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Das Leben ist groß

Das Leben ist groß

Titel: Das Leben ist groß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Dubois
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sie? Das kann er besser.«
    »Schon gut«, sagte Viktor. »Das reicht. Sie ist unsere Mitarbeiterin.«
    »Eure Mitarbeiterin? Na, großartig«, sagte Gogunow. »Soll sie vielleicht die neue Präsidentin der Zentralbank werden? Meinetwegen, mir egal. Behaltet eure Amerikanerin. Das gehört bestimmt zu Besetows brillantem Entwurf für die Weltherrschaft. Oder die kapitalistische Utopie. Was auch immer es jetzt wieder ist. Hey, ihr habt doch diese Möglichkeit, dass man das Gesicht nicht erkennt, oder?«
    »Ja.«
    »Und so ein Dings, das die Stimme verzerrt? Meine Stimme ist ziemlich markant. Ich will diese Technik, mit der sie tief und gefährlich klingt.«
    »Klar«, sagte Boris. »Kein Problem.«
    »Euer Dokumentarfilm geht mir am Arsch vorbei«, sagte Gogunow. »Nur dass ihr es wisst.«
    »In Ordnung«, sagte Viktor müde. »Wir brauchen Ihren Arsch nicht. Wir bezahlen Sie nicht für Ihren Arsch.«
    »Das könnt ihr unter meinen Namen setzen. Nicht unter den echten natürlich. ›Exsoldat, dem das am Arsch vorbeigeht.‹ Das könnt ihr schreiben.«
    »Wird gemacht, Soldat«, sagte Boris.
    »Ich glaube nicht, dass euer Besetow damit irgendwas erreicht«, sagte er. »Das muss klarwerden. Ich will klarmachen, dass ich nicht bekloppt bin. Wenn Besetow Selbstmord begehen will, kann er das billiger haben. Ohne die ganze Ausrüstung. Ohne Lizenzgebühren für amerikanische Popsongs. Es sind doch Popsongs dabei, oder?«
    »Wenn das hier eine Selbstmordmission ist, freue ich mich, dass Sie sich uns anschließen«, sagte Boris.
    »O nein, ich schließe mich ganz bestimmt nicht an«, sagte Gogunow. »Meine Jungs kennen alle Tricks. Aber warum macht ihr euch überhaupt die Mühe, einen Kleinunternehmer zu behelligen?«
    »Tja, warum, wenn wir es nicht längst getan haben?«
    Gogunow verzog das Gesicht. »Ich will mich bloß an der verfickten russischen Armee rächen. Das waren die schlimmsten Jahre meines Lebens. Die Hälfte von denen waren Kriminelle, bevor sie sich eingeschrieben haben, wisst ihr? Nicht ganz leicht, sich mit denen kultiviert zu unterhalten. Ich bin ein Literat. Und du weißt nicht, was echter Spaß ist, bevor du mal in Sibirien Dünnschiss gehabt hast. Ist euch je die Scheiße am Arsch festgefroren? Das gibt’s. Also, was zahlt ihr mir?«
    »Wie viel können Sie uns erzählen?«
    »Kommt drauf an, wie viel ihr zahlt.«
    »Sie scheinen ja so schon ganz gut über die Runden zu kommen«, sagte Boris. »Für einen Kleinunternehmer.«
    Gogunow runzelte die Stirn. »Unternehmer sind das Rückgrat der Gesellschaft.«
    »Ich hoffe nur, dass Sie die Steuerlast stemmen können«, sagte ich.
    »Gerade so«, sagte Gogunow. »Aber das ist eben meine Bürgerpflicht.«
    »Tja«, sagte Viktor, »dann betrachten Sie das hier einfach auch als Ihre Bürgerpflicht.«
    »Aus Liebe zum Vaterland?«
    »So ungefähr.«
    »Ihr könnt loslegen«, sagte Gogunow gutgelaunt. »Ich sollte euch bloß noch daran erinnern, dass meine Schutztruppe mindestens so groß ist wie Besetows und wahrscheinlich viel weniger rücksichtsvoll. Und sie können sehr, sehr defensiv werden.«
    »Ja«, sagte Boris mit zusammengebissenen Zähnen. »Verstanden.«
    »Ich weiß nicht, wie sie reagieren, wenn es Pannen gibt, wenn mein Gesicht oder meine Stimme nicht unkenntlich sind, wenn ich nicht bezahlt werde oder ihr die Diskretion nicht wahrt.«
    »Okay«, sagte Viktor. »Alles klar.« Er baute die Kamera auf, und Gogunow setzte sich in seinem Stuhl zurecht.
    »Wie sehe ich aus?«, fragte er.
    »Sie sollten im Bild sein«, sagte ich.
    »Falsche Antwort«, sagte Gogunow.
    »Es ist egal, wie Sie aussehen«, sagte Viktor, »weil man im Film nur Ihre Umrisse sieht.«
    »Richtige Antwort«, sagte Gogunow. Er beugte sich vor. »Ihr versteht doch, dass ich es ernst meine, oder? Dich meine ich auch, Hübsche. Habt ihr Kinder, Freundinnen, lesbische Geliebte? Kleine teure Haustiere?«
    »Nein«, sagte Boris. »Aber wir haben uns selbst unheimlich gern.«
    »Gut«, sagte Gogunow. »So sollte es sein. Ich tue das hier nicht für die Demokratie. Denkt also nicht, dass ich euch nicht ausschalten lasse, wenn ihr mich verarscht.«
    »Wir werden Sie nicht verarschen«, sagte Viktor. »Und uns ist egal, wofür Sie es tun.«
    »Ich bin so weit«, sagte Gogunow.
    Viktor schaltete die Kamera ein, die ein klinisch rotes Licht ausstrahlte.Gogunow blickte auf seine Fingernägel und dann ins Objektiv. Plötzlich wirkte er ein bisschen verlegen – er achtete offenbar bewusst auf

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