Das Leben ist ein Baumarkt
und außerdem macht er den besten Döner weit und breit.
Bepackt mit zwei Tüten, aus denen es mächtig gut riecht, treffen wir wieder im Baumarkt ein. Jetzt noch schnell einen Kaffee von der Bäckerei, die sich im Gebäude des Baumarkts befindet, und dann ab in den Pausenraum. Der Weg dorthin führt leider durch den Verkaufsraum und trotz ziviler Kleidung, Döner und Kaffee in der Hand werden wir mehrmals von Kunden angesprochen.
Ich persönlich finde so etwas wirklich unverschämt und wahrscheinlich wäre keiner der Kunden besonders erfreut darüber, wenn man ihn während seiner Mittagspause mit Arbeit belästigen würde. Doch wie kommen die eigentlich darauf, dass man dort arbeitet, obwohl man keine Arbeitskleidung trägt? Ganz klar. So etwas ist Kundenlogik und funktioniert folgendermaßen: »Der hat was zu essen und einen Kaffee in der Hand. Also geht er in die Pause. In Pause gehen kann er aber nur, wenn er hier arbeitet. Also arbeitet er hier. Und dann kann ich ihn ja auch fragen.«
So etwas ist doch vorsätzlich, oder? Absichtliches Auf-die-Nerven-Gehen nennt sich das. Auch das obligatorische »Ich hab nur ’ne kurze Frage« macht es nicht besser, denn die haben 20 andere Kunden ebenfalls. Die einzige Lösung ist: abwimmeln und weitergehen. Bloß nicht stehen bleiben, sonst bist du verloren und kannst deine Pause vergessen.
Endlich im Pausenraum angekommen, lassen wir uns die Döner schmecken und lauschen den Gesprächen der Kollegen. Wie meistens geht es um Kunden. Bei meinem Kollegen in der Elektroabteilung hat sich heute jemand beschwert, dass er 40 Kilometer hergefahren ist, um sich eine Deckenleuchte bei uns zu kaufen. Als er die Lampe dann zu Hause montiert hat, funktionierte sie nicht. Jetzt musste er wieder von so weit herfahren, um die Lampe umzutauschen. Als der Kollege ihn gefragt hat, ob er denn schon eine Glühbirne in die Lampe eingeschraubt habe, hat ihn der Kunde nur ganz verdutzt angeschaut und gemeint: »Glühbirne? Ja ist da denn keine drin?«
Und wer ist schuld? Natürlich der Idiot aus dem Baumarkt. Lässt der doch den armen Kunden so weit fahren, anstatt ihm gleich eine Glühbirne mitzugeben. Dieser Elektrovogel ist aber echt gemein. So etwas macht der doch nur aus purer Bosheit. Schließlich steht der doch wartend neben den Lampen, und wenn sich jemand eine wegnimmt, dann muss er ihm gleich die passende Glühbirne dazu in die Hand drücken.
Ganz schön hart hat es auch den Kollegen aus der Werkzeugabteilung getroffen. Ein Kunde ist zu ihm gekommen und hat ihn gefragt: »Wenn ich ein 8er-Loch bohren will, dann brauche ich doch einen 3er- und einen 5er-Bohrer, oder?«
Mein Kollege ist schweigend stehen geblieben, weil er zunächst nicht wusste, was er darauf antworten sollte. Also fuhr der Kunde fort: »Wissen Sie, was Sie jetzt hätten antworten müssen?«
»Nein!«
»Nehmen Sie zwei 4er-Bohrer, dann brauchen Sie nicht zu wechseln.«
Dann hat sich der Kunde einfach umgedreht und ist gegangen. Was soll man von so etwas nur halten?
Das sind dann wahrscheinlich genau die Kunden, die sich beim Chef oder der Zentrale darüber beschweren, dass sie hier verarscht worden sind, nur weil jemand mal einen Spaß gemacht hat.
Beim Thema Beschwerden wird sowieso gelogen, dass sich die Balken biegen. Da sind grundsätzlich alle Mitarbeiter unfreundlich und haben den Kunden falsch beraten. Jedenfalls habe ich noch nie so etwas gelesen wie: »Der Mitarbeiter war sehr freundlich und zuvorkommend. Auch seine Beratung war hervorragend. Nur leider hat er vergessen, mir zu sagen, dass man vor der Lampenmontage besser die Sicherung am Stromkasten ausschalten sollte. Andererseits hätte ich mir das ja denken können.« Nein. Solche Beschwerden gibt es nicht. Vielmehr heißt es dann: »Wenn Sie schon Lampen verkaufen, sollten Sie auch geschultes Personal einsetzen. So etwas ist ja lebensgefährlich. Außerdem war der Mitarbeiter ziemlich unfreundlich und ich hatte den Eindruck, dass er überhaupt keine Lust hat, mir etwas zu verkaufen.«
Der von dieser Beschwerde betroffene Kollege wiederum rechtfertigt sich dann: »Stimmt. Ich habe nichts von Sicherung rausmachen gesagt. Ich habe allerdings gesagt, dass nur Fachleute sich an Strom wagen sollten. Und wenn man sich damit nicht auskennt, sollte man lieber die Finger davon lassen und sich einen Elektriker leisten.«
Das Witzige an solchen Sachen ist, dass man nie herausfinden wird, wie etwas wirklich gewesen ist.
Wenn wir gerade schon mal beim
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