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Das letzte Buch

Das letzte Buch

Titel: Das letzte Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoran Zivkovic
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Nicht wahr, Kommissar Lukić?«
    »Sie haben auch zu mir gesagt, wir würden zusammenarbeiten. Aber müsste naturgemäß eine Zusammenarbeit nicht beiderseitig
     sein?«
    »Zumindest Sie sollten wissen, dass bei einer solchen Arbeit nicht alles gesagt werden kann.«
    »Nicht alles, aber vielleicht etwas. So könnten wir besser zusammenarbeiten.«
    Erneut die Stirn runzelnd, trank der Hauptkommissar die Tasse leer.
    »Am besten könnten wir zusammenarbeiten, wenn Sie nichts vor mir verbergen würden.« Er stand auf. »Entschuldigen Sie mich.
     Ich muss jetzt gehen. Hier ist der Schlüssel von der Buchhandlung, Fräulein Gavrilović.«
    Er zog ihn aus der Manteltasche und legte ihn auf den Tisch, zusammen mit etwas Geld für den Tee. Er war schon auf dem Weg
     zur Tür, da drehte er sich um und kam zurück. Diesmal griff er in die Hosentasche, zog einen Geldschein heraus und legte ihn
     neben den Schlüssel.
    »Beinahe hätte ich es vergessen. Das ist für das Buch. Ich war so frei, es mir zu nehmen. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen.«
    »Welches Buch?«, fragte Vera verdutzt.
    »›Der Name der Rose‹. Man hat mir empfohlen, es auf alle Fälle zu lesen.«

|124| 22.
    Als der Hauptkommissar gegangen war, blieben wir nur noch kurze Zeit. Wegen der Einschränkung auf ein unverfängliches Gespräch
     hielt Vera es nicht mehr auf ihrem Stuhl aus.
    Der Alte gab jedem von uns zum Abschied ein Tütchen mit darauf geschriebenen Schriftzeichen.
    »Algentee«, sagte er mit einer Verbeugung. »Vielleicht brauchen, wenn Kopf arbeiten, wenn nicht in Teestube.«
    Diesmal bezahlte ich, aber der Betrag war so gering, dass ich mich fragte, wie sein Geschäft bei den niedrigen Preisen und
     den wenigen Gästen überhaupt bestehen konnte. Wahrscheinlich hatte er abends oder bei schönem Wetter mehr Kundschaft.
    Hart peitschend fiel der Regen, als wir hinauskamen. Fast im Laufschritt erreichten wir die Buchhandlung, wobei wir den Schirm
     mehr wie einen Schutzschild nach vorn hielten als über unsere Köpfe. Vera zog rasch den Schlüssel hervor, aber ich nahm sie
     beim Arm, ehe sie die Buchhandlung betrat.
    »Du musst doch hungrig sein.«
    Sie schaute mich fragend an und nickte.
    »Ja. Ich habe bloß gefrühstückt.«
    »Ich nicht einmal das. Komm, lass uns etwas essen gehen.«
    »Ich wollte nur einen Blick hineinwerfen.«
    »Du kannst später wieder hierher zurückkommen.« Sie |125| zögerte, und ich fuhr fort: »In einem Restaurant können wir freier reden.«
    Sie brauchte ein wenig, ehe sie begriff. Sie ging zum Schaufenster, drückte den Kopf an die Scheibe und deckte das Gesicht
     seitlich mit den Händen ab.
    »Nichts zu sehen«, sagte sie, als sie wieder vom Fenster abrückte.
    »Wenn du das Licht einschaltest, wirst du besser sehen können. Nur nicht das, was sie hinterlassen haben. Das sind Profis.
     Komm.«
    Wir fuhren mit meinem Auto. Sie wollte mich etwas fragen, als wir einstiegen, doch ich machte ein Zeichen zu schweigen. Sie
     sah mich rasch von der Seite an, dann wandte sie den Blick nach vorn und schaute durch die Windschutzscheibe, über die eifrig
     die Scheibenwischer glitten. Ich legte kurz meine Hand auf ihre Hände, die sie gefaltet im Schoß hielt. Als sie mich wieder
     ansah, lächelte ich ihr zu, doch das milderte ihren besorgten Ausdruck nicht.
    Ich wählte ein Restaurant, in dem ich noch nie gewesen war. Es befand sich in einer Gegend mit vielen kleinen Restaurants
     und Cafés. Innen schlugen uns die Gerüche nach gewürzten Speisen und nach Bier entgegen. Einer der vier Tische war besetzt.
     Eine ausgesprochen dicke Kellnerin mit Flaumhärchen über der Oberlippe bediente uns. Die Musik, die gespielt wurde, gefiel
     mir nicht, aber zum Glück war sie gedämpft.
    Nachdem wir bestellt hatten, rückten wir über dem Tisch mit den Köpfen zusammen und begannen fast flüsternd zu sprechen. Das
     war nicht nötig, denn niemand beachtete uns. Doch die Paranoia tat das Ihre.
    »Schrecklich«, sagte Vera. »Mein Leben ist völlig durcheinandergeraten.«
    »Am besten, du achtest nicht darauf. Verhalte dich normal, so wie bisher.«
    |126| »Wie soll ich das machen, wenn ich weiß, ich werde ständig beaufsichtigt?«
    »Du stehst nicht unter Aufsicht. Das Amt für Nationale Sicherheit interessiert sich für andere.«
    »Natürlich werde ich beaufsichtigt, wenn sie jedes Wort hören können, das ich in der Buchhandlung sage.« Sie kniff die Augen
     ein wenig zusammen, als ihr etwas einfiel. »Und vielleicht können

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