Das Legat der Toten
alle Kunden zufriedenstellen. Viele wollen auch zwei Mädchen haben, da seid ihr dann auch perfekt. Black and White, das war schon immer der Traum vieler.«
Miranda trat einen Schritt zurück, und die Hand des Mannes rutschte wieder unter ihrem Kleid hervor.
»Was sagst du dazu?«
»Es ist deine Wohnung. Du bezahlst sie.«
»Super. Spitze. Ehrlich. Toll, daß du dafür Verständnis hast. Morgen wirst du Claudia kennenlernen. Sie ist wirklich nett, und ich habe schon einige dicke Fische für euch an der Angel. Ich weiß, daß du dich anstrengen wirst, denn Konkurrenz belebt das Geschäft, Süße.«
»Ich hole jetzt das Geld«, sagte Miranda nur.
»ja, mach das. Ich liebe das Knistern der Scheine.«
Sie ging weg und trat auf das Regal zu, das sich hinter dem Rücken des Mannes befand. Es gab dort eine Schublade, die verschlossen war. Sie öffnete die Lade mit einem schmalen Spezialschlüssel, sah sich für einen Moment die Geldscheine an und schüttelte dabei den Kopf, denn sie konnte nicht begreifen, daß sie all die Zeit das verdiente Geld an Frenton abgegeben hatte.
Heute war es das letzte Mal.
Der Zuhälter trank sein Glas leer und streckte die Beine aus. »Ich habe mir eigentlich vorgestellt, heute nacht bei dir zu bleiben. Wir könnten mal wieder heiße Stunden verleben.«
»Nichts dagegen.«
»Super.«
Er merkte nicht, wie monoton die Frau gesprochen hatte. Frenton war mit seinen Gedanken ganz wo-anders. Er dachte an die Zukunft, die ihm noch viel Geld bringen würde, denn zwei Frauen schafften so einiges an.
Das Bündel Scheine hielt sie in der linken Hand und blieb damit hinter Frenton stehen. Sie ließ das Geld an seinem rechten Ohr knistern, und der Zuhälter verdrehte die Augen. »Hört sich ja verdammt gut an«, flüsterte er.
»Es ist auch gut.«
Er schnappte zu und war glücklich, die Scheine zwischen seinen Fingern zu halten.
Miranda Wayne kannte das Spiel. Der Zuhälter war in der nächsten Minute damit beschäftigt, die einzelnen Scheine zu zählen. Sie hatte also Zeit genug, um ihren Plan in die Tat umzusetzen.
In ihrem Gesicht bewegte sich nichts, als sie den viereckigen Gegenstand aus der Tasche holte. Hinter dem Sessel war sie stehengeblieben. Frenton saß noch, hatte sich vorgebeugt und war dabei, die Scheine durch seine Finger gleiten zu lassen. Er sprach die Zahlen leise vor sich hin und ließ sich durch nichts stören.
Das Fenster befand sich gegenüber. In der dunklen Scheibe malte sich ein Teil des Zimmers ab. So konnte sie Frenton ebenso schwach sehen wie sich selbst.
Der Zuhälter hatte nur Augen für das Geld. Noch immer murmelte er Zahlen vor sich hin und hörte auch nicht das leise Klirren hinter sich. Mit diesem Geräusch war die Klinge aus der Öffnung geschossen.
Die letzten beiden Scheine. Jeweils hohe Pfundnoten, die Frenton zufriedenstellen mußten.
Miranda riß den rechten Arm in die Höhe. Aus ihrer Faustöffnung schaute die lange Spitze. Für einen Moment schwebte sie genau über dem Nacken des Zuhälters.
Dann raste sie nach unten!
Miranda Wayne traf genau. All ihren Haß hatte sie in diesen Stoß gelegt und ihm die entsprechende Wucht verliehen. Und sie hatte genau die Stelle erwischt, die sie wollte. Dicht über dem letzten Wirbel war die Spitze tief in den Körper eingedrungen.
Nicht Frenton fiel, sondern das Geld. Es rutschte ihm aus den Fingern und flatterte zu Boden, wo es sich verteilte.
Miranda starrte auf die Einstichstelle, die zugleich eine Wunde war, aus der nur wenig Blut quoll. Ein paar Tropfen, nicht mehr. Sie ging um den Sessel herum und baute sich vor dem Zuhälter auf, um herauszufinden, ob sie noch einmal zustoßen mußte.
Frenton war etwas zur Seite gekippt. Er sah jetzt aus wie eine Schaufensterpuppe, die an einem verkehrten Platz saß. Der Blick seiner blassen Augen war starr geworden. Sein Mund stand offen, nur war ihm der letzte Schrei nicht gelungen.
Er war noch nicht tot. Die Unterlippe bewegte sich flatternd. Dann zuckte er noch einmal vor, und mit einem blubbernden Geräusch entwich letzte Luft aus dem Mund.
Danach war es mit ihm endgültig vorbei.
Miranda, die sich noch leicht erschreckt hatte, atmete auf, richtete sich kerzengerade auf und atmete tief durch. Erst jetzt fühlte sie sich erlöst und auch gut, denn sie selbst hatte sich von diesem verdammten Problem befreit.
In den letzten beiden Minuten hatte Miranda nicht einmal gelacht. Das änderte sich. Plötzlich brach es aus ihr hervor. Sie konnte einfach nicht
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