Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Legat der Toten

Das Legat der Toten

Titel: Das Legat der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
weil es euch nicht so gut geht wie mir.«
    Glenda lachte laut. »Das darf doch nicht wahr sein. Dir geht es nicht gut. Du hast dich einfach überfressen, John, das ist alles. Von einem guten Gefühl kann man nicht sprechen. Das Essen hat dich faul und träge gemacht.«
    »Wozu habe ich euch?«
    Suko winkte dem Kellner und bat um die Rechnung.
    »Sie zahlen alles?«
    »Ich bin so frei.«
    »Siehst du«, meldete ich mich. »Sogar der Kellner wundert sich darüber, daß du mal eine Rechnung übernimmst. Es muß schon Jahre her sein, daß so etwas vorgekommen ist. Nimm dir ein Beispiel für die Zukunft. Besonders für den Abend.«
    »Was heißt das denn?«
    »Daß wir dann das Essen wiederholen. Dann können wir auch mehr trinken, denke ich.«
    »Hi, Alki«, sagte Glenda.
    »Ihr habt keine Ahnung, was einem Menschen guttut.« Ich holte mich aus meiner relaxten Lage hervor und setzte mich wieder normal an den Tisch.
    Während Suko die Rechnung beglich, dachte ich bereits an Sir James und das Gespräch mit ihm. Keiner von uns wußte, worum es ging. Der Fall schien ihm nicht auf den Nägeln zu brennen, sonst hätte er schon eher mit uns gesprochen. Auch Glenda war nicht eingeweiht worden, die als erste von uns aufstand und zur Garderobe ging, um dort ihre dreiviertellange Jacke zu holen, die sie zum schwarzen, engen, kniefreien Rock trug.
    Suko half ihr in die Jacke, während ich schon draußen vor der Tür stand und die kaltfeuchte Spätherbstluft über mein Gesicht strich. London war erfüllt von einem irren Verkehr und der schon jetzt vorweihnachtlichen Hektik. Die Autos mußten mit Licht fahren, um in der trüben Luft gesehen zu werden.
    Ich schaute mich nach den beiden um. Glenda hatte sich bei Suko eingehakt und lachte, weil er ihr irgend etwas über mich erzählt hatte, denn sie schaute auch mich an.
    »Was soll der Spaß?«
    »Es geht nur um dich.«
    »Wie schön. Und weiter?«
    »Ich habe gewettet, daß dich nicht mal mein Kaffee aus dem tiefen Tal holt.«
    »Das ist aber traurig für dich.«
    »Nein, John, eher für dich. Man sollte eben keinen Wein zum Essen trinken. Zumindest nicht am Mittag.«
    »Irgendwie hast du recht.«
    Auch nach den paar Schritten, die wir gehen mußten, fühlte ich mich noch immer wie aufgebläht. Dabei hatte ich meinen Gürtel schon ein Loch weiter geschnallt. Aber die Soße war einfach zu gut gewesen. Ebenso wie das Kalbfleisch und die Nudeln.
    Im Büro angekommen, durchlief ich das Vorzimmer und ließ mich in meinen Schreibtischstuhl fallen. Die Beine hoch, gereckt, dann die Augen geschlossen, so markierte ich das Beamtendenkmal, bis Glenda mit dem Kaffee kam.
    »Damit kannst du Zombies aus den Gräbern holen«, sagte sie.
    »Und warum servierst du ihn mir? Bin ich ein Zombie?«
    Sie rümpfte die Nase. »Viel fehlt nicht. Du bist so herrlich inaktiv.«
    »Im Gegensatz zu den Zombies.«
    »Sei ruhig und trink.«
    Vielleicht half der Kaffee tatsächlich, meine Lebensgeister zu wecken. Er war heiß. Er war stark. Er war ungesüßt und nicht durch Milch verdünnt.
    Ich trank. Suko, der mir gegenübersaß, schaute grinsend zu und genoß dabei sein Mineralwasser.
    »Jetzt sag mir nur noch, daß du diese Aufputschmittel nicht benötigst, Alter.«
    »Kannst du Gedanken lesen? Das habe ich soeben zu dir sagen wollen.«
    »Pharisäer.«
    Glenda war verschwunden. Sie hatte im Vorzimmer zu tun, und wir warteten darauf, uns mit Sir James treffen zu können. Er würde zuvor anrufen, das war immer so.
    Die Tasse war fast leer, als der Chef anklingelte. Suko nahm ab und ließ seine Stimme bewußt forsch klingen, als er erklärte, daß wir so schnell wie möglich kommen würden.
    »Auf geht’s, John.«
    Ich erhob mich wesentlich langsamer und ließ Suko den Vortritt. Wir mußten Glenda’s Büro durchqueren, die natürlich mehr auf mich als auf Suko schaute und mir auch zunickte, als ich in ihre Nähe geriet. »Schleppst du dich jetzt hin?«
    »Klar, draußen werde ich kriechen.«
    »Tu das. Soll gut für die Kondition sein.«
    Suko hatte auf mich im Flur gewartet, noch immer das Grinsen im Gesicht. »Sag nichts«, flüsterte ich ihm zu, »sonst werde ich zur reißenden Bestie.«
    »Die kann nicht stark werden bei deiner Trägheit.«
    »Du kennst mich nicht.«
    Die Tür zu Sir James’ Büro war nicht geschlossen. Eine junge Frau verließ den Raum soeben. Sie trug eine Mappe unter dem Arm, lächelte uns an und ging zum Aufzug. Ich schaute ihr nach. Gesehen hatte ich sie noch nie beim Yard. Sie sah

Weitere Kostenlose Bücher