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Das Letzte Einhorn und Zwei Herzen

Titel: Das Letzte Einhorn und Zwei Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter S. Beagle
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wie viele Soldaten eine Schwadron hat, aber es waren viele, und sie waren zwei Tage im ganzen Dorf, bauten überall ihre Zelte auf, stellten ihre Pferde in jeden Stall und prahlten in der Schänke, wie sie diesen Greif für uns arme Bauern im Handumdrehen erledigen würden. Sie hatten Pfeifer und Trommler dabei, als sie in den Midwood marschierten – das weiß ich noch, und ich weiß auch noch, wie die Musik abbrach und was für Geräusche wir dann hörten.
    Danach schickte das Dorf niemanden mehr zum König. Wir wollten nicht, dass noch mehr von seinen Männern starben, und außerdem waren sie uns sowieso keine Hilfe. Also wurden von da an alle Kinder schnell in die Häuser geholt, wenn die Sonne unterging und der Greif von seinem Tagesschlaf erwachte, um wieder zu jagen. Wir durften nicht mehr zusammen spielen, keine Botengänge für unsere Eltern machen, keine Herden hüten, ja nicht mal in der Nähe von offenen Fenstern schlafen, aus lauter Angst vor dem Greif. Mir blieb nichts anderes zu tun, als Bücher zu lesen, die ich schon auswendig konnte, und mich bei meinen Eltern zu beklagen, die von dem ganzen Aufpassen auf Wilfrid und mich zu müde waren, um sich mit uns zu beschäftigen. Sie passten ja auch noch auf die anderen Kinder auf, immer abwechselnd mit anderen Familien, und auf unsere Schafe und auf unsere Ziegen, deshalb waren sie immer müde, noch zu der Angst, und die meiste Zeit grollte jeder jedem. So ging es allen.
    Und dann holte der Greif Felicitas.
    Felicitas konnte nicht reden, aber sie war meine beste Freundin, schon seit wir klein waren. Ich verstand immer, was sie sagen wollte, und sie verstand mich besser als irgendjemand sonst, und wir spielten auf eine besondere Art, wie ich nie wieder mit jemandem spielen werde. Ihre Familie hielt sie für einen unnützen Esser, weil kein Bursche ein stummes Mädchen heiraten würde, also ließen sie sie meistens bei uns essen. Wilfrid machte sich immer über das leise Krächzen lustig, das der einzige Laut war, den sie hervorbrachte, aber ich warf einen Stein nach ihm, und da ließ er’s dann bleiben.
    Ich habe es nicht gesehen, aber im Kopf sehe ich es immer noch. Sie wusste, dass sie nicht raus durfte, aber sie freute sich immer so drauf, abends zu uns zu kommen. Und bei ihr zu Hause wäre ja keinem aufgefallen, dass sie nicht da war. Die bemerkten Felicitas sowieso nie.
    Am selben Tag, an dem ich erfuhr, dass Felicitas geholt worden war, machte ich mich zum König auf.
    Na ja, eigentlich war es in derselben Nacht, weil ich bei Tag nie von unserem Haus oder vom Dorf weggekommen wäre. Ich weiß nicht, was ich gemacht hätte, wenn nicht mein Onkel Ambrose eine Fuhre Schaffelle zum Markt in Hagsgate hätte bringen wollen – und um dort zu sein, wenn der Markt anfängt, muss man schon lange vor Sonnenaufgang los. Onkel Ambrose ist mein Lieblingsonkel, aber ich wusste, ich konnte ihn nicht bitten, mich zum König zu bringen, er wäre schnurstracks zu meiner Mutter gegangen und hätte ihr gesagt, sie solle mir Schwefel und Melasse geben und mich mit einem Senfpflaster ins Bett stecken. Er gibt sogar seinem Pferd Schwefel und Melasse.
    Also ging ich an dem Abend früh ins Bett und wartete, bis alle schliefen. Ich wollte einen Brief auf meinem Kopfkissen hinterlassen, aber ich schrieb immer wieder etwas hin und zerriss es dann und warf es ins Feuer, und ich hatte Angst, dass jemand aufwachte oder dass Onkel Ambrose ohne mich losfuhr. Schließlich schrieb ich einfach nur: Bin bald wieder da. Ich nahm keine Kleider mit und auch sonst nichts außer einem Stückchen Käse, weil ich dachte, der König müsse ja wohl irgendwo in der Nähe von Hagsgate wohnen, der einzig größeren Stadt, die ich je gesehen habe. Meine Eltern schnarchten in ihrem Zimmer, aber Wilfrid war schon an der Feuerstelle eingeschlafen, und wenn er das tut, lassen sie ihn immer dort liegen. Wenn man ihn weckt, damit er ins sein Bett geht, schlägt er um sich und heult. Warum, weil? ich nicht.
    Ich stand eine Ewigkeit da und guckte auf ihn runter. Im Schlaf sieht Wilfrid nicht halb so gemein aus. Meine Mutter hatte die Glut mit Asche bedeckt, damit am Morgen noch Feuer zum Brotbacken da war, und die Moleskin-Hosen von meinem Vater hingen zum Trocknen da, weil er am Nachmittag in den Viehteich hatte waten müssen, um ein Lamm zu retten. Ich verschob sie ein kleines bisschen, damit sie nicht angesengt wurden. Ich zog die Uhr auf – eigentlich ist es Wilfrids Aufgabe, das abends zu machen, aber

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