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Das letzte Evangelium: Historischer Roman (German Edition)

Das letzte Evangelium: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das letzte Evangelium: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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vertrauen kann und der mir hilft, die Scherben wieder zusammenzusetzen. In knappen Worten berichte ich Federico, was seit meinem Erwachen heute Morgen geschehen ist. »Ich gehe nicht ohne dieses Büchlein.«
    Ich habe keine Hoffnung mehr, das Mandylion heute Nacht zu finden. Und wozu auch? In einigen Tagen werde ich mit Federico und Vittorio und meinen Bravi zurückkehren und es holen. Und ich werde Gil für das, was er mir angetan hat, zur Rechenschaft ziehen. Aber ich gehe nicht ohne mein Notizbuch. Nicht ohne meine Erinnerungen. Nicht ohne den kleinen Rest meines Lebens, der mir noch geblieben ist …
    Der Papst hat mich für tot erklärt!, denke ich erschüttert. Er hat mich begraben lassen!
    »Also gut«, sagt Federico schließlich. »Ihr holt das Notizbuch. Ich sattele die Pferde. Wir treffen uns bei den Ställen. In fünf Minuten.«

Kapitel 40
    Vor dem Portal des Dormitoriums
21. Dezember 1453
Viertel nach elf Uhr nachts
    Der Schnee weht mir ins Gesicht, als ich mich gegen das Portal des Dormitoriums lehne, das Ohr gegen das mit Raureif bedeckte Holz presse und lausche. Nichts zu hören.
    Lautlos drücke ich die Klinke herunter und schiebe die Tür einen Spaltbreit auf. Dann husche ich die Treppe hinunter, verberge mich in einer Nische und warte ab.
    Der Wind drückt die Tür weiter auf. Im flackernden Lichtschein der Stundenkerze auf dem Tisch des Significator Horarium kann ich sehen, wie der Schnee ins Dormitorium wirbelt. Doch niemand poltert zur offenen Tür, um sie wieder zu schließen.
    Wo ist Gil? In der Bibliothek bei den anderen? Oder im Weinkeller, um den Krug mit Rotwein aufzufüllen?
    Soll er sich doch betrinken!
    Ich haste die Stufen hinauf, trete in das Dormitorium und luge um den Vorhang einer Zelle herum.
    Der zerbrochene Schlüssel liegt noch immer neben der im eisigen Wind flackernden Stundenkerze.
    Da ist mein Notizbuch!
    Ich husche zum Tisch hinüber und greife danach. Ich will mich schon abwenden, um wieder zu verschwinden, als ich stutze.
    Wo sind die Pergamente geblieben, die Gil vorhin beschrieben hat? Ich blicke mich um. Der Vorhang seiner Zelle ist zurückgezogen. Auf seinem Bett liegen sie nicht.
    Warum ich ausgerechnet jetzt das Notizbuch aufschlage? Ich weiß es nicht. Ist es eine Ahnung? Ein Gefühl?
    Die Skizze auf der aufgeschlagenen Seite erschüttert mich zutiefst. Und die Tagebucheintragung unter der Zeichnung trifft mich ins Herz.
    Nach Atem ringend starre ich den Mann an, den ich am 28. Mai 1453 in Byzanz gezeichnet habe.
    Blut rinnt plötzlich über die Seite des Notizbuchs, löst die schwarze Tinte auf und tropft auf den Boden. Das Bild verwischt und verschwindet, während ich mit zitternden Händen Halt suche, gegen die Tischkante taumele und vor Schwäche zu Boden stürze. Hart schlage ich mit dem Kopf auf den Dielen auf. Mit der Wucht einer türkischen Kanonenkugel schießt der Schmerz durch meinen Kopf.
    Dann wird es schwarz um mich.

Kapitel 41
    Im Dormitorium
21. Dezember 1453
Kurz nach halb zwölf Uhr nachts
    Benommen setze ich mich auf. Was ist geschehen? Dann erinnere ich mich an das Notizbuch. Aufgeschlagen liegt es neben mir auf dem Boden.
    Vorsichtig betaste ich die Wunde an meinem Kopf und betrachte blinzelnd die Skizze von Gil. Mit dem Finger streiche ich über das glatte Pergament.
    Heute habe ich Jibril gesehen. Und alle Erinnerungen an Granada, die ich so gern vergessen wollte, kamen wieder zurück. Und alle Gefühle. Der Hass, die Wut, die Enttäuschung über seinen Verrat, aber auch die Leidenschaft, die uns damals verband. Und die Schuld.
    Unter der Zeichnung, die Gil in seiner Rüstung und im schwarzen Habit der Johanniter zeigt, steht sein wirklicher Name:
    Jibril ibn Ayman ibn Hafiz al-Assad, Prinz von Granada.
    Mit zitternden Fingern klappe ich das Büchlein zu.
    Jibril also!
    Ich muss so schnell wie möglich verschwinden.
    Hastig stecke ich das Notizbuch ein, dann verlasse ich das Dormitorium, ziehe die Tür hinter mir ins Schloss und gehe in die Kirche zurück. Nur ein kurzer Blick in die Krypta!
    Mit einer Kerze aus der Kapelle, wo Galcerán aufgebahrt liegt, eile ich in den Gang mit meinem Grab zurück.
    Da lehnt mein Grabstein an der Wand!
    Tot und begraben!
    Mein Herz krampft sich zusammen.
    Gil … Jibril, du Verräter, wieso tust du mir das an? Was ist damals zwischen uns geschehen? Wieso mussten Yared und Elija sterben? Was hast du zu tun mit dem Attentat auf meinen Mann und meinen kleinen Sohn in der Alhambra? Ich werde es herausfinden,

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