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Das letzte Koenigreich

Das letzte Koenigreich

Titel: Das letzte Koenigreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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bearbeiten, während ich in den Hof zurückging und den Brunnen bestaunte. Er war bemoost und verdreckt. Trotzdem konnte ich mir vorstellen, wie er früher einmal mit klarem Wasser gefüllt war. Ein Frosch hüpfte auf eine kleine Steininsel in der Mitte, und ich erinnerte mich wieder an das Urteil meines Vaters über die Ostangeln: Frösche.
    Weland kam durchs Tor. Er blieb unter dem Bogen stehen, fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und grinste. «Hast du deine Saxe verloren, Uhtred?»
    «Nein», antwortete ich.
    «Ragnar hat mich geschickt», sagte er. «Wir brechen auf.»
    Ich nickte, zweifelte aber an seinen Worten, denn Ragnar hätte zum Aufbruch ins Horn gestoßen. «Also komm jetzt, Junge», sagte Weland. Erneut nickte ich wortlos.
    Er richtete seine dunklen Augen auf die leeren Fenster des Hauses und dann zurück auf den Brunnen. «Ist das ein Frosch oder eine Kröte?», fragte er.
    «Ein Frosch.»
    «Im Frankenreich heißt es, dass man Frösche essen kann», sagte er und ging auf den Brunnen zu. Um Abstand zu halten, wich ich auf die gegenüberliegende Seite des steinernen Rings aus. «Hast du schon mal einen Frosch gegessen, Uhtred?»
    «Nein.»
    «Willst du es nicht mal probieren?» «Nein.»
    Er griff in einen Lederbeutel, der über seinem zerrissenen Kettenhemd am Waffengurt hing. Er hatte jetzt Geld, zwei Armreife, gute Stiefel, einen Eisenhelm, ein langes Schwert und das Kettenhemd, das zwar hätte geflickt werden müssen, aber auch so sehr viel besser schützte als jene Lumpen, in denen er vor Ragnars Haus aufgetaucht war. «Diese Münze gehört dir, wenn du einen Frosch fängst», sagte er und schnippte ein Silberstück in die Luft.
    «Ich will keinen Frosch fangen», erwiderte ich mürrisch.
    «Ich schon.» Grinsend zog er sein Schwert, das zischend aus der hölzernen Scheide fuhr. Das Wasser im Brunnen, in den er nun stieg, reichte nicht bis über den
    Rand der Stiefel. Der Frosch verschwand in der grünen Brühe. Doch auf den hatte es Weland auch gar nicht abgesehen, sondern auf mich, und ich wusste, dass er mich umbringen wollte, doch aus irgendeinem Grund konnte ich mich nicht rühren. Ich war überrascht und gleichzeitig auch nicht überrascht. Ich hatte ihn nie gemocht, ihm nie getraut und ahnte, dass er geschickt worden war, um mich zu töten. Daran hatte ihn bislang nur die Tatsache gehindert, dass ich immer in Begleitung gewesen war. Jetzt aber witterte Weland seine Chance. Er grinste und watete, das Schwert erhoben, auf mich zu. Endlich löste sich der lähmende Schrecken, und ich rannte zurück in den Säulengang. Ins Haus wollte ich nicht, denn da war ja Brida, und ich wusste, dass er sie umbringen würde, wenn er sie fände. Er sprang aus dem Brunnen und versuchte, mir den Weg abzuschneiden, um mich an der Flucht durchs Tor zu hindern. Seine Stiefel hinterließen feuchte Spuren auf den römischen Steinplatten.
    «Was ist los mit dir, Uhtred? Hast du Angst vor Fröschen?»
    «Was will er?», rief ich.
    «Nicht so hochnäsig, kleiner Aldermann.» Er kam näher und schwang sein Schwert. «Dein Onkel lässt dir Grüße ausrichten und vertraut darauf, dass du in der Hölle schmorst, während er auf Bebbanburg ein angenehmes Leben fuhrt .»
    «Du kommst von ...», hob ich an, doch die Frage erübrigte sich. Es war klar, dass Weland A Elfric diente. Ich wich zurück.
    «Für deinen Tod wird mir zur Belohnung sein neugeborener Sohn in Silber aufgewogen», sagte Weland. «Das Kind müsste inzwischen schon zur Welt gekommen sein. Dein Onkel kann deinen Tod kaum erwarten. Fast hätte ich dich in jener Nacht vor Snotengaham erwischt, und im letzten Winter ging mein Pfeil nur knapp daneben. Dieses Mal bist du dran, aber es wird schnell gehen. Dein Onkel will, dass du nicht lange leidest. Also knie dich hin, Junge. Auf die Knie!» Er ließ die Klinge durch die Luft zischen. «Ich habe meinem Schwert noch keinen Namen gegeben», sagte er. «Vielleicht werde ich es von nun an Waisentöter nennen.»
    Ich täuschte einen Sprung nach rechts vor und versuchte, nach links auszuweichen, doch er war wieselflink und verstellte mir den Weg. Ich wusste, dass es kein Entrinnen gab, und auch er wusste es. Er grinste. «Es wird schnell gehen», sagte er. «Versprochen.»
    Dann traf der erste Dachziegel seinen Helm. Nicht, dass er ihn verletzt hätte, doch der unerwartete Aufprall ließ ihn zusammenfahren. Der zweite Ziegel traf ihn an der Hüfte, der dritte die Schulter, und Brida rief vom Dach: «Lauf durchs

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