Das Leben ist ein Baumarkt
sich aber anscheinend nicht abwimmeln lassen. »Ja, ab und zu braucht man doch mal einen neuen. Was suchen Sie denn? Einen Gasgrill oder einen mit Kohle?«
»Einen Kohlegrill«, antworte ich. Und weil sie es ja anscheinend so genau wissen will, gebe ich ihr gleich noch ein paar Auskünfte: »Er soll nicht so klein sein, aber auch nicht zu groß. Preislich muss es nicht der billigste sein, aber auch nicht der teuerste. Einfach ein ganz normaler Grill, auf dem ich auch mal zehn Steaks gleichzeitig grillen kann.«
Sie tut so, als ob sie mich verstanden hätte, und meint: »Da habe ich hier drüben ein ganz tolles Modell für Sie. Wenn ich Ihnen das vielleicht mal kurz zeigen dürfte?«
»Na klar, darfst du«, denke ich und folge ihr zu dem Grill, den sie ja offenbar so toll findet. Zugegeben, auf den ersten Blick schaut er auch nicht schlecht aus. Aber als ich ihn mir dann mit den Händen etwas genauer ansehe, stelle ich fest, dass er doch ganz schön wackelig ist. Daher frage ich die Verkäuferin: »Der steht aber jetzt nicht richtig, oder? Ach nee, der ist ja so wackelig. Sind die alle so?«
»Nein, nein. Das ist nur ein Muster.«
»Ach so, dann ist der eigentliche Grill also anders als das Muster, oder?«
»Nein, aber das Muster hat unser Lehrling aufgebaut. Und der ist handwerklich nicht ganz so geschickt.«
Innerlich habe ich mich schon längst entschieden, den Grill zu nehmen. Aber es macht einfach zu viel Spaß, selbst einmal Kunde zu sein, daher quatsche ich weiter: »Aha, dann ist der bestimmt auch nicht so leicht aufzubauen.«
»Doch, doch«, meint sie, »das ist ganz einfach. Und außerdem ist ja eine Aufbauanleitung mit dabei.«
»Ach so, und Ihr Lehrling hatte keine Aufbauanleitung. Das erklärt natürlich, warum das Muster so wackelt.«
Sie scheint jetzt schon etwas genervt von mir zu sein. Doch gerade, als ich ihr sagen will, dass ich den Grill trotzdem nehme, kommt sie mir zuvor und bestätigt: »Nein, der hatte keine Aufbauanleitung.«
»Na ja, eigentlich wollte ich ja schon so einen Grill haben. Aber was mache ich denn, wenn da rein zufällig gar keine Aufbauanleitung dabei ist? Schließlich hat die ja bei dem Muster anscheinend auch gefehlt. Also ich weiß echt nicht, ob ich den ohne Anleitung aufbauen kann.«
Sichtlich verärgert von meiner dummen Fragerei sagt sie: »Da war schon eine Anleitung dabei, aber er hat sie nicht gelesen. Aber wenn Sie wollen, können wir ja nachsehen, ob eine dabei ist.«
Da ich jetzt allmählich doch Mitleid mit ihr habe, spare ich mir die Frage, ob der Lehrling eventuell nicht lesen kann oder ob er nur zu faul dazu ist, und winke ab: »Ist schon in Ordnung. Ich nehme jetzt einfach einen mit. Und das mit dem Aufbau wird schon klappen.«
Daraufhin hebt sie mir einen verpackten Grill vom Stapel und stellt ihn auf meinen Einkaufswagen. Damit sammelt sie natürlich reichlich Sympathiepunkte. Aber anscheinend nur, um sie im nächsten Moment wieder alle auf einmal zu verspielen. Denn sie fragt: »Brauchen Sie vielleicht noch eine Reinigungsbürste für den Grillrost dazu?«
»Nein danke«, antworte ich, »aber Sie wollten doch noch nachsehen, ob die Aufbauanleitung beiliegt.«
Nachdem auch dieser Punkt geklärt ist, setze ich meinen Einkauf fort und begebe mich zum Highlight eines jeden Baumarktes, der Werkzeugabteilung. Nur hier gibt es so wunderbare Dinge wie Abzieher, Ringschlüssel mit Ratscheneinsatz, Abisolierzangen und vor allem Akkuschrauber und Schlagbohrmaschinen. Es gibt einfach für alles ein entsprechendes Werkzeug, das einem die Arbeit erleichtert. Ich persönlich glaube ja, dass viele von diesen Geräten nur deshalb gekauft werden, weil sie einem irgendwie das Gefühl von Kompetenz und Macht geben. Eben ganz nach dem Motto: »Ich brauche zwar nie einen Rohrschneider, aber erstens weiß ich, wie er funktioniert, und zweitens habe ich einen, falls doch mal ein echter Notfall eintritt. Und dann sind alle überglücklich, das ich damals diesen total überteuerten Rohrschneider gekauft habe, obwohl ich ihn bis zu diesem Notfall noch nie gebraucht habe.« Eigentlich totaler Schwachsinn. Denn was sollte das für ein Notfall sein? Zumindest keiner, den man nicht auch mit einem Winkelschleifer beheben könnte. Also lasse ich das ganze Kleinwerkzeug links liegen und begebe mich gleich zur Königsklasse, den Elektrowerkzeugen. Da meine alte Schlagbohrmaschine eher an einen Feuer spuckenden Drachen erinnert als an ein Gerät, mit dem man Löcher in eine Wand
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