, bei dem ich gewisse Bedenken habe, ob da noch alles ganz rund läuft. Plötzlich fühle ich mich sogar in der Unterzahl, und da zwängt sich mir der Gedanke auf, dass die anderen vielleicht alle ganz normal sind und in Wirklichkeit ich der Bekloppte bin. Letztlich habe ich auch noch nie jemanden getroffen, der von sich selbst gesagt hätte, dass er derjenige mit dem Dachschaden ist. Jeder behauptet immer, dass es die anderen sind. Scheint irgendwie logisch, und meine Zweifel verstärken sich. Aber als ich dann so über den Tisch zu einem Kollegen schaue und sehe, wie merkwürdig er auf seinem mit Salami belegten Baguette herumkaut, verwerfe ich den Gedanken ganz schnell wieder. Denn ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass es normal sein soll, wenn man auf einem Aufback-Baguette herumbeißt, ohne es vorher aufzubacken. Na ja, wenigstens hat er zuerst noch die Folie entfernt. Eine Zigarettenlänge überlege ich, ob ich meinen Kollegen vielleicht auf das kleine Missgeschick hinweisen sollte. Doch als ich feststelle, dass er bereits mehr als die Hälfte gegessen hat, beschließe ich, lieber nichts zu sagen und ihn einfach weiteressen zu lassen. Außerdem muss ich ja sowieso wieder los, denn die Pause ist wie immer viel zu schnell vergangen.

 
Auch ich bin Kunde
    Obwohl heute mein freier Tag ist, gehe ich trotzdem in den Baumarkt. Allerdings nicht, um zu arbeiten, sondern einfach mal so, um zu schauen. Und zwar bei der

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