Das Leben kleben
Georgine.«
Ich war völlig überfordert. Die Frauen vom Sozialamt, die Krankenschwestern, damit konnte ich noch umgehen; aber Männer, die mit solchen Geldbeträgen winkten, machten mir Angst.
»Das ist eine Menge Geld. Was haben Sie gesagt?«
»Dass ich drüber nachdenken werde.«
Sie fing meinen Blick auf und lächelte verschmitzt. »Wofür brauche ich zwei Millionen Pfund? Ich bin zu alt. Ich habe alles, was ich brauche.«
Die Krankenschwester - es war wieder die stramme junge Frau von meinem ersten Besuch - war zufrieden mit dem Versorgungspaket, und wir machten einen Termin für Mrs. Shapiros Entlassung aus. Ich versprach, dass ich da sein würde, um sie in Empfang zu nehmen, und regelmäßig bei ihr vorbeischauen würde, bis sie sich wieder eingewöhnt hatte. Es gab nur noch eines, das ich regeln musste, bevor sie entlassen wurde. Ich wollte nicht, dass Damian oder Mr. Diabello - wer auch immer den Schlüssel hatte - ins Haus konnte, wenn Mrs. Shapiro allein da war. Ich musste den orientalischen Handwerker anheuern, damit er das Schloss an der Hintertür auswechselte. Also rief ich die Nummer auf der Visitenkarte an und machte gleich für den nächsten Tag einen Termin mit ihm aus.
15 - Der Handwerker
Mr. Ali kam mit dem Fahrrad. Ich hatte einen Lieferwagen erwartet, und so bemerkte ich ihn nicht gleich, als er leise die Straße heruntergegondelt kam. Er war kleiner und pummeliger, als ich ihn in Erinnerung hatte, und er trug eine rosa und lila gestreifte Wollmütze, die er sich über beide Ohren gezogen hatte, sehr vernünftig, denn es war ein kalter Morgen. Schwer zu sagen, wie alt er war; sein Gesicht wirkte jung, aber im Bart tauchten graue Flecken auf. Er sah überhaupt nicht aus wie ein Handwerker - zum Beispiel schien er kein Werkzeug dabeizuhaben.
Er sprang vom Rad, entfernte die Klammern von den Hosenbeinen und glättete seine Hose - grauer Flanell mit ordentlichen Bügelfalten -, dann begrüßte er mich mit einem höflichen Kopfnicken. Jetzt bemerkte ich die kleine Ledertasche - es hätte eine Damenhandtasche sein können -, die er an einem langen Träger quer über der Brust trug. An der Seite stand der Kopf eines Hammers heraus.
»Ich bin da um Schloss reparieren«, verkündete er.
Er schob das Fahrrad den Weg hinauf und lehnte es an die Veranda.
»Juden wohnen hier?«
In seiner Stimme lag eine Schärfe, die mich stutzen ließ. »Ja, woher wissen Sie das?«
»Mesusa.« Er zeigte auf eine kleine Blechröhre, die an den Türrahmen genagelt war. Sie war übermalt worden und war mir bis jetzt nicht aufgefallen.
»Ist komisch für mich«, murmelte er. »Macht nichts. Hier in London ist kein Broblem.«
Er nahm die gestreifte Mütze ab - jetzt sah ich, dass auch sein schwarzes Haar langsam grau wurde - und steckte sie zusammen mit den Fahrradklammern in die Tasche.
»Sind Sie jüdisch?«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich bin aus Yorkshire. Das ist auch fast eine Religion.« Er sah mich seltsam an - wahrscheinlich verstand er nicht, dass es ein Scherz sein sollte. Dann blickte er sich mit seinen dunklen Augen um. »Jedes Haus erzählt dem, der hören kann, sein Geschichte.« Nicht gerade ein typischer Handwerker, dachte ich. »Wo haben Sie Broblemschloss?«
Es hatte etwas niedlich Hamsterartiges, dachte ich, wie er manchmal die Ps und Bs durcheinanderbrachte, auch wenn ich keine gesicherten Informationen darüber besaß, ob Hamster dies wirklich taten.
Ich führte ihn nach hinten in die Küche. Die Hintertür bestand aus schwerem Kiefernholz, das wie Nussbaum gebeizt war, mit zwei Scheiben aus blauem graviertem Glas. »Für das haben Sie Schlüssel verloren?«
»Ja.«
»Hm.« Er strich sich über den Bart. »Abgeschlossen.« »Ja - deswegen habe ich Sie angerufen.«
»Hm. Kriegen wir nur mit Gewalt auf. Wollen Sie, dass ich mache?« »Ich ... ich weiß nicht. Ich dachte, vielleicht können Sie es abschrauben oder so etwas.«
»Dies Art Schloss sitzt in Türrahmen, nicht von außen angeschraubt.«
»Aha. Ich verstehe.« Jetzt, da er es sagte, sah ich, wie offensichtlich es war.
»Aber normalerweise«, sagte er und strich sich wieder über den Bart, »normalerweise gibt mehr als ein Schlüssel für jede Tür.« Er drehte den Türknauf. »Haben Sie nicht noch ein Schlüssel? Oder haben Sie den auch verloren?« Er klang vorwurfsvoll, als wäre ich ein unnötig leichtfertiger Mensch.
»Es ist nicht mein Haus. Ich füttere nur die Katzen, während die Besitzerin im Krankenhaus
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