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Das letzte Hemd

Das letzte Hemd

Titel: Das letzte Hemd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Puettjer , Volker Bleeck
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eher älteren Baujahrs; das
eine, ein Lieferwagen, gehörte einem kleinen Klempnerbetrieb mit dem schönen
Firmennamen »Dichtung & Wahrheit«, das andere, ein Kombi, hatte wohl gar
kein Kennzeichen gehabt, denn unter den verkohlten Metallüberresten war nichts
zu finden gewesen. Becker nahm sich vor, diese Fälle als Nächstes genauer unter
die Lupe zu nehmen. Bisher hatten die Ermittlungen wenig Konkretes ergeben, man
hatte noch nicht alle Besitzer erreicht. Becker würde sich auch darum
intensiver kümmern müssen. Aber zuerst musste er das Protokoll der beiden
»Brandopfer« vom Rheydter Schloss schreiben.
    ***
    »Ach, du bist das.« Rosenmair öffnete J.P. weit die Tür.
    »Ja, ich bin’s. Und der Wein, den du letzte Woche bestellt hast«,
entgegnete J.P. , der mit drei Kartons beladen
dastand, und stellte die Kisten in den Flur. Gemeinsam schafften sie den Rest
der Bestellung aus J.P. ’s Bus in Rosenmairs Haus.
Dann setzten sie sich in die Küche, und J.P. nahm
das Angebot, noch einen Kaffee zu trinken, gern an. Er deutete auf die Kisten.
»Meinst du, du hast genug?«
    Rosenmair nickte bedächtig. »Für mich sollte es reichen. Was die
anderen betrifft …« Er ließ den Rest des Satzes ungesagt im Raum verhallen.
    J.P. stellte die Tasse ab. »Ich hätte
den Wein ja auch direkt hinbringen können. Wo ist denn die Feier eigentlich?«
    »Irgendwo in Düsseldorf, in so einem Nobelhotel. Lass mal, ich mach
das lieber selbst.«
    »Und wie kommst du von da wieder weg, nachdem du den ganzen Wein
allein getrunken hast?«
    »Gar nicht, dank des unschätzbar vorteilhaften Umstands, dass meine
liebe Exfrau in eben diesem Hotel absteigt, und in diesen Hotelzimmern gibt es
immer zwei riesige Betten, mindestens.«
    J.P. nickte verstehend. »Dann fährst
du also am nächsten Tag in aller Seelenruhe wieder zurück. Ist die orangene
Scheußlichkeit vor der Tür eigentlich wirklich dein Auto?«
    Rosenmair hob abwehrend beide Hände. »Ich benutze es nur. Frag
Larry, der hält den Wagen für so eine Art Tarnkappe. Aber du darfst ihn
bestimmt auch mal haben.«
    »Danke, mir ist schon schlecht. Wenn übrigens nach der Feier noch
Wein übrig ist, kannst du mir den wieder zurückbringen.«
    »Oder selbst trinken.«
    » Oui , oder selbst trinken, klar.« J.P. rutschte auf seinem Stuhl hin und her.
    Rosenmair sah ihn fragend an. »Was hast du denn?«
    »Ach, nichts. Oder vielleicht doch.« Er brauchte noch einen Moment,
dann rückte er raus mit der Sprache. »Mir hat jemand gesteckt, dass demnächst
ein Restauranttester bei mir auftauchen wird.«
    »Ah, endlich! Und jetzt hast du Angst, dass du nicht gut genug bist
und den Stern vielleicht nicht bekommst?«
    » Mais non – ich habe Angst, dass ich ihn bekomme.«
    J.P. ’s Restaurant »Zur Pulvermühle«
lag ziemlich versteckt im Elmpter Wald, im Grunde musste man wissen, wo es war,
um es auch wirklich zu finden. Die Öffnungszeiten waren von Lust und Laune des
Inhabers, Kochs und Betreibers abhängig, die Öffnungstage auch, die Speisekarte
sowieso. Rosenmair wusste, dass J.P. von Zeit zu
Zeit Angebote von Banken, Versicherungen und anderen unerfreulichen
Institutionen bekam, die für viel Geld seine Räumlichkeiten und Kochkunst
mieten wollten. Oft ließ J.P. diese Leute abblitzen,
manchmal jedoch nahm er an, irgendwie mussten er und Catherine sich ja auch
finanzieren. Wobei Rosenmair, dessen ungeachtet, immer noch ziemlich
schleierhaft war, wie das eigentlich funktionieren konnte, gerade jetzt, in
Zeiten der Finanzkrise. Nun, irgendwie ging es, und er hatte von beiden noch
nie irgendwelches Gejammer über Geldnot oder so gehört – auch deshalb mochte er
sie so. Wahrscheinlich hatten sie aus Kanada einen Koffer voller Geldscheine,
Goldbarren oder Diamanten mit nach Deutschland gebracht oder verfügten über
alchimistische Kenntnisse und machten in ihrem Keller heimlich Blei zu Gold
oder, viel besser, verwandelten Wasser in Wein. Vielleicht hatten sie aber auch
einfach nur geerbt oder im Lotto gewonnen. Was allerdings alles nicht erklärte,
warum J.P. Angst davor haben sollte, vielleicht
einen Stern zu bekommen.
    Rosenmair versuchte es mit harmloser Frotzelei. »Das hat aber jetzt
keine religiösen Gründe, oder?«
    J.P. starrte ihn verständnislos an.
»Wie meinst du das denn?«
    »Na ja, manche Menschen essen nie Fleisch oder freitags keinen Fisch
oder nur freitags Fisch oder nur weißes Fleisch an geraden Tagen …« Rosenmair
holte kurz Luft. »Da kann es ja auch sein,

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