Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das letzte Evangelium: Historischer Roman (German Edition)

Das letzte Evangelium: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das letzte Evangelium: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
Vom Netzwerk:
über den Türken eingestürzt.«
    »Wie geht es dem Conte Orsini?«
    »Seine Gnaden sind unverletzt.« Tannhäuser grinst. »Alle wichtigen Teile sind noch dran.«
    Ich lächele matt über seine respektlose Bemerkung, die Konstantin verletzt haben muss. »Tut mir leid.«
    Konstantin winkt müde ab. »Er schenkt dir seine Liebe. Ich hatte dir nur ein Kaiserreich anzubieten.«
    »Das Letzte, was ich in meinem Leben besitzen werde, ist meine Freiheit. Du weißt, unter welch großen Verlusten ich sie errungen habe. Für keinen Schatz, keine Macht und keine Krone dieser Welt werde ich sie jemals aufgeben.«
    Mein Schwager atmet tief durch und nickt stumm.
    Ich wende mich an Tannhäuser. »Los jetzt!«
    Der schwäbische Ritter, der schon seit meinem Abenteuer in Ägypten vor drei Jahren in meinen Diensten steht, hastet über den Wehrgang. Er trommelt ein paar Männer zusammen.
    Ich verabschiede mich von Konstantin. »Du hältst die Stellung.«
    Er umarmt mich und hält mich fest. »Ich werde für dich beten.«
    »Ein Gebet kann nicht schaden. Aber Sperrfeuer auf die türkischen Linien wäre wirkungsvoller.«
    Konstantin eilt in geduckter Haltung über den Wehrgang zur Treppe. Dann ist er hinter einer Kanone verschwunden.
    Tannhäuser kommt zurück. »Wir sind bereit!«
    »Wie viele?«
    »Achtundzwanzig. Alle, die noch leben. Keiner will zurückbleiben. Und da sind noch zwei Hospitaliter von Rhodos, die um Eure Erlaubnis bitten, uns zu …«
    »Ich wusste gar nicht, dass Johanniter in der Stadt sind.«
    »Nur drei, Euer Gnaden. Fra Diniz aus Portugal und Fra Galcerán aus Aragón. Beide haben in Rhodos gegen die Mamelucken gekämpft, als der ägyptische Sultan die Festung der Johanniter erobern wollte. Fra Galcerán ist ein Kommandant des Ordens. Der dritte, Fra Gil, wird seit gestern vermisst. Vielleicht ist er gefall…«
    Ein erneuter Einschlag direkt unter uns übertönt seine Worte. Wie eine glühende Woge brandet die heiße Luft über uns hinweg und wirft mich um. Hart pralle ich mit dem Kopf auf die Holzbohlen des Wehrgangs und bleibe benommen liegen. Abgerissene Glieder, an denen noch Kleiderfetzen hängen, Knochensplitter, Mauerreste und Blut regnen auf mich herab. Mehr ist von dem jungen Mann, der drei Schritte neben mir stand, nicht übrig geblieben.
    Mehmed, du verdammter Mistkerl! Ich weiß, der Schuss galt mir!
    Mit dem Handrücken wische ich mir über das Gesicht und richte mich auf. Das Donnern Tausender Stimmen, die in tosenden Jubel ausbrechen, bestätigt mir, dass wir schon wieder einen schweren Treffer abbekommen haben. Vermutlich ist ein Stück aus der Mauer herausgebrochen.
    »Sag den Fratres, sie können uns begleiten«, keuche ich. Die Staubwolke raubt mir den Atem, und ich muss husten. »Wir können jeden Mann gebrauchen. Und sag ihnen, die Befehle gebe ich.«
    »Das wissen sie.«
    »Dann los!« Ich ziehe das Fläschchen mit dem Haschisch hervor und trinke es halb leer. Dann reiche ich es mit zitternder Hand an Tannhäuser weiter.
    Er nimmt einen tiefen Schluck. Dann gibt er mir das Fläschchen zurück. Mein Zittern kommentiert er nicht – er ist ein feiner Kerl. Manchmal eigensinnig und widerspenstig, manchmal vorlaut und frech, aber immer zuverlässig. Und immer in meiner Nähe, um mein Leben mit seinem zu schützen. So mag ich meine Jungs, hart und entschlossen.
    Ich stopfe den Korken zurück und schiebe das Fläschchen wieder unter meinen Harnisch. Die berauschende Wirkung wird bald einsetzen. Sie wird mir helfen, das Blut, das Feuer, die Schreie, den Donner, die Angst und die Schmerzen zu ertragen. »Komm jetzt!«
    Kurz darauf hasten wir die Treppen hinunter zur verborgenen Ausfallpforte, die die Türken noch nicht entdeckt und in Brand geschossen haben.
    »Gott sei mit euch!«, ruft irgendjemand hinter mir. »Eine Minute!«
    Als die Pulverfässer rumpelnd über das Kopfsteinpflaster des Hofes gerollt werden, sehe ich mich um und blicke in die angespannten Gesichter der Byzantiner, die die Pforte hinter uns schließen werden. Hochgezogene Schultern, die gespannten Armbrüste im Anschlag. Kein Türke wird heute Abend hier eindringen.
    »Gianantonio! Stefano! Giulio! Ihr nehmt die Sprengladungen!«, kommandiere ich. »Die anderen stellen sich in zwei Reihen auf! Rückt so schnell wie möglich vor bis zum Graben! Und zieht den Kopf ein!«
    »Und dass ihr mir gefälligst Abstand haltet!«, brüllt Tannhäuser die Jungs an, die sich im Laufschritt in zwei Reihen formieren. »Für fünf Männer

Weitere Kostenlose Bücher