Das Leben kleben
wäre eine große Hilfe, oder?«
Ich hörte, wie er am anderen Ende der Leitung scharf Luft holte.
»Gewiss.«
Da war noch etwas, das ich wissen wollte.
»Übrigens, hatten Sie Schwierigkeiten, reinzukommen? Anscheinend haben sie da ziemlich strenge Vorschriften.«
»Ja, ja, sie sagten mir, dass sie keinen Besuch bekommen dürfte.« »Und ...?«
»Ich habe gesagt, sie können mich mal kreuzweise.« So muss man das also machen, dachte ich.
Etwa eine Stunde später klingelte das Telefon. Es war Mark Diabello.
»Hallo, Georgina. Schön, dass ich dich erwische. Hör zu, ich glaube, ich habe die Lösung für dein Problem.«
»Welches Problem?« Ich versuchte mich an unser letztes Gespräch zu erinnern. Es war irgendetwas Unangenehmes und Unverständliches, das mit Backsteinen und Geld zu tun hatte.
»Wie man vermeiden kann, dass Mrs. Shapiro das Haus verkaufen muss, wenn sie ins Heim kommt. Anscheinend kann das Sozialamt ihr Haus auch belasten. Es ist so etwas Ähnliches wie eine Hypothek - das Haus wird erst verkauft, wenn der Besitzer stirbt, und dann fordern die Behörden ihr Geld ein. Der Rest, wenn es einen gibt, fließt in die Erbmasse.«
»Du meinst, das Geld für die Kosten des Pflegeheims? Davon hat mir niemand was erzählt.«
»Ja, das kann ich mir vorstellen.«
»Aber, Mark, das Problem ist, sie muss gar nicht in ein Pflegeheim. Es geht ihr gut zu Hause. Sie will unabhängig sein.«
»Dann holst du sie am besten so schnell wie möglich wieder nach Hause. Oder quartierst jemand anders bei ihr ein, bis sie zurückkommt. Wenn so was erst mal ins Rollen kommt, ist es schwer wieder rückgängig zu machen.«
»Wem sagst du das.«
Das ganze Drama um das Haus rollte mir längst viel zu schnell, und er war einer von denen, die mit angeschoben hatten. »Wie wäre es heute mit Abendessen, Süße?«
In seiner Stimme lag ein ernsthafter Ton, der mir ein schlechtes Gewissen machte; aber ich blieb hart.
»Ich kann nicht. Ich muss ... mich mit jemandem treffen. Und ich habe zurzeit jede Menge Arbeit - ich versuche etwas zu schreiben«, setzte ich schnell nach.
»Du bist eine sehr aktive Frau. Das gefällt mir.« Ein Seufzen oder ein Knistern in der Leitung. »Zufälligerweise schreibe ich auch ein bisschen. Gedichte.«
»Wirklich?« Unwillkürlich horchte ich auf. Der Held der ersten Fassung von
Das verspritzte Herz war
auch Dichter gewesen. »Zeigst du sie mir irgendwann?«
»Sehr gern. Wann ...?«
»Ich rufe dich an.« Ich legte auf.
Ich war am Nachmittag mit Mr. Ali und den Nichtsnutzen verabredet, doch die Schlüssel hatte ich immer noch nicht nachmachen lassen, und so ging ich zuerst zum Schlüsseldienst in der Balls Pond Road und dann zum Totley Place. Es war wieder kalt geworden, eine bösartige, beißende Kälte mit einem gemeinen Wind, der die nackten Äste der Bäume vor dem ausgewaschenen Himmel schüttelte und Abfall und totes Laub gegen meine Beine peitschte. Wenigstens regnete es noch nicht.
Es war kurz nach zwei, als ich am Canaan House ankam. Der rote Lieferwagen parkte bereits davor, und die drei saßen auf dem Vordersitz; die Nichtsnutze rauchten und Mr. Ali las Zeitung. Das Haus sah erschreckend verändert aus mit den Betonziegeln und dem weißen Plastikfenster, das mir zuzublinzeln schien wie ein entzündetes Auge. Sobald sie mich sahen, sprangen die Nichtsnutze aus dem Wagen, überschütteten mich mit einem arabischen Wortschwall und folgten mir, mit Dutzenden von Plastiktüten beladen, zum Haus. Ganz offensichtlich planten sie, eine Weile zu bleiben: Sie hatten Schlafsäcke, Bücher, Kleider dabei, einen CD-Player und sogar einen alten Computer. In einer der Tüten entdeckte ich die arabischen Gewänder - anscheinend hatten sie sie doch noch nicht ganz ausgemustert. Ich führte sie nach oben ins Gästezimmer.
Während sie auspackten, ging ich mit Mr. Ali durchs Haus und zeigte ihm das, was meiner Meinung nach repariert werden musste: die fehlenden Fliesen auf der Veranda, die kaputte Klinke der Wohnzimmertür und der kaputte Kronleuchter, die lose Tapete im Esszimmer, die tropfenden Wasserhähne in Bad und Küche, die gesprungene Kloschüssel und die großen Spalten an den Tür- und Fensterrahmen, durch die der Wind pfiff. Und das war nur das Allerdringendste.
»Hm. Hm«, sagte er und schrieb alles auf seinen Block. »Alles wird gut repariert, Mrs. George.«
Er hatte noch nie das ganze Haus von innen gesehen. Während er mit seinen funkelnden Hamsteraugen die Details der
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