Das Leben kleben
repariert.«
Als ich ankam, erwarteten sie mich bereits - alle drei, plus die Katzen. Die Nichtsnutze trugen Jeans und Baseballkappen. Die arabischen Kostüme waren anscheinend nicht mehr angesagt. Mr. Ali grinste stolz.
»Sehen Sie?«
Oben, wo das alte viktorianische Fenster zu Bruch gegangen war, prangte ein nagelneues doppelverglastes weißes PVC-Fenster - allerdings hatte es nicht ganz die gleiche Höhe wie die Fensteröffnung, die deshalb mit Betonziegeln auf die passende Größe zugemauert worden war. Eine nagelneue Regenrinne lief um das ganze Haus; sie war ebenfalls aus weißem PVC. Das Gebüsch war zurückgeschnitten worden, um Platz für einen weißen PVC-Tisch mit Stühlen zu machen, und ein weißes PVC-Vogelbad stand auf dem Rasen. Wonder Boy saß daneben, umringt von einem Haufen Federn, leckte sich die Lippen und wirkte überaus zufrieden mit sich.
»Es ist ... äh ... wunderschön.« Ich lächelte mit Mühe.
Die Nichtsnutze strahlten.
»Sie lassen sie hier wohnen, dann reparieren sie alles«, sagte Mr. Ali.
»Vielleicht ... vielleicht nicht zu viele Reparaturen. Nur das Wichtigste. Vielleicht müssten nur die Holzteile abgeschliffen und gestrichen werden.«
»Streichen, ja«, er nickte begeistert und sagte etwas auf Arabisch. Auch die Nichtsnutze nickten enthusiastisch.
»Ich rufe Sie an. Ich muss noch einen Satz Schlüssel nachmachen lassen«, sagte ich, um Zeit zu schinden, in der Hoffnung, dass Mrs. Shapiro vielleicht bald zurückkam.
Doch am Mittwochmorgen lag ein Brief für mich im Briefkasten. Ich erkannte meine Schrift auf dem Umschlag. Der Brief war mit blauem Filzstift geschrieben, die gleiche Sorte, mit der Mama ihre Bingo-Karten ausfüllte.
Liebste Georgine,
vielen Dank für Ihre Karte und dafür, dass Sie meinen Nicky geschickt haben, um mich im Kittchen zu trösten. Er ist so reizend! Er kam mit Champagner und weißen Rosen. Ein echter Gentleman! Wir haben stundenlang über Gedichte Musik Philosophie geplaudert die Zeit verging wie im Flug, und ich frage mich, was die Kluft unseres Alters für eine Bedeutung hat wenn zwischen unseren Seelen solche Harmonie herrscht. Es war wie mit Artem der zwanzig Jahre älter war, und doch fanden wir Freude aneinander. Ob ich je wieder diese Freude mit einem Mann finde? Die Arme eines Mannes um mich und die Wärme eines Körpers neben meinem, besser als die Katzen. Er sagte, er kommt wieder, und jetzt zieht sich jede Stunde so lang hin, während ich auf ihn warte und auch auf Sie, meine liebe Georgine. Mein Leben lang habe ich mich vor Verschleppung und Gefangenschaft retten können und jetzt im Alter haben sie mich doch gekriegt. Die wollen, dass ich ein Geständnis unterschreibe, bevor ich nach Hause kann, wegen der Generalmacht. Aber mein Nicky sagt, ich darf nichts unterschreiben und deshalb leiste ich tapfer Widerstand. Ich muss aufhören gleich kommt die Schwester mit der Spritze. Bitte helfen Sie mir.
Ihre liebe Freundin Naomi
Ich las den Brief mehrmals. Dann versuchte ich zwischen den Zeilen zu lesen. Dann rief ich Mr. Wolfe an.
»Danke, dass Sie meine Karte abgeliefert haben. Wie geht es ihr? Im Krankenhaus sah sie fürchterlich aus. Ich war überrascht, dass sie sie so schnell entlassen haben.«
»Nur ein paar blaue Flecken. Eine Schramme am Kopf. Nichts Ernstes. Wir haben viel miteinander gelacht.«
»Sie scheint Sie sehr gern zu haben.« Ich versuchte ihm Informationen herauszulocken.
»Ja. Und wissen Sie was, irgendwie mag ich sie auch wirklich gern.« Der Satz kam so glatt heraus, als hätte er ihn eingeübt. »Wissen Sie von dem Geständnis, das sie unterschreiben soll?«
»Was?«
»Irgendwas von Generalmacht.«
»Ach so. Sie wollen, dass sie eine Generalvollmacht unterschreibt.« »Was hat das zu bedeuten?« Es klang nicht gut.
»Es bedeutet, die Person, der sie die Vollmacht überträgt, darf alle juristischen Dokumente für sie unterschreiben.« »Wie zum Beispiel beim Verkauf eines Hauses?«
»Sie haben's erfasst.«
Ich spürte, wie mein Herz schneller schlug. Wieder war es, als würde mir alles entgleiten, doch ich versuchte ruhig zu klingen. »Wie können wir das verhindern?« »Das frage ich mich auch.«
Was er sich darauf antwortete, wollte er mir anscheinend nicht anvertrauen. Ich musste herausfinden, was er wusste, ohne selbst zu viel preiszugeben. Dann fiel mir ein, wie ich ihn aus der Reserve locken konnte.
»Hat sie Ihnen von ihrem Sohn erzählt? Anscheinend kommt er aus Israel hierher. Das
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