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Das Leben meiner Mutter (German Edition)

Das Leben meiner Mutter (German Edition)

Titel: Das Leben meiner Mutter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oskar Maria Graf
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fuhr.
    »Geh hinein jetzt! Mach Brotzeit!« sagte der, eben mit dem leeren Wagen zurückkommend, »und geh dann ins Bett, sonst schlafst wieder bei der Nachtarbeit.« Der Quasterl ließ die Gabel sinken und stieß sie in den weichen, saftigen Mist. Der Vater spannte den triefenden Rappi vom Wagen und führte ihn in den Stall. In der Kuchl, wo Mutter, Theres und Emma bereits die gewohnten Brotbrocken aus dem umfänglichen, irdenen Milchweigling löffelten, saß der Maxl in seiner selbstgekauften Gala-Uniform. Seinen nassen hellgrauen Mantel mit den blauen Aufschlägen und die Mütze hatte er an die Türe gehängt. Er lächelte schief und grüßte kurz, als der Vater und der Quasterl hereinkamen. Wir eben heimgekommenen Schulkinder hockten gedrängt um den kleinen Nebentisch und verzehrten schmatzend das übriggebliebene, kaltgewordene Mittagessen. Von Zeit zu Zeit musterten wir den Maxl immer wieder. Er kam uns fremd vor. Der Vater und der Quasterl bekamen ihr Bier, und jeder aß ein großes Stück Brot dazu.
    »Bist schon lang da?« erkundigte sich der Vater.
    »Grad ist er kommen«, antwortete die Mutter statt des Maxl.
    »Wie lang bist du denn gefahren von Metz her?« fragte der Vater wieder.
    »Von gestern nacht bis heut früh um neun Uhr … In München hab’ ich mir das Armeemuseum noch angeschaut. Das kann sich sehn lassen. Da kriegt man einen Überblick, wie unser Heer geworden ist«, erzählte der Maxl und nahm einen Schluck Bier.
    »Soso … Bist noch immer drinnen im Militärischen? … Jetzt mußt du dich schon umgewöhnen aufs Zivilgewand«, sagte der Vater, sein zerkautes Brot hinunterschluckend, und setzte dazu: »Wie wir anno 70 vom Krieg heimkommen sind, da haben wir auch gemeint, wir bleiben ewig Soldaten.« Es klang ein wenig ironisch. Der Maxl gab keine Antwort. Unsere Mutter schaute ihn kurz an. Der Quasterl trank sein Bier aus und ging zu Bett.
    »Schafft der nachts?« fragte der Maxl, als er draußen war. Dieses Wort »schafft« paßte nicht in unsere dialektgewöhnten Ohren.
    »Jaja, er ist recht fleißig. Überall kann man ihn brauchen«, erwiderte die Mutter und musterte den Maxl wiederum. »Wenn jetzt die Sommerarbeit angeht, willst du da in der Bäckerei mithelfen?«
    »Ausgeschlossen! … Höchstens von Samstag auf Sonntag, wenn’s notwendig ist«, sagte der Maxl in leicht militärischem Ton. »Ich richt’ die Konditorei ein! Das rentiert sich genau so.« Eine kurze Pause entstand.
    »Jetzt muß ein anderer Mist auflegen!« meinte der Vater, sah geschwind auf den Maxl und befahl der Theres, die Arbeit vom Quasterl weiterzumachen.
    »Das mach’ lieber ich«, widersprach die Mutter. »Das Gsott für die Küh’ ist auch noch nicht geschnitten. Das sollen die zwei machen.« Sie deutete auf Theres und Emma, aber der Vater wehrte energisch ab.
    »Ja freilich, du mit deinem offenen Fuß! Bei dem Regen! … Beim Gsottschneiden soll dir lieber die Emma helfen!« rief er und schaute wieder auf den Maxl, »oder du, wenn du meinst.« Er ging mit der Theres aus der Kuchl.
    Der Maxl zog seine Gala-Litewka aus. In seinem zerknitterten, verschwitzten, karierten Hemd verlor er im Nu alles Imposante für uns Kinder.
    »Also los, schneiden wir Gsott, los!« brummte er kurz abgehackt die Emma an, aber die Mutter ließ das nicht zu.
    »Und ihr? … Ihr müßt morgen bei der Konditorei mithelfen!« wandte sich der Maxl wieder so unlustig an uns. Es klang kommandomäßig.
    »Wir brauchen doch jetzt noch keine Kuchen!« warf unsere Mutter hin. Er aber sagte nur: »Da gibt’s ja noch anderes zu tun … Das verstehst du nicht«, und ging mit ihr hinauf zur Heutenne. Bald hörten wir das handgetriebene Schwungrad der Häckselmaschine surren.
    »Der ist aber ungemütlich worden! Ich bin froh, daß ich nicht mehr so oft daheim bin«, äußerte die Emma über den Maxl, während sie einen Rock von der Theres zertrennte. Gleich, nachdem die Kathl fortgezogen war, hatte sie sich nach einer neuen Lehrstelle bei einer Starnberger Näherin umgesehen und konnte schon in der nächsten Woche dort anfangen. Ich war auf einen Stuhl gestiegen und hatte Maxls Mütze aufgesetzt, die mir viel zu groß war und possierlich auf meinem kleinen Kopf schaukelte. Alle mußten lachen. Wir betasteten staunend und neugierig die blaue Litewka mit den glänzenden Messingknöpfen. Sie roch nach Juchten und Mottenpulver. Die »alte Resl« schimpfte plappernd und wollte das Spielen nicht zulassen, aber wir achteten nicht darauf.
    »Ja,

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