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Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt , Berit Reiss-Andersen
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geht’s nicht.«
    »Aber das ist doch eher Kantine als …« Billy T. rümpfte die Nase und zeigte auf das Besteck aus Edelstahl. Alles lag in perfekter Ordnung da, als werde jeden Moment ein Werbefotograf erwartet.
    »Wenn überhaupt, dann die Kantine im Schloß«, erwiderte Severin. »Das ist italienischer Designerstahl. Und alles hier ist aufeinander abgestimmt.«
    Wenn die Küche klein war, dann war das Wohnzimmer zum Ausgleich über hundert Quadratmeter groß. Wände und Decke waren kreideweiß, die Tragbalken schwarz wie der Boden. Das Zentrum des Zimmers bildete eine Sitzgruppe aus zwei fünfsitzigen Sofas, die einander gegenüber und mindestens vier Meter voneinander entfernt standen. Der ungewöhnlich große Couchtisch war aus Stahl und Glas. Billy T. nahm einen Prachtband über indische Tempelaffen vom Tisch und blätterte gleichgültig darin. Dann ließ er ihn zurück auf die Glasplatte fallen und zeigte auf ein Ölgemälde, das hinter einem der Sofas an der Querwand hing.
    »Sieh dir diesen Rotton an! Der paßt zum Sofa. Er hat sich ein Scheißbild gekauft, das zu den Möbeln paßt!«
    »Oder umgekehrt«, sagte Severin, der sich dem enormen nicht gegenständlichen Bild genähert hatte. »Gunvor Advocaat. Ich glaube, es ist umgekehrt, Billy T. Erst das Bild, dann die Möbel. Sieht toll aus, das Rote vor dem Schwarzen.«
    Billy T. gab keine Antwort. Er versuchte eine Tür in der nach Süden gelegenen Glaswand zu öffnen, um auf die riesige Dachterrasse zu gelangen.
    »Abgeschlossen«, sagte er überflüssigerweise und gab auf. »Werfen wir doch mal einen Blick ins Badezimmer. Badezimmer sind immer spannend.«
    Er stapfte durch den langen Flur. Plötzlich blieb er stehen und starrte eine Serie aus fünfzehn bis zwanzig Fotografien an, die hinter Glas und Rahmen in drei Reihen an der Wand hingen.
    »Brede Ziegler und … das ist etwas für dich, Severin. Brede und Wenche Foss!«
    Severin Heger grinste und zeigte auf das nächste Bild.
    »Catherine Deneuve. Das da sind Brede Ziegler und Catherine Deneuve!«
    »Und Brede, wie er mit Jens Stoltenberg ißt.«
    »Und da ist … wer zum Teufel ist das?«
    »Björk«, sagte Severin. »Das sind Ziegler und Björk in einem Wagen.«
    »Jaguar«, murmelte Billy T. »Wer ist Björk?«
    Severin lachte so sehr, daß sein Lachen in Husten umschlug. »Und du behauptest, ich sei promifihickxiert!«
    Billy T. hieb ihm in den Rücken und beugte sich über das unterste Bild auf der rechten Seite. »Das kann doch nicht sein«, rief er rund patschte mit dem Zeigefinger auf das Glas. »Siehst du, wem Brede da die Hand schüttelt?«
    Severin versuchte, die Luft anzuhalten und trotzdem zu sprechen. »Der Papst«, keuchte er. »Brede behickgrüßt den Papst!«
    »Hol dir ein Glas Wasser. Das Dings im Kühlschrank sah doch fesch aus.«
    Billy T. ließ die Hände über die Wand gleiten, bis er die erste Tür neben den Fotos erreicht hatte. Die Klinke fühlte sich kalt und schwer an. Er drückte sie vorsichtig nach unten und öffnete die Tür.
    Das Schlafzimmer entsprach der restlichen Wohnung. Der Boden war kreideweiß lackiert. Mitten im Zimmer stand ein Doppelbett mit stählernem Rahmen. Die Bettwäsche war entfernt worden, Decken und Kissen lagen ordentlich zusammengefaltet am Fußende der riesigen Matratze. Auch die Nachttische waren weiß, sie enthielten Schubladen aus Milchglas. Auf dem einen lag ein Buch eines Autors, dessen Name Billy T. nichts sagte. Der andere war leer, abgesehen von einer Leselampe, deren Kuppel aus dem gleichen Glas gefertigt war wie die Schubladen. Die Schlafzimmerwände waren kahl, die Schiebetüren der Schranksektion mit rußigem Spiegelglas verkleidet. Billy T. starrte für einen Moment sich selbst an. Dann öffnete er eins der Schiebeelemente.
    »Das ist pervers«, sagte er halblaut zu Severin, der in der Türöffnung stand und ein Glas Wasser in sich hineinschüttete. »Das sind doch mindestens fünfzig Stück.«
    Ein breiter Turm aus Schuhkartons, die mit Polaroidfotos gekennzeichnet waren. Billy T. öffnete den obersten. Das Bild draußen zeigte ein Paar rote, hochhackige Damenschuhe. Das stimmte. Das Bild auf dem nächsten Karton zeigte elegante schwarze Herrenschuhe. Auch hier stimmte der Inhalt mit dem Bild überein.
    »Ein Schuharchiv«, sagte Severin beeindruckt. »Ziemlicher Ordnungsmensch, der gute Brede.«
    »Aber schau dir das an …«
    Billy T. hatte die andere Schrankseite geöffnet. Drei Säulen aus Drahtkörben ragten nebeneinander

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