Das letzte Koenigreich
Versen beschreiben, was sich dort zugetragen hat, doch jede Schlacht ist im Grunde wie die andere. Männer sterben. Im Schildwall herrschen Schweiß, Grauen, Krampf, halbe Treffer, ganze Treffer, Schreie und der Tod.
Es gab, genauer gesagt, zwei Schlachten, nämlich eine oben auf A Esc Hügel, die andere am Flussufer, und beide waren schnell entschieden. Harald und Bagseg fielen, Sidroc der Altere sah seinen Sohn sterben und wurde wenig später selbst getötet, so auch die Grafen Osbern und Fraena mit vielen anderen guten Kämpfern. Die Christenpriester erflehten von ihrem Gott Kraft für ihre Schwerter, und an diesem Tag schlief Odin, aber der Christengott war wach.
Wir wurden zurückgeschlagen, sowohl auf dem Hügel als auch im Tal, und nur der Erschöpfung des Feindes war es zu verdanken, dass wir nicht alle fielen und einige fliehen konnten. Zu den vielen Opfern gehörte auch Toki, Ragnars Schiffsmeister, der so geschickt mit dem Schwert hatte kämpfen können. Er starb in dem Graben vor Alfreds Schildwall. Ragnar, das Gesicht und das offene Haar voller Feindesblut, konnte es nicht fassen. Die Westsachsen triumphierten.
Sie hatten wie Besessene gekämpft, wie Männer, die genau wussten, dass die Zukunft ihres Landes von diesem Winternachmittag abhing. Und sie hatten uns besiegt.
Alles ist dem Schicksal unterworfen. Geschlagen kehrten wir nach Readingum zurück.
SECHS
Wenn die Engländer heute von der Schlacht auf A Escs Hügel sprechen, legen sie Wert auf die Feststellung, dass Gott den Westsachsen zum Sieg verhalf, weil König A Ethelred und sein Bruder Alfred inbrünstig darum gebetet hatten.
Vielleicht haben sie Recht. Ich kann mir gut vorstellen, dass Alfred gebetet hatte, doch war seine Wahl des Kampfplatzes gewiss nicht weniger hilfreich. Vor seinem Schildwall lag ein tiefer, von der Winterflut überspülter Graben. Die Dänen mussten durch diesen Schlammtrog hindurch, und ihre Gegner, jene Bauern, die nur widerwillig in den Krieg gezogen waren, hatten sich von Alfred und im Vertrauen auf ihren Gott ermutigen lassen. Ich glaube, sie verdankten ihren Sieg diesem Graben, aber wahrscheinlich werden sie gesagt haben, dass er von Gott ausgehoben worden sei.
Auch Halfdan wurde geschlagen. Als er mit seinen Kämpfern über einen sanften Anstieg hügelan rückte, stand die Sonne schon tief und blendete seine Männer, jedenfalls sagten sie das später. Sie wurden von A Ethelreds Truppen überrannt. Wie Alfred, so hatte auch der König seine Bauernschar mit Erfolg anzustacheln vermocht, sodass sie sich mit Heldenmut auf die Dänen stürzten, die ihrerseits entmutigt wurden, als sie sahen, dass ihr Heer im Tal der heftigen Gegenwehr Alfreds unterlegen war. Engel mit flammenden Schwertern erschienen in der Schlacht nicht, gleichgültig was heute die Priester behaupten. Je denfalls habe ich keine gesehen. Allerdings war da ein mit Schlamm und Wasser gefüllter Graben, die Dänen wurden geschlagen, und das Schicksal wendete sich.
Ich hatte nicht gewusst, dass die Dänen verlieren könnten, aber mit vierzehn Jahren lernte ich auch diese Lektion. Zum ersten Mal hörte ich die Sachsen jubeln, und tief in meiner Seele rührte sich etwas.
Wir zogen uns nach Readingum zurück.
Während der Winter zum Frühling und der Frühling zum Sommer wurde , folgten noch viele Kämpfe. Mit dem neuen Jahr kamen weitere Dänen ins Land, die die Lücken in unseren Reihen schlossen, und wir siegten über die Westsachsen, sooft sie sich uns stellten. Zweimal kämpften wir gegen sie bei Basengas in Hamptonscir, dann bei Mereton, einer in Wiltunscir, also tiefer im Feindesland gelegenen Ortschaft, und dann auch bei Wiltun. Jedes Mal trugen wir den Sieg davon, das heißt, wir trieben den Feind zurück, konnten ihn aber nie endgültig bezwingen. Stattdessen rieben wir uns gegenseitig immer mehr auf, und als der Sommer kam, waren wir von der Eroberung von Wessex ebenso weit entfernt, wie wir es zum Julfest gewesen waren.
Immerhin gelang es uns, König A Ethelred zu töten. Bei Wiltun wurde ihm von einer Axt die Schulter zerschmettert. Obwohl man ihn eilends vom Schlachtfeld trug, obwohl Priester und Mönche am Krankenbett seine Rettung erflehten und obwohl alle möglichen Heilverfahren an ihm ausprobiert wurden, starb er wenige Tage später.
Er hinterließ einen A Etheling, einen Erben, seinen ältesten Sohn Prinz A Ethelwold, der aber wie ich erst vierzehn Jahre alt war, also zur Herrschaft noch zu jung, obwohl manche ihn dennoch
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