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Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)

Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)

Titel: Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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allen Religionen bis zu ihren Anfängen hinab bekannt, da er Alles, was über sie geschrieben worden war, gelesen und auch praktische Kenntniß erlangt hatte; denn er hatte ihnen allen der Reihe nach angehört, er war Jude, Christ und Magier gewesen. Allerdings hatte er zu seinen Studien und seiner Erfahrung mehr als gewöhnliche Zeit, da er zufolge der arabischen Legende ein Alter von 140 Jahren erreichte. Jetzt kam er an der Spitze eines mächtigen Heeres von 20000 Mann nach Mekka und brachte eine jugendliche Tochter, Namens Satiha, mit, welche er im hohen Alter gezeugt haben mußte, und für die er Gebete in der Kaaba verrichtete, weil sie mit Stummheit, Taubheit und Blindheit geschlagen und des Gebrauchs der Glieder beraubt war.
    Nach der arabischen Sage hielten Abu Sofian und Abu Jahl die Gegenwart dieses sehr mächtigen, sehr abgöttischen und sehr weisen Fürstengreises an der Spitze eines so furchtbaren Heeres für eine günstige Gelegenheit, den Sturz Mohammeds zu bewerkstelligen. Demzufolge unterrichteten sie Habib den Weisen von den Irrlehren des angeblichen Propheten und bewogen den ehrwürdigen Fürsten, denselben in seinem Lager im Kieselthale vor sich zu laden, damit er daselbst seine Lehren vertheidige; sie thaten dies in der Hoffnung, daß ihm das hartnäckige Verharren im Irrthume Verbannung oder Tod zuziehen würde.
    Die Sage giebt eine hochtrabende Beschreibung von dem Erscheinen der abgöttischen Koreischiten, welche in prächtigem Anzuge, zu Roß und zu Fuß, von Abu Sofian und Abu Jahl geführt, ankamen, um die große Untersuchung im Kieselthale abzuwarten, und von dem orientalischen Gepränge, mit welchem sie von Habib dem Weisen empfangen wurden. Er saß unter einem Zelte von Carmosin auf einem Throne von Ebenholz, der mit Elfenbein und Sandelholz ausgelegt und mit Goldblechen bedeckt war.
    Mohammed befand sich in Kadidschahs Wohnung, als er die Ladung vor diesen fürchterlichen Richterstuhl erhielt. Kadidschah äußerte laut ihre Unruhe, und die Töchter hingen weinend und klagend an seinem Halse, weil sie dachten, daß er einem gewissen Tode entgegenginge; aber er tadelte sanft ihre Befürchtungen und bat sie, auf Allah zu vertrauen.
    Unähnlich der prahlerischen Pracht seiner Feinde, Abu Sofian und Abu Jahl, nahte er sich dem Schauplatze des Verhörs in einfachem Anzuge, bekleidet mit einem weißen Gewande, mit einem schwarzen Turban und einem Mantel, welcher seinem Großvater Abd al Motalleb gehört hatte und aus Adener Stoffe gefertigt war. Das Haar wallte über die Schultern hinab, das geheimnißvolle prophetische Licht strahlte aus seinem Gesichte, und obgleich er den Bart nicht gesalbt, noch irgend welche Wohlgerüche, etwas Moschus und Kampher in das Haar der Oberlippe ausgenommen, angewendet hatte: so verbreitete sich doch allenthalben, wo er ging, ein milder Duft ringsum, was, nach Aussage der arabischen Schriftsteller, die wohlriechenden Ausströmungen aus seiner Person waren.
    Ihm voran schritt der glaubenseifrige Abu Beker; er war mit einem scharlachenen Rocke und weißen Turban nebst seidenem Mantel bekleidet, welchen er unter hie Arme zurückschlug, so daß sich die scharlachenen Pantoffel zeigten.
    Eine stille Ehrfurcht, fährt die Legende fort, ergriff die ungeheure Versammlung, als der Prophet nahte. Kein Gemurmel, kein Geflüster wurde gehört. Sogar die unvernünftigen Thiere wurden zum Schweigen fortgerissen, und das Wiehern der Rosse, das Blöken der Kameele und das Schreien der Esel verstummte.
    Der ehrwürdige Habib empfing ihn huldreich; seine erste Frage galt der Hauptsache. »Man sagt, daß du ein von Gott gesandter Prophet zu sein behauptest? Verhält es sich so?«
    »Ganz so«, erwiderte Mohammed. »Allah hat mich gesendet, den wahren Glauben zu verkündigen.«
    »Gut«, entgegnete der bedächtige Weise, »aber jeder Prophet hat durch Zeichen und Wunder seine Sendung bewiesen. Noah hatte seinen Regenbogen; Salomo seinen geheimnißvollen Ring; Abraham das Feuer des Ofens, welches auf seinen Befehl sich abkühlte; Isaak den Widder, der an seiner Stelle geopfert wurde; Moses seinen Wunder wirkenden Stab, und Jesus brachte Todte zum Leben und stillte Stürme mit einem Worte. Wenn du denn wirklich ein Prophet bist, so gieb uns ein Wunder zum Beweise.«
    Mohammeds Anhänger zitterten für ihn, als sie diese Forderung hörten, und Abu Jahl klatschte in die Hände und pries die Weisheit Habibs des Weisen. Aber der Prophet that ihm mit Verachtung Einhalt. »Still, du Hund

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