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Das Leben kommt immer dazwischen: Stationen einer Reise

Das Leben kommt immer dazwischen: Stationen einer Reise

Titel: Das Leben kommt immer dazwischen: Stationen einer Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auma Obama
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nach dem Essen noch lange zusammen und redeten. Auch Michelles Bruder Craig, der ebenfalls in Chicago wohnte, kam einmal mit seiner Frau und seinen zwei kleinen Kindern zu Besuch.
    Die Zeit bei Barack war kurz, aber sehr schön. Es tat mir gut, nach der Einsamkeit in Bracknell wieder im Familienkreis zu sein, und ich genoss die Aufmerksamkeit, die mir, der jungen Mutter, zuteilwurde. Ich empfand diese Tage fast als eine Art Entschädigung dafür, dass ich bisher nicht wie eine manyur behandelt worden war. So bezeichnen die Luo eine Frau, die gerade ein Kind zur Welt gebracht hat. In unserer Tradition darf eine manyur in den ersten sechs Wochen nach ihrer Niederkunft keine oder nur ganz leichte Arbeit verrichten. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, den Säugling zu stillen. Sie wird von ihrer Mutter und den übrigen Frauen der Familie sehr verwöhnt, bekommt nur das Beste zu essen und so viel Ruhe und Erholung, wie sie braucht, bevor sie ganz die Rolle der Mutter und Betreuerin ihres Kindes übernimmt.
    Elf Monate war unsere Tochter alt, da nahmen Ian und ich sie mit nach Kenia, um sie meiner dortigen Familie vorzustellen. Ian, der das ganze Jahr hart gearbeitet hatte, wollte an die Küste, um sich zu erholen. Ihm lag nicht viel an einem Besuch in Nairobi, da er die Großstadt nicht besonders mochte. Ich aber wollte in die Stadt, in der ich aufgewachsen war und in der all meine Freunde und die meisten meiner Angehörigen lebten. Also beschlossen wir, dass ich mit der Kleinen erst einmal alleine dorthin fliegen und er nachkommen würde. Anschließend wollten wir gemeinsam mit dem Zug nach Mombasa fahren, wo wir uns eine Ferienwohnung gemietet hatten. Meine Mutter sollte uns begleiten, um viel Zeit mit ihrer ersten Enkeltochter zu verbringen und mich etwas zu entlasten.
    Ich war enttäuscht, dass Ian nicht mehr als nur ein paar Tage in Nairobi verbringen wollte. Ich selbst hielt es an der heißen Küste nie lange aus – und ich war auch nicht darauf erpicht, dort möglicherweise wie eine Frau behandelt zu werden, die es geschafft hatte, einen muzungu , einen Weißen, zu erobern. Obwohl es mir damals nicht bewusst war, denke ich heute, dass dies der Anfang vom Ende unserer Ehe war. Es war mir einfach nicht gelungen, meinem Mann zu vermitteln, wie viel mir die Menschen, die mich liebten und mit mir zusammen sein wollten, bedeuteten und was mir in England so sehr fehlte: Freundschaften.
     
    Die Briten und ihre Kultur blieben mir weiterhin fremd. Ich telefonierte viel mit meinen Freundinnen, die alle dachten, ich würde in der Nähe von London wohnen und nicht begriffen, warum ich so einsam war.
    »In dieser Stadt gibt es doch so viel, was man machen kann, noch mehr als in Berlin«, sagte Elke bei einem unserer Telefonate.
    Ich erklärte ihr, dass wir ein ganzes Stück außerhalb der City wohnten und Ian die Stadt ohnehin am liebsten nur aus der Ferne sah.
    »Dann ladet Leute zu euch ein. Ihr habt doch einen Garten, und ich nehme an, die Engländer grillen gerne, oder?«
    »Würde ich ja gern, aber Ian arbeitet die ganze Zeit. Und wenn er zu Hause ist, will er sich ausruhen.«
    »Aber er ist doch nicht jedes Wochenende im Büro!«
    »Fast jedes.«
    Die Gespräche mit meinen anderen Freundinnen, die leider alle zu weit weg waren, um mir mehr als tröstende Worte durchs Telefon zu schicken, verliefen meistens ähnlich. Und bald sollten auch die hohen Telefonrechnungen ein Streitpunkt zwischen Ian und mir werden.
    Unser gemeinsames soziales Leben beschränkte sich meist darauf, dass ich einmal wöchentlich mit ihm zum Curryessen in einen Pub ging. Curry ist ein beliebtes Gericht und gehört fest zum Freitagabendprogramm eines Engländers. Bei der Gelegenheit trifft man sich in der Regel mit Leuten, isst zusammen und trinkt Bier. Auch für Ian waren diese Abende eine feste Institution.
    Wie ich schon bei anderen gesellschaftlichen Zusammenkünften erlebt hatte, saßen auch hier die Frauen getrennt von den Männern, die größtenteils an der Bar standen und sich über Politik, vor allem aber über Sport unterhielten. Nach einigen (oder zu vielen) Gläsern Bier kamen dann die für mein Gefühl oft geschmacklosen Witze an die Reihe. Die Frauen tauschten sich über den Haushalt und die Kinder aus. Eine solche Geschlechtertrennung hatte ich in Deutschland nie erlebt. Wenigstens ergaben sich dadurch einige nette Bekanntschaften, die aber leider meist auf die Begegnungen im Pub beschränkt blieben.
    Inzwischen konnte unsere Tochter

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