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Das Leben ist ein Baumarkt

Das Leben ist ein Baumarkt

Titel: Das Leben ist ein Baumarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirko Trompetter
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bohren kann, ist es dringend an der Zeit, eine neue zu besorgen. Denn wenn in einem Haushalt etwas nicht fehlen darf, dann sind es ein Akkuschrauber und eine Schlagbohrmaschine.
    Während ich mir in aller Ruhe die Ausstellungsstücke anschaue, belausche ich ein Gespräch zwischen einem Kunden und einem Verkäufer. Dabei erklärt der Kunde dem Verkäufer gerade, dass sein neuer Akkuschrauber nach nicht einmal zehn Minuten Arbeit bereits den Geist aufgegeben hat und dass er seitdem keinen Mucks mehr von sich gibt. Das Fazit des Verkäufers ist ernüchternd. »Ja, dann müssen wir den einschicken. Das kann aber zwei bis drei Wochen dauern, bis der aus der Reparatur wieder da ist«, meint er.
    Da es mich natürlich interessiert, was der Kunde sich da für einen Schrott hat andrehen lassen, nähere ich mich den beiden unauffällig etwas. Aber zu meinem Erstaunen handelt es sich bei dem Gerät nicht etwa um ein billiges Ramschprodukt, sondern um ein absolutes hochwertiges Markenprodukt mit Schlagbohrfunktion und Lithium-Ionen-Akku. »Das wär auch was für mich«, denke ich und rücke noch ein Stück näher.
    Der Kunde scheint über die Idee, das Gerät einzuschicken, nicht besonders erfreut zu sein. »Ja, was ist das denn für ein Mist?«, schnaubt er ärgerlich. »Ich kaufe mir hier den Schrauber, und dann geht der nicht. Ich brauche das Ding aber jetzt, weil ich gerade meine Terrasse baue, und nicht erst in ein paar Wochen. Da kann doch ich nichts dafür, dass der Schrott ist. Den müsst ihr mir ersetzen, und zwar sofort.«
    »Also, wie war das denn genau? Und was geht da nicht?«, fragt ihn der Verkäufer.
    »Ja, das weiß ich doch nicht, was da nicht geht«, brüllt ihn der Kunde an. »Dafür sind Sie doch da, um das rauszufinden. Ich hab nur ganz normal geschraubt, und dann ist er plötzlich stehen geblieben. Der kam mir schon die ganze Zeit so vor, als ob er nicht richtig laufen würde.«
    »Ich kann Ihnen so leider auch nicht sagen, was da nicht funktioniert«, stellt der Verkäufer fest. »Dazu müssen wir das Gerät einschicken, damit es vom Hersteller überprüft werden kann. Und das dauert eben.«
    Im Gegensatz zum Verkäufer kann ich mir sehr wohl vorstellen, was mit dem Gerät nicht in Ordnung sein könnte. Ich tippe mal darauf, dass einfach nur der Akku leer ist. In Gedanken überlege ich bereits, wie ich wohl am günstigsten an dieses Hightech-Gerät kommen könnte. Am besten wäre, wenn der Verkäufer das Gerät einfach umtauschen würde und der Kunde mit seinem neuen Schrauber und dem Kassenzettel verschwinden würde. Denn ohne Kassenzettel ist es fast unmöglich, dieses Gerät beim Hersteller zu reklamieren. Danach könnte ich dann für das vermeintliche Schrottgerät einen guten Preis mit der Geschäftsleitung aushandeln. Die Idee ist super, aber natürlich moralisch nicht ganz einwandfrei.
    Die beiden diskutieren noch ein wenig, bis letztendlich der Verkäufer sagt: »Na gut. Ich tausche Ihnen das Gerät einfach gegen ein neues aus.«
    Das kommt meinem Plan schon mal sehr entgegen. Das Einzige, was jetzt noch zwischen mir und dem nagelneuen günstigen Akkuschlagschrauber steht, ist mein Gewissen. Und das gibt leider, ohne einen Umweg über das Gehirn oder den Verstand zu nehmen, sofort eine Meldung an den Mund weiter und lässt mich den Kunden direkt fragen: »Haben Sie es vielleicht schon mal mit Aufladen probiert?«
    »Was gibt es denn da aufzuladen?«, kontert der. »Das Gerät ist doch brandneu. Und was geht Sie das überhaupt an?«
    »Eigentlich nichts«, erwidere ich, » hätte ja sein können, dass es vielleicht nur am leeren Akku liegt.«
    Jetzt überlegt er erst mal ein paar Sekunden, um mich dann richtig anzumaulen: »Ja, was glaubst du, wer du bist? Das hier geht dich ’nen Scheißdreck an. Meinst du vielleicht, dass ich zu blöd bin, um mit so ’nem Akkuschrauber umzugehen? Mensch, hau doch ab und gib deinen Senf da ab, wo du danach gefragt wirst.«
    Seinem Gesichtsausdruck und dem Wortlaut entnehme ich, dass ich mit meiner Vermutung wohl nicht so falsch liege. Außerdem scheint ihm gerade eingefallen zu sein, dass wir uns von irgendwoher kennen. Denn warum sonst sollte er plötzlich von Sie auf Du umschwenken?
    Dass an der Sache irgendwas faul sein könnte, scheint jetzt auch dem Verkäufer bewusst zu werden. »Ja, haben Sie jetzt den Akku schon mal geladen oder nicht?«, fragt er den Kunden. »Wissen Sie, wenn wir das Gerät einschicken und es ist nichts defekt, dann müssen Sie für

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