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Das letzte Kind

Das letzte Kind

Titel: Das letzte Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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er wusste es.«
    »Aber warum soll er es sagen? Er belastet sich damit.« Darauf wusste Hunt keine Antwort. »Sie glauben, Cross hat David Wilson umgebracht?«, fragte Yoakum. »Sie glauben wirklich, Cross hat ihn gegen die Brüstung geschmettert? Ihn von der Brücke geschleudert und sich dann auf seine Kehle gestellt? Das wäre wirklich Hardcore, Clyde. Ein Mord mit Vorbedacht. Cross ist nicht mein Liebling, aber er ist immer noch ein Cop.«
    »Wilson hatte eine Kletterausrüstung und ein Geländemotorrad. Ich glaube, er hat den Tag damit verbracht, über die Waldwege zu fahren und in verschiedene Schächte zu klettern. Und ich glaube, den größten und tiefsten Schacht hat er sich für den Schluss aufgehoben. Ich glaube, er hat Alyssas Leiche gefunden, und das hat ihn das Leben gekostet.«
    »Das ist sehr dünn, Clyde.«
    »Wer hat Wilsons Land Cruiser gefunden?«
    »Cross.«
    »Genau. Er sagt, es war ein Betrunkener, der Rehe wildern wollte. Der Betrunkene hat von einem Münztelefon aus angerufen und Cross erwischt. Der Anrufer wurde nicht identifiziert. Es war ein öffentliches Telefon. Ist doch praktisch, oder?«
    »Polizisten haben manchmal Glück. Die halbe Zeit besteht der Job nur daraus. Ich hab Sie noch nie meckern hören, wenn Sie mal Glück hatten.«
    »Haben Sie Cross je auf dem Schießstand gesehen ?«
    »Natürlich.«
    »Haben Sie je mit Ihrer privaten Waffe auf dem Schießstand geschossen?«
    »Oh, Scheiße.«
    »Könnte er eine von Ihren Hülsen aufgelesen haben.« Yoakum wusste keine einfache Antwort. Er dachte daran, wie es auf dem Schießstand zuging: Ohrenschützer, Schutzbrillen, Konzentration auf das Ziel, und nichts sonst.
    Hunt redete weiter, und sein Ton wurde schärfer. »Es hat sich herumgesprochen, dass ich einen Cop suchte. Also hat Cross mir einen Cop geliefert. Er hat mir David Wilsons Wagen geliefert und dazu eine Patronenhülse mit einem Fingerabdruck. Er hat mir Sie geliefert.«
    Yoakum schwieg. Das tat er manchmal, wenn etwas persönlich wurde. »Wir sind bald da.« Yoakum schaute aus dem Fenster. »Was wissen Sie über die Leute, zu denen wir fahren?«
    Hunt bog rechts ab, und die Straße wurde schmaler. Vor ihnen stand das Schild mit dem Wort »Geschlossen« in weißer Sprühfarbe. »Wir sind auf dem Weg zum Schacht an ihnen vorbeigefahren. Ein Mann und eine Frau. Er trinkt gern Bier. Sie ist beschissen hässlich. Sie wohnen in einem vergammelten Trailer vor der Einfahrt zu den Minen. Vorhin stand ein Truck vor der Tür. Soweit ich weiß, sind sie die Einzigen, die in der Nähe der Minen wohnen. Darüber hinaus weiß ich nichts.«
    »Nichts?«
    »Nicht mal, wie sie heißen.«
    »Warum sind wir dann hier?«
    »Wegen der Geografie.« Hunt fuhr auf einer schmalen Brücke über einen kleinen Bach. »Alles andere ergibt keinen Sinn.« Die Straße verwandelte sich in einen Lehmweg. Kleine Steine klapperten ans Bodenblech. »Jetzt kommt's gleich.«
    »Der Chief hat meine Dienstwaffe noch.«
    »Handschuhfach.«
    Yoakum öffnete die Klappe und nahm Hunts private Pistole heraus. Er zog den Verschluss zurück und sah nach, ob sie geladen war. »Hübsch.«
    Hunt sah den alten Trailer und den Pick-up mit den Bierdosen. Licht brannte hinter schmutzigen Fenstern. Im Trailer bewegte sich jemand. Hunt schaltete die Scheinwerfer aus und ließ den Wagen hinter dem Truck ausrollen. Er behielt den Trailer im Auge und gab die Nummer des Trucks in den Computer ein. »Zugelassen auf Patricia Defries. Ein paar Verurteilungen wegen kleinerer Delikte. Urinieren in der Öffentlichkeit, Ruhestörung unter Alkoholeinfluss.«
    »Reizend.«
    »Zwei Straftaten.«
    »Nämlich?«
    »Scheckfälschung und Betrug. Noch so ein Ding, dann wären es drei, und sie wandert für längere Zeit in den Knast. Falls Cross sie bei einer krummen Sache ertappte, hätte er sie damit unter Druck setzen können.«
    »Wie machen wir's?«
    »Ganz einfach.« Hunt öffnete seine Wagentür. »Wir lügen.«
    Yoakum steckte die Pistole ein, als sie auf die schmale Veranda traten. Durch das Fenster sahen sie ein langes, niedriges Sofa mit einem Mann, der die Füße hochgelegt hatte. Er sah aus wie der, den Hunt gesehen hatte. Dürr und unrasiert. Schmutzig. Er hatte eine eingefallene Brust und dünne Beine, und er hielt eine Bierdose in der Hand. Der bläuliche Lichtschein des Fernsehers lag auf seinem Gesicht. Auch die Frau war die, an die er sich erinnerte. Kurzer Rock. Niederträchtiges Gesicht. Ihrer Haltung nach zu schließen, war sie

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