Das Leben ist ein Baumarkt
Konkurrenz.
Ich bin gerade auf dem Parkplatz eingetroffen und rauche noch in aller Ruhe meine Zigarette fertig. Dabei beobachte ich einen Mitarbeiter, der versucht, mit seinem Gabelstapler ein viel zu großes Paket mit einem Gartenhaus auf einen viel zu kleinen Anhänger zu laden. Anscheinend muss er wirklich erst ein paar Versuche starten, bevor er merkt, dass es nur dann ginge, wenn sich die Seitenwände des Anhängers umklappen ließen. Jetzt wird erst einmal wild mit dem Kunden diskutiert, bevor er das Gartenhaus einfach neben dem Anhänger absetzt, die Verpackung aufschneidet und verschwindet. So richtig glücklich scheint der Kunde mit der Lösung allerdings nicht zu sein. Trotzdem macht er sich gleich daran, jedes Teil des Bausatzes einzeln aufzuladen. »Na dann, viel Spaß«, denke ich und gehe zum Eingang, um der Konkurrenz einen Besuch abstatten. Als Erstes fällt mein Blick auf einen Aufsteller mit Solarleuchten. Sechs Stück für knapp 10 Euro. »Das wär doch was«, überlege ich und beschließe, die Leuchten etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Kurz darauf wird mir schlagartig bewusst, wieso der Spruch »Man schaut mit den Augen und nicht mit den Händen« durchaus Sinn macht. Denn kaum habe ich eine der Musterleuchten in der Hand, fällt mir auch schon der Deckel mit der Solarzelle ab. Während ich verzweifelt versuche, den Schaden möglichst unauffällig wieder zu beheben, nimmt eine Kundin ein Paket Solarleuchten aus dem Aufsteller und meint: »Für das Geld sind die schon gut. Da kann man nicht meckern. Ich habe schon zwölf Stück zu Hause. Und da war bloß eine einzige dabei, die nicht ging.«
»Bloß eine einzige?«, frage ich sie. »Wie viele gehen denn im Normalfall nicht?«
»Ich hatte schon mal andere«, antwortet sie, »da war bestimmt jede zweite oder dritte kaputt. Und der Rest ging dann nach ein paar Wochen nicht mehr. Da stand das Wasser vom Regen drin.«
Anscheinend muss man bei Solarleuchten eine gewisse Ausfallquote miteinkalkulieren. Aber dafür sind sie ja billig. Also rechne ich mir kurz meine Chancen aus. Eine kaputte auf zwölf Stück plus eine, bei der der Deckel abbricht, und vielleicht noch eine, bei der es reinregnet. Macht also alles zusammen eine Ausfallwahrscheinlichkeit von 25 Prozent. Und bei meinem Glück erwische ich dann bestimmt auch noch ein Paket, wo von jeder Sorte eine drin ist. Da mich das Ganze dann doch eher an eine Lotterie auf dem Rummel erinnert, lege ich die Musterleuchte wieder zurück und überlasse diese Art des Glücksspiels lieber anderen Kunden. Vielleicht haben die ja mehr Glück.
Ich marschiere nun weiter in Richtung Gartenabteilung. Dabei fällt mir ein, dass ich einen neuen Grill wirklich gut gebrauchen könnte. Denn mein alter sieht durch den inzwischen schon extrem verrosteten Grillrost nicht mehr allzu appetitlich aus. Dabei ist die Bezeichnung »Grillrost« übrigens meiner Meinung nach von den Herstellern ganz bewusst gewählt worden. Denn würde es zum Beispiel »glänzendes Grillgitter« heißen, könnte man ja verlangen, dass es wenigstens die nächsten paar Jahre so bleibt. Da aber das Wort »Rost« schon Teil der Artikelbezeichnung ist, kann sich wohl kaum jemand darüber beschweren, dass das Ding einfach wegrostet. Und das, obwohl das Gitter ja wegen der verchromten Oberfläche eigentlich gar nicht rosten dürfte. Aber auch dafür hat die Industrie eine Lösung gefunden und überall werden Grillreinigungsbürsten angeboten. Diese sind meistens eine Kombination aus Stahlwolle, Drahtbürste und Eisenschaber. Damit lässt sich dann kinderleicht die Verchromung beim Reinigen beschädigen und der Rost kann so richtig kommen. Praktischerweise war bei meinem letzten Grill ein solches Reinigungsinstrument gleich mit im Paket enthalten und ich Trottel habe es natürlich auch benutzt. Das ist ungefähr so, als wenn man beim Handykauf dem Kunden einen mit Wasser gefüllten Eimer dazugeben und sagen würde: »Da können Sie das Handy reinstellen, wenn es schmutzig ist.«
Ich mache mich also auf die Suche nach den Grills und werde schließlich zwischen Grünpflanzen, Heckenscheren und Schaufeln fündig. Nachdem ich mir die dort ausgestellten Exemplare ein wenig angeschaut habe, spricht mich eine Verkäuferin an: »Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?«
»Aha«, denke ich, »ich sehe also so aus, als ob ich Hilfe bräuchte.« Dann sage ich zu ihr: »Nein danke, ich schaue nur mal, ich brauche einen neuen Grill.«
So einfach will sie
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